Frankfurt/Main (SID) Der Bundestrainer beruft den Kölner Teenager für den Showdown in der Quali und holt Leroy Sané sowie Malick Thiaw zurück.

Julian Nagelsmann folgt dem Hype. Der Bundestrainer hat sich vom jugendlichen Elan des Kölner Wunder-Bubis Said El Mala mitreißen lassen und den 19-Jährigen überraschend für den Showdown in der WM-Qualifikation in seinen Kader berufen. Dass Nagelsmann erst kürzlich vor „Kirmes in der Rübe“ des Teenagers gewarnt hatte, scheint ebenso vergessen wie die Mahnung an Leroy Sané – auch der Türkei-Legionär soll dabei mithelfen, das direkte Ticket zur Endrunde zu lösen.
Als Dribbelkünstler El Mala am 06. November keine 24 Stunden nach seinem Trainingsschreck in Köln auf den Platz zurückkehrte, hatte auch Nagelsmann grünes Licht: Nach nur neun Bundesliga-Spielen mit immerhin vier Toren und zwei Vorlagen kann der Bundestrainer für die abschließenden Qualiduelle mit Luxemburg und DFB-Schreck Slowakei auf den Youngster setzen.
Der U21-Nationalspieler solle sich „mit all seiner Unbekümmertheit und Unbeschwertheit bei uns zeigen“, sagte Nagelsmann. Dabei hatte er erst im Oktober kritisiert, das frühe Hochjubeln von Talenten sei „viel krasser geworden“. El Mala sei „ein super Spieler und wird sicherlich auch ein Top-Spieler“, ergänzte Nagelsmann, aber: „Er hat noch Schritte zu gehen.“ Für alle Jungen gelte: „Du musst klar besser sein“ als die Arrivierten.

Das hat El Mala nun offenbar in Rekordzeit geschafft. „Das ist eine tolle Belohnung für die harte Arbeit und ich bin stolz darauf, Köln im Nationaltrikot zu repräsentieren“, sagte er. Während der Jungstar, erstmals seit Juni Sané und nach mehr als zwei Jahren auch Malick Thiaw im 25er-Kader stehen, fanden Robert Andrich, Robin Koch, Angelo Stiller sowie Maximilian Beier keine Berücksichtigung mehr.
Dass der 70-malige Nationalspieler Sané wieder dabei ist, überrascht. Nagelsmann hatte ihm bei seinem Sommer-Wechsel zu Galatasaray mit auf den Weg gegeben, er müsse dort auf sich aufmerksam machen – in einer deutlich schwächeren Liga werde mehr erwartet. Drei Tore und drei Vorlagen wertete der Bundestrainer nun als „gute Leistungen“, mit denen sich der 29-Jährige sein Comeback „erarbeitet“ habe.
Und Thiaw? Der Innenverteidiger, der in Newcastle mit Nick Woltemade zusammenspielt, sei dort „auf Anhieb eine der Stützen“ geworden, sagte Nagelsmann über den 24 Jahre alten Ex-Schalker. Thiaw ist auch dabei, weil Abwehrchef Antonio Rüdiger noch immer fehlt. In Torwart Marc-André ter Stegen, Zauberfuß Jamal Musiala und Stürmer Kai Havertz sind weitere fest eingeplante WM-Säulen noch nicht einsatzfähig. Alternativen wie Benjamin Henrichs, Niclas Füllkrug oder Tim Kleindienst fehlen ebenfalls.
Dennoch rief Nagelsmann selbstbewusst zwei Siege als Ziel aus, um neben dem Gruppensieg und dem direkten Turnierticket „noch Lostopf eins bei der Auslosung der WM-Gruppen“ am 5. Dezember in Washington perfekt zu machen. „Dann können wir die Planungen für 2026 weiter vorantreiben und konkretisieren.“
Das tat er zuletzt beim Quartierscheck vor Ort. Auch das WM-Trikot im Retro-Stil mit einem klaren Verweis auf den Triumph von 1990 liegt bereit. Seine Premiere feiert es am 14. November in Luxemburg, drei Tage später trifft die DFB-Auswahl in Leipzig zum Quali-„Endspiel“ auf die Slowakei.
Er erwarte, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf vor dem Treffen am Montag (10.11.) in Wolfsburg mit einem öffentlichen Training am Nachmittag (15.30 Uhr), „dass wir uns direkt für die Endrunde qualifizieren“. Mit El Mala – und jeder Menge Hype.
Fragen und Antworten
Was steht an?
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat am 06. November seinen Kader für die beiden abschließenden Spiele in der WM-Qualifikation bekannt. Die Nationalmannschaft gastiert zunächst am 14. November in Luxemburg, drei Tage später steht in Leipzig die Revanche gegen die Slowakei an. Im Hinspiel blamierte sich der viermalige Weltmeister mit einer 0:2-Niederlage in Bratislava.
Wie ist die Ausgangslage?
Gut. Die DFB-Auswahl führt die Tabelle der Gruppe A trotz des Fehlstarts nach vier Spielen mit neun Zählern vor den punktgleichen Slowaken an. Mit zwei weiteren Siegen hätte sich das Team um Kapitän Joshua Kimmich für die XXL-WM im kommenden Jahr in den USA, Mexiko und Kanada qualifiziert. Eventuell reichen dafür auch vier Punkte. Sollte Deutschland den ersten Platz verpassen, geht es im März in die Play-offs, für die die DFB-Elf über die Nations League bereits qualifiziert ist.
Wie weit sind die WM-Planungen fortgeschritten?
Weit, auch wenn das Ticket noch nicht gelöst ist. Nagelsmann war bereits im Oktober in den USA auf der Suche nach der passenden Unterkunft. „Wir müssen vorbereitet sein. Wir wissen noch nicht, wo wir spielen. Wir müssen uns verschiedene Regionen anschauen“, sagte der Bundestrainer. Nach der erfolgreichen Qualifikation und der WM-Auslosung am 5. Dezember in Washington will der DFB seine Quartierswahl nach einer weiteren Reise durchs Land abschließen.
Wie läuft dann 2026 ab?
Sollte die Quali ohne den Umweg Play-offs gelingen, gibt es im März und Juni noch in vier Spielen die Gelegenheit, die WM-Elf einzuspielen. Zwei Gegner stehen für diesen Fall fest: Am 30. März geht es in Stuttgart gegen WM-Teilnehmer Elfenbeinküste, am 31. Mai ist in Mainz Finnland der letzte Gegner vor dem Abflug zum Turnier. Die WM-Generalprobe soll danach vor Ort steigen.
Und sonst?
Am Mittwoch wurde das neue Trikot von Partner adidas präsentiert. Das weiße Heimdress erinnert an die Siegershirts vom WM-Triumph 1990. Das soll ein gutes Omen auf dem Weg zum fünften Stern sein. Das Auswärtstrikot soll ein dunkles Marineblau als Grundfarbe haben, zudem weiße Logos, mintfarbene Akzente und Zickzackmuster besitzen. Das wäre ein Novum und könnte an die erfolgreichen pinkfarbenen Trikots der Heim-EM anknüpfen. Es ist vorerst das letzte DFB-Trikot, das adidas präsentiert. Ab dem 1. Januar 2027 ist Nike der neue Ausrüster des DFB.