Rio de Janeiro/Frankfurt (SID) Darja Varfolomeev untermauert bei der WM in der Rhythmischen Sportgymnastik ihre Vormachtstellung. Schon jetzt hat sie die nächsten großen Ziele im Blick.
Christusstatue, Zuckerhut, Copacabana – an Ausflugszielen wird es Darja Varfolomeev nicht mangeln. Zwar habe sie von Brasilien bislang kaum etwas gesehen, sagte sie nach dem Gewinn ihrer fünften und letzten Goldmedaille bei der WM in der Rhythmischen Sportgymnastik in Rio, doch nun wolle sie sich das Land noch „drei Tage lang angucken“. Nach Monaten höchster Anspannung und Intensität kann die 18-Jährige nun durchatmen – und ihre gigantischen Erfolge bei den Weltmeisterschaften Revue passieren lassen.
Bei den globalen Titelkämpfen hatte Varfolomeev zuvor einmal mehr keinen Zweifel daran gelassen, wer die beste Rhythmische Sportgymnastin der Welt ist. Und das, obwohl sich die Olympiasiegerin von 2024 diesmal in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit auch von ihrer menschlichen Seite zeigte. Im Einzelfinale mit dem Reifen am Sonntag kam Varfolomeev aus dem Gleichgewicht, musste sich mit der Hand auf dem Boden abstützen – hinüber war die Chance auf Gold. Während ihre Vereinskollegin vom TSV Schmiden, Anastasia Simakova, Bronze gewann, reichte es für Varfolomeev nur zu Platz fünf.
„Natürlich war der Fehler mit dem Reifen sehr schade“, sagte sie danach, „aber ich habe trotzdem ohne Verluste sehr gut durchgezogen.“ Ihre Reaktion auf das unvorhergesehene Missgeschick bewies ihre mentale Stärke. Denn in den anschließenden Einzelfinals mit dem Ball, den Keulen und dem Band ließ die gebürtige Russin der Konkurrenz keine Chance. Am Freitag bereits hatte sich Varfolomeev den Titel im Mehrkampf gesichert, am Samstag gab es in der Teamwertung, die sich aus den Mehrkampfergebnisse im Einzel und in der Gruppe zusammensetzt, eine weitere Goldmedaille.
„Ich bin sehr froh, dass es so gut für mich gelaufen ist“, sagte Varfolomeev nach dem letzten Durchlauf. Bei der WM in Valencia vor zwei Jahre hatte sie alle der fünf möglichen Einzeltitel gewonnen, in Rio verteidigte sie vier erfolgreich. Schon jetzt steht Varfolomeev in der ewigen WM-Bestenliste mit insgesamt zehn Einzeltiteln auf Platz vier. Wie lange wird dieser Erfolgslauf anhalten in einer Sportart, in der Titelgewinne bereits rund um das Erreichen der Volljährigkeit von Jahr zu Jahr schwieriger werden?
Athletinnen wie die Ukrainerin Taisiia Onofriitschuk (17) oder die US-Amerikanerin Rin Keys (16) überzeugten in Rio mit Podestplatzierungen und könnten bis zur WM im kommenden Jahr in Frankfurt am Main den nächsten Schritt machen. „Es gibt viele gute Gymnastinnen, die aufgekommen sind und die noch jünger sind als ich“, sagte Varfolomeev zuletzt im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) – blickte zugleich aber schon über die Heim-WM hinaus: „Das größte Ziel ist natürlich Olympia 2028 in Los Angeles.“
Dann ist Varfolomeev 21 Jahre alt. Doch davon will sie sich bei ihrer nächsten Jagd nach Gold ebenso wenig beeindrucken lassen wie von einem kleinen Malheur auf der Wettkampffläche.