München (SID) Mit großen Zielen und großen Gefühlen geht Lena Oberdorf in ihr erstes Bundesligaspiel nach über 15 Monaten – und das vor einer Traumkulisse.
Die Tränen bei Lena Oberdorf nach ihrem Pflichtspiel-Debüt für den FC Bayern sind kaum getrocknet, da steht für die 23-Jährige schon das nächste emotionale Highlight an: ihr sehnlichst erwarteter Bundesliga-Einstand für die ambitionierten Münchnerinnen – und das auch noch vor der Rekordkulisse von über 50.000 Zuschauern. „Ich freue mich mega. Das ist das, was wir uns in Deutschland einfach immer wünschen, dass wir die großen Stadien voll kriegen. Das ist eine Riesenehre“, sagte die Nationalspielerin vor dem Meilenstein am Samstag (17.45 Uhr/ARD, DAZN und MagentaSport) gegen Bayer Leverkusen im SID-Interview.
Oberdorf hatte nach einem Kreuzbandriss im Supercup gegen Wolfsburg (4:2) in der Vorwoche ihr erstes Pflichtspiel für die Double-Gewinnerinnen absolviert. „Ich hatte auf dem Weg ins Stadion tatsächlich Tränen in den Augen“, erzählte sie. Im Bus habe sie neben Linda Dallmann gesessen und zu der habe sie gesagt, „dass ich gerade voll emotional werde, weil ich es einfach so vermisst habe. Es war einfach schön.“
Und wie wird das nun bei ihrem ersten Heimauftritt mit den Gefühlen? „Ich hoffe besser, weil ich jetzt schon ein Pflichtspiel habe. Man hat natürlich die Allianz Arena das erste Mal komplett in Rot. Das ist natürlich auch nochmal was Besonderes“, sagte Oberdorf, um dabei auch die Bedeutung der Partie zu unterstreichen: „Man merkt es auch im Training, jeder hat Bock, jeder will spielen, alle wollen sich zeigen. Deswegen kann ich es eigentlich kaum abwarten.“
Für Oberdorf und ihre Bayern soll das Duell gegen Leverkusen nach dem Gewinn von Meisterschaft, Pokal und Supercup der Startschuss in eine erfolgreiche (Triple-)Saison werden. Das Selbstbewusstsein ist groß. „Wir wissen, was für eine Qualität wir im Kader haben“, betonte Oberdorf. Sie glaube, „wir müssen da wirklich nach den großen Titeln greifen. Wir wollen natürlich auch den internationalen Titel angreifen. Ob es dann diese Saison schon reicht, das wird man sehen.“
Der Kader sei „zumindest so zusammengestellt, um die Champions League gewinnen zu können. Es bringt nichts zu sagen: Wir schauen mal“, ergänzte die Führungsspielerin forsch: „Man muss sich wirklich jeden Tag sagen: Wir wollen mal die Champions League gewinnen. Es ist einfach dieser Wille da.“ Dies unterstrich auch Klara Bühl. „Die jüngsten Titel geben uns noch mal mehr Selbstverständnis und Selbstvertrauen“, sagte sie dem SID und hob ebenfalls die europäischen Ambitionen des FC Bayern hervor. Man wolle auch in der Königsklasse „den nächsten Schritt machen“.
Doch zunächst lag bei den Münchnerinnen der ganze Fokus auf dem offiziellen Eröffnungsspiel der Liga, bei dem möglicherweise sogar der Rekord für ein Vereinsspiel in Deutschland (bisher 57.000 beim Pokalderby Hamburg gegen Bremen) geknackt wird. Die Ligabestmarke (38.365) ist längst überholt. „Das wird unglaublich. Einerseits stellt man es sich schon vor, andererseits kann man sich gar nicht vorstellen, dass es so viele sein werden und wie die Stimmung sein wird“, sagte Bühl gespannt: „Für uns als Spielerinnen gibt es nichts Besseres, die Saison so zu eröffnen.“ Für Oberdorf sowieso nicht.
Die Mittelfeld-Abräumerin hatte am 20. Mai 2024, damals noch im Trikot des VfL Wolfsburg gegen die SGS Essen (6:0), letztmals in der Bundesliga auf dem Platz gestanden. Es war das 100. Ligaspiel für Oberdorf gewesen – und das vor gerade einmal 4469 Fans…
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Fragen und Antworten zum Saisonstart der Frauen-Bundesliga
Mit dem EM-Schwung im Rücken startet rund sechs Wochen nach dem Aus der deutschen Fußballerinnen im Halbfinale die 36. Saison der Frauen-Bundesliga. Der SID beantwortet vor dem Auftakt die wichtigsten Fragen:
Was steht an?
Am Samstag (17.45 Uhr/DAZN, MagentaSport und ARD) bestreiten Meister Bayern München und Bayer Leverkusen das offizielle Eröffnungsspiel der Saison. Das Duell wird in der Allianz Arena vor einer Rekordkulisse stattfinden: Zuletzt wurden 50.000 verkaufte Tickets gemeldet – damit ist die bisherige Bundesliga-Bestmarke von 38.365 Fans aus der Saison 2022/2023 zwischen dem 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt längst übertroffen. Der Ball rollt allerdings auf anderen Plätzen schon vorher: Am Freitag (18.30 Uhr) empfängt Frankfurt die SGS Essen, RB Leipzig gastiert am Samstag (14.00 Uhr) beim 1. FC Köln.
Was ist neu?
Es gibt mehr Spiele denn je. Die Liga wurde um zwei Teams aufgestockt, in diesem Jahr werden sich daher 14 Vereine miteinander messen. Neu dabei sind die drei Aufsteiger Hamburger SV, 1. FC Nürnberg und Union Berlin. Fehlen wird der Traditionsklub Turbine Potsdam, der als einziger Absteiger der Vorsaison erneut den Gang in die 2. Liga antreten musste.
Wer sind die Favoriten?
Bayern München natürlich. Der Titelverteidiger setzte unter dem neuen Trainer José Barcala mit dem 4:2 gegen den VfL Wolfsburg im Supercup schon mal ein erstes Ausrufezeichen, das bereits vor dem Ligastart die Frage aufwirft: Kann jemand den Münchnerinnen nach drei Meisterschaften in Serie gefährlich werden? Es dürfte jedenfalls mehr als schwer werden. Vizemeister VfL Wolfsburg hat einen großen Umbruch hinter sich, ob Eintracht Frankfurt nach den Abgängen zahlreicher Leistungsträgerinnen wieder oben mitmischt, bleibt abzuwarten.
Welche Transfers standen im Fokus?
Einige – aber vor allem Abgänge. Zahlreiche aktuelle und ehemalige Nationalspielerinnen zog es ins Ausland. Jule Brand wagte den Schritt von Wolfsburg zu Champions-League-Rekordsieger Olympique Lyon, die ehemalige VfL-Keeperin Merle Frohms will sich bei Real Madrid beweisen. Sydney Lohmann verließ die Bayern, um sich Manchester City anzuschließen. Kathrin Hendrich (Chicago Stars) und Sara Doorsoun (Angel City FC) suchen ihr Glück in den USA. Als gefühlter Neuzugang feierte Lena Oberdorf gerade im Supercup nach überstandenem Kreuzbandriss ihre Pflichtspielpremiere für die Bayern. Zu den namhaftesten Neuzugängen gehören die Abwehrspielerinnen Vanessa Gilles (Kanada/FC Bayern) und Amanda Ilestedt (Schweden/Eintracht Frankfurt), aus England kamen Lena Petermann (Werder Bremen) und Pauline Bremer (1. FC Köln) zurück in die deutsche Eliteklasse.
Was beschäftigt die Liga?
Unter anderem: Die internationale Konkurrenzfähigkeit und die Professionalisierung. Die Abgänge bekannter Gesichter unterstreichen, dass es auf dem Markt nicht einfacher für die Bundesliga wird. In der Champions League gewannen die Frankfurterinnen 2015 als bislang letztes deutsches Team den Titel, in der vergangenen Saison war für Bayern und Wolfsburg im Viertelfinale Schluss. Alarm schlug zuletzt auch Bundestrainer Christian Wück: „Gegen die Entwicklung, die wir da sehen, müssen und wollen wir ankämpfen – das geht nur zusammen.“
Wer überträgt die Spiele?
MagentaSport und DAZN übertragen auch in der kommenden Spielzeit alle 182 Partien live. Zudem haben ARD und ZDF das Recht auf zehn frei empfangbare Livespiele pro Saison erworben. Die Duelle am Montag sind im Free-TV bei Sport1 zu sehen. Highlights aller Partien werden von ARD und ZDF, MagentaSport, DAZN und Sky angeboten.