Sport-Informations-Dienst (SID)

Josia Topf: Erfolgreicher Vorkämpfer für Inklusion

September 2025

Singapur/Frankfurt (SID) Josia Topf gewinnt bei der WM in Singapur zweimal Gold und einmal Silber. Abseits des Beckens ist der Jurastudent Vorkämpfer für Inklusion.

Quelle: AFP, Franck Fife

Josia Topf sang auf dem obersten Treppchen inbrünstig die deutsche Nationalhymne, posierte stolz mit seiner zweiten WM-Goldmedaille. „Es ist ein persönlicher Traum in Erfüllung gegangen. Das war eine erdrutschartige Bestzeit“, sagte der 22-Jährige mit leuchtenden Augen nach seinem Coup über 50 m Freistil: „Ich bin einfach nur überglücklich, sehr dankbar und sehr stolz.“ Wie schon bei den Paralympics in Paris ist Topf auch bei den Weltmeisterschaften in Singapur mit zwei Siegen und einer Silbermedaille der erfolgreichste deutsche Schwimmer. 

Für seine Erfolge schreckt er vor nichts zurück. „Volle Kanne mit dem Kopf in die Wand rein“, hatte der Erlanger vor seinem zweiten Triumph als Motto ausgegeben. Topf, der mit dem TAR-Syndrom geboren wurde und somit keine Arme und unterschiedlich lange Beine hat, löst zur Zeitnahme mit dem Kopf den Sensor in der Anschlagswand am Beckenrand aus. Das bleibt oft nicht ohne Folgen: „Manchmal sind da für mich richtige schwarze Löcher“, erzählte der Doppel-Weltmeister.

Quelle: APF, Charly Triballeau

Kopfschmerzen, Schwindelgefühle, Gedächtnislücken sind keine Seltenheit

Massive Kopfschmerzen, Schwindelgefühle oder Gedächtnislücken sind keine Seltenheit. Doch im Kampf um die Medaillen geht es um Hundertstel, zurückziehen kann er nicht. Der Antrag, die Badekappe oder die Anschlagswand zu polstern, wurde bisher abgelehnt. Dadurch werde die Körpergröße künstlich erhöht oder die Hydrodynamik verändert, hieß es in der Begründung. „Aber wir kämpfen weiter“, betonte Topf. So wie er es auch beim Thema Inklusion tut.

Seit Jahren setzt sich der Jura-Student für die Verbesserung der Bedingungen für Behinderte ein. Dank seines Paralympics-Triumphs von Paris findet er mittlerweile mehr Gehör, wurde in einige Fernsehshows wie etwa Markus Lanz eingeladen. „Wenn ein Gebäude Stufen hat, komme ich da nicht rein. Ich kann mir nicht allein die Jacke zumachen, keine Türe aufschließen, kein Brot schmieren, mir nicht die Haare kämmen und selbst für den Gang zur Toilette brauche ich Hilfe“, erzählte Topf. 

Quelle: AFP, John MacDougall

Daher sei das „H“ für „hilflos“ in seinem Schwerbehindertenausweis leider gerechtfertigt. Er sei „zwar mit Einschränkungen auf die Welt gekommen, aber behindert werde ich“, betont der Paralympics-Sieger. Er erlebe immer wieder Hürden und unerfreuliche Situationen im Alltag, Menschen zeigen auf ihn oder starren ihn an. „Das ist für mich ein schreckliches Gefühl, dann komme ich mir manchmal vor wie ein Alien“, sagte Topf einst.

Vor allem gegenüber der jüngeren Generation wolle er mehr Verständnis im Miteinander schaffen und Barrieren abbauen. „Es ist eine neue Generation von behinderten oder eingeschränkten Menschen. Wir fahren Auto, wir studieren, wir sind in der Gesellschaft angekommen“, betonte der Franke: „Inklusion bedeutet für mich, dass jeder so respektiert wird, wie er ist.“

Er selbst finde eben seine Erfüllung beim Schwimmen. „Im Wasser bin ich unabhängig, tanke Optimismus und Selbstbewusstsein“, erzählt er. Doch Josia Topf ist eben mehr als ein erfolgreicher Schwimmer.