Köln (SID) Bundestrainer Julian Nagelsmann fordert eine weitere Steigerung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für die kommenden Aufgaben in der WM-Qualifikation. Dieser Lehrgang sei aufgrund der Blamage von Bratislava nur „zu 50 Prozent zufriedenstellend“, sagte der 38-Jährige nach dem Sieg gegen Nordirland (3:1). Der nächste, betonte Nagelsmann, „sollte zu 100 Prozent zufriedenstellend sein“.
Entsprechend gedämpft war die Stimmung des Bundestrainers nach dem wichtigen ersten Qualisieg auf dem Weg zur WM 2026. Nachdem in der Slowakei (0:2) alles „in Schutt und Asche“ gelegen habe, finde er es „ein bisschen vermessen, jetzt auf himmelhochjauchzend zu machen“, sagte Nagelsmann: „Wir schauen auf das Momentum und konzentrieren uns auf die Spiele.“
Auf dem Weg zum WM-Turnier in den USA, Kanada und Mexiko geht es für Nagelsmann und seine Mannschaft am 10. Oktober in Sinsheim gegen Luxemburg weiter, den dritten Gegner in der Gruppe A. Drei Tage später folgt das Rückspiel in Belfast gegen Nordirland. Nur der Gruppensieger qualifiziert sich direkt für die WM.
Angesichts der Pfiffe der Fans nach der ersten Halbzeit gegen Nordirland zeigte sich Nagelsmann hin- und hergerissen. „Ich habe auf der einen Seite Verständnis und auf der anderen Seite einen Wunsch für etwas anderes“, sagte er: „Weil ich glaube, dass es den Menschen da unten nichts bringt. Wenn wir alle wie Hyänen im Busch sitzen und warten, bis man endlich wieder beißen und sagen kann, wie schlecht jemand ist und dass er alles beschissen macht – ich glaube nicht, dass man sich dann so super entwickelt als Land.“
Nagelsmann im Interview: „Wir mussten das Spiel gewinnen“
Julian Nagelsmann: „Wir sind verdient in Führung gegangen. Dann haben wir mit dem einzigen Torschuss, den wir heute bekommen haben, den Ausgleich kassiert. In der Phase danach hatten ein viel zu langsames Spiel mit dem Ball. Aber das habe ich den Spielern auch in der Halbzeit gesagt. Was ist jetzt passiert? Wir haben den Ausgleich gekriegt. Wow! Das passiert öfter im Fußball. Die Fans haben gepfiffen. Auch wow! Wichtig ist jetzt, wie wir darauf reagieren. Dann hatten wir gute Wechsel. Ich finde: Die letzten 30 Minuten war es schon wieder in Richtung gut. Wir mussten das Spiel gewinnen. Das haben wir gemacht.“
Welche Erkenntnisse haben Sie aus dem Spielverlauf gezogen?
Wie überrascht waren Sie über die Pfiffe zur Halbzeit?
Nagelsmann: „Die Zuschauer gehen mit einer gewissen Erwartungshaltung ins Stadion, die dann offensichtlich aber nicht erfüllt wurde. Das kann ich auch nachvollziehen. Auf der anderen Seite schaue ich mir auch Spiele an, und ich bin auch nicht immer super zufrieden, trotzdem pfeife ich nicht. Weil ich glaube, dass es den Menschen da unten nichts bringt. Wenn wir alle wie Hyänen im Busch sitzen und warten, bis man endlich wieder beißen und sagen kann, wie schlecht jemand ist und dass er alles beschissen macht – ich glaube nicht, dass man sich dann so super entwickelt als Land. Ich habe auf der einen Seite Verständnis und auf der anderen Seite einen Wunsch für etwas anderes.“
Sie haben die Wechsel angesprochen. Wie hat Ihnen Nadiem Amiri gefallen?
Nagelsmann: „Nadiem ist immer auf dem Gaspedal. Er hat immer Lust, Spiele zu gewinnen. Das war schon in der U17 oder U19 so. Er kam rein und hatte einfach Bock. Er hat sich zerrissen. Deswegen freut es mich sehr für ihn, weil er alles reingeworfen hat, was uns in der Phase des Spiels sehr gut getan hat.“
Wie sehen Sie die Situation im Mittelfeldzentrum?“
Nagelsmann: „Das hängt vom Gegner ab. In meiner Denkweise kannst du einfach nicht gegen jeden Gegner dasselbe Personal auf dem Platz haben. Die Formel 1 fährt auch nicht immer mit denselben Reifen, weil es einfach keinen Sinn macht, mit Slicks zu fahren, wenn es regnet. Und es macht keinen Sinn, einen kleinen Sechser zu haben, wenn der Gegner nur auf die zweiten Bälle geht. Oder es macht keinen Sinn, einen Abräumer zu haben, wenn du 90 Prozent Ballbesitz erwartest. Es ist schon ein Ziel, dass wir Pärchen haben, die viel spielen. Ich will auch die Spannung in der Mannschaft hochhalten.“
Sind Sie optimistisch, dass Ihr Team mit dieser Leistung in der WM-Qualifikation bis November das Ziel erreichen kann?
Nagelsmann: „Wir schauen auf das Momentum und konzentrieren uns auf die Spiele. Ich finde es ein bisschen vermessen, nach Donnerstag, wo alles in Schutt und Asche lag, jetzt auf himmelhochjauchzend zu machen. Daran will ich mich nicht beteiligen. Dieser Lehrgang war zu 50 Prozent zufriedenstellend, der nächste sollte zu 100 Prozent zufriedenstellend sein. Wir versuchen, die vier Spiele zu gewinnen, um auf uns zu schauen.“
Bereits feststehende Teilnehmer der WM 2026
Während die deutsche Nationalmannschaft gerade erst in die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2026 gestartet ist, steht das Teilnehmerfeld für das Mammut-Turnier bereits zu über einem Drittel fest. Auch in Afrika lösten die ersten beiden Teams ihr WM-Ticket. Nachdem sich Marokko bereits am Freitag qualifiziert hatte, zog Tunesien am Montag nach. 30 Plätze sind im auf 48 Nationen aufgestockten Teilnehmerfeld nun noch frei.
Der SID gibt einen Überblick über die bereits qualifizierten Nationen: