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Biathlon der Zukunft: Raus aus dem Wald, rein die Stadt

Oktober 2025

München (SID) Der Biathlon-Weltverband will die Sportart aufpeppen. Den Anfang machte er mit einem Festival im Münchner Olympiapark.

Quelle: AFP, Michaela Stache

Ein Schießstand auf dem Wasser, Rennen im K.o.-Modus – und für die junge und so begehrte Zielgruppe ein Konzert mit Kamrad, der mit seinen Songs („I believe“) Millionen Anhänger im Netz findet. Klingt so gar nicht nach Biathlon, ist es aber, denn: Der Weltverband IBU hat festgestellt, dass er des Deutschen liebste Wintersportart fit machen muss für die Zukunft – und für neue Zielgruppen.

Und so veranstaltete die IBU im Oktober das erste von drei geplanten „Loop One“-Festivals im Münchner Olympiapark. Sportlicher Höhepunkt: Ein Rennen der Topstars wie Lou Jeanmonnot (Frankreich) oder Sturla Holm Lägreid (Norwegen). Vor allem aber sollte am Wochenende Lust auf Biathlon gemacht werden, unter anderem durch Mitmach-Aktionen.  

Quelle: Michaela Stache, AFP

Warum das Ganze? Am Anfang stand die Frage, „wie können wir neue und junge Zielgruppen erreichen“, sagt IBU-Sportdirektor Daniel Böhm, 2015 Staffel-Weltmeister. Ja, berichtet er beim ersten Rundgang über das Gelände am Ufer des Olympiasees, „das klassische Biathlon-Event im Winter funktioniert“, aber dort werde eben „im Wald gelaufen“ und damit weit weg von neuen Fans und potenziellen neuen Athleten.

Deshalb, sagt Böhm, „wollen wir den Sport zu den Zuschauern bringen und ihn mit einem angepassten Format frischer präsentieren“. Das hieß für jeweils 60 Frauen und Männer: vier Quali-Läufe über drei Runden mit zwei Schießen, die ersten drei eines jeden 15er-Laufs sowie die drei Zeitschnellsten kamen ins 15er-Finale über fünf Runden à 1,8 Kilometer um den Olympiasee, vier Mal wurde geschossen.

„Wir wollen das als Brücke zur Wintersaison präsentieren“, betont Böhm. Der Weltcup-Auftakt findet ja erst Ende November statt, im fernen Östersund, deshalb dieser „Wake-up Call“. Geplant ist das Event in München erst mal bis 2027, wenn es funktioniert, dann könnte daraus sogar mal der offizielle Weltcup-Auftakt werden. „Wir wollen nichts überstürzen“, sagt Böhm, „aber in der Theorie ist alles möglich.“

Mit Skirollern bleibt Biathlon unabhängig

Die Werbung in eigener Sache ließ sich die IBU auch einiges kosten. Böhm spricht von einem „niedrigen einstelligen Millionenbetrag“. Ein bisschen genauer? „Nicht mehr als drei Millionen.“ Aber, betonte der Sportdirektor mehrfach: „Das ist eine Investition in die Zukunft.“ Biathlon, so die Botschaft, braucht Nachwuchs: Auf der Strecke – und mindestens genauso wichtig: beim potenziellen Publikum.

Quelle: AFP, Michaela Stache

In München wurden 25.000 Zuschauer erwartet, Eintritt zu Preisen von neun bis 49 Euro musste nur für die 9500 Tribünenplätze bezahlt werden. Ziel, die Strafrunde über 60 Meter und der Schießstand waren vom Ufer weg in den Olympiasee hineingebaut. Am Schießstand mussten zusätzliche Sicherheitswände angebracht werden – Vorschrift: Es wird immerhin in der Stadt geschossen. Es ist nicht die einzige Besonderheit.

Weil im Münchner Olympiapark kein Schnee lag, wurde auf Skirollern gefahren, auch das ein Ausblick in eine neue, unweigerlich veränderte Zukunft. „Wir kommen“, sagt Böhm, „dem Klimawandel ein Stück weit entgegen.“ Mit Skirollern bleibt Biathlon unabhängig, wenn denn mal kein Schnee liegt oder irgendwann mal wegbleibt. Und irgendwo im Wald müssten die Athleten dann auch nicht mehr laufen.

Und die Premiere des „Loop One“-Festivals Mitte Oktober verlief mehr als erfolgreich: Bei bestem Biathlon-Wetter, Menschenmassen im Olympiapark – und einem Erfolgserlebnis für den Gastgeber: Justus Strelow bescherte dem Deutschen Skiverband (DSV) einen Podestplatz und belegte Platz drei. Bei den Frauen erreichte Anna Weidel in Abwesenheit von Franziska Preuß als beste deutsche Starterin Rang vier.

Am Sonntag gingen jeweils 60 Frauen und Männer an den Start. Zunächst standen pro Geschlecht vier Qualifikations-Läufe über drei Runden mit zwei Schießen an. Die ersten drei eines jeden Laufs sowie die drei Zeitschnellsten zogen ins 15er-Finale ein. In den Rennen ging es für die Athletinnen und Athleten auf Skirollern rund um den Olympiasee, der Schießstand stand auf dem Wasser. Bei den Biathleten gewann der Franzose Eric Perrot, Lisa Vittozzi aus Italien setzte sich bei den Frauen durch.