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Von Aicher bis Wellinger: Glänzende Aussichten für Mailand und Cortina

Oktober 2025

Köln (SID) – In nicht einmal 100 Tagen beginnen die Winterspiele in Mailand und Cortina. Und mit dem Countdown in Richtung Olympia rücken die deutschen Wintersportstars in den Mittelpunkt. 27 Medaillen gab es 2022 in Peking, zwölf davon in Gold. Wer hat diesmal die größten Chancen, in gut drei Monaten daran anzuknüpfen? Der SID wagt einen Ausblick.

Quelle: Getty Images via AFP, S.M. Haffey

EMMA AICHER (SKI ALPIN): Emma Aicher ist keine Frau großer Worte, geschlossene Fragen beantwortet sie meist mit einem schlichten „Jo“. Eine Olympia-Medaille als Ziel? „Jo“, warum nicht? Tatsächlich ist die 21-Jährige die größte Zukunftshoffnung der Alpinen und bei den Spielen in mehreren Disziplinen gut fürs Podest. Am besten sind die Aussichten wohl in der neuen Team-Kombi mit Lena Dürr, die sich selbst im Slalom wie der WM-Dritte Linus Straßer gute Chancen ausrechnet.

SELINA FREITAG (SKISPRINGEN): Die Sächsin ist im Vorwinter aus dem großen Schatten von Katharina Schmid geflogen, ist dabei längst noch nicht ausentwickelt. In der WM-Saison 2024/25 holte die 24-Jährige zweite Plätze in rauer Menge, Olympia wäre nicht der schlechteste Ort für einen ersten großen Sieg. Allerdings: Springt die Slowenin Nika Prevc in gewohnter Form, geht es wieder nur um Silber.

FRANCESCO FRIEDRICH (BOB): Der Sachse war gerade fertig mit seinen historischen Fahrten im Eiskanal von Peking, da nahm er Cortina ins Visier. „Wir sind noch nicht müde“, sagte er vor vier Jahren am Abend seines nächsten Olympia-Triumphs. Bereits zweimal, 2018 und 2022, hat Francesco Friedrich Doppel-Gold im Zweier und im Vierer gewonnen, das schaffte niemand sonst. Für Cortina bleibt eine große Motivation: Insgesamt liegt er in der Siegerliste noch gleichauf mit André Lange, der sich ebenfalls viermal krönte. Friedrich kann zum alleinigen Rekord-Olympiasieger aufsteigen.

VINZENZ GEIGER (NORDISCHE KOMBINATION): Team-Gold 2018, Einzel-Gold 2022 – und Topfavorit 2026. Der 28-Jährige geht nach dem Rücktritt des Norwegers Jarl Magnus Riiber als Gejagter in die neue Saison. Wenn es gut für ihn und schlecht für seine Sportart läuft, könnte er Geschichte schreiben – als letzter Olympiasieger der Kombination, die 2030 aus dem Kanon zu rutschen droht.

MINERVA HASE/NIKITA WOLODIN (EISKUNSTLAUF): WM-Dritte 2024, WM-Zweite und EM-Gold 2025 – es geht Jahr für Jahr weiter aufwärts für die Berlinerin und den gebürtigen Russen, der im August eingebürgert wurde. In Mailand könnte nun die Kür der Karriere warten. Im wahrsten Wortsinn. Der Druck aber wird auf der größten Bühne gewaltig sein.

Quelle: AFP, Marco Bertorello

KATHARINA HENNIG (SKILANGLAUF): Eigentlich hätte es hier um Victoria Carl gehen müssen. Doch ein Olympiastart der deutschen Topläuferin ist nach dem positiven Dopingtest am Ende ihrer Traumsaison 24/25 sehr unwahrscheinlich. Hennig, die 2022 mit Carl sensationell Teamsprint-Gold holte, muss es nun richten. Sie hat im Idealfall (also: wenn sie denn einmal gesund bleibt) das Zeug dazu – obgleich diesmal der 50er und nicht „ihr“ 10-km-Rennen im Klassikstil gelaufen wird.

MAX LANGENHAN (RODELN): Man muss sich immer noch daran gewöhnen, aber der Allesgewinner im internationalen Rennrodeln heißt schon eine Weile nicht mehr Felix Loch – er heißt nun Max Langenhan, ist 26 Jahre alt und setzt die Tradition deutscher Dominanz fort. Zweimal in Folge wurde er Weltmeister und Gesamtweltcupsieger, nun will er Loch auch auf der größten Bühne nacheifern. Beim Olympia-Debüt 2022 in Peking war Langenhan Sechster, nun ist er Gold-Favorit.

LAURA NOLTE (BOB): Die Kräfteverhältnisse im Frauen-Bob sind etwas ausgeglichener als bei den Männern, eine Favoritin gibt es dennoch. Laura Nolte geht als Weltmeisterin und Olympiasiegerin in die Saison, mit Anschieberin Deborah Levi bildet sie ein äußerst eingespieltes Gespann im Zweier. Vor allem im Monobob muss Nolte sich für eine Medaille aber steigern.

FRANZISKA PREUSS (BIATHLON): Nach ihrem Triumph im Gesamtweltcup will die Bayerin jetzt auch im olympischen Winter glänzen. Die Vorbereitung lief aber bislang alles andere als rund. Anfang September zog sie sich eine Handverletzung zu, musste anschließend sogar operiert werden. „Es hat mich zum Glück nicht groß beeinflusst“, sagte die 31-Jährige nun selbst. Reist Preuß in Topform nach Italien, ist ihr erster Olympiasieg möglich.

JULIA TAUBITZ (RODELN): Bei den Rodlerinnen ist alles beim Alten, die Topfavoritin ist eine Deutsche. Julia Taubitz ist mit 29 Jahren schon etabliert, zweimalige Weltmeisterin und sogar fünfmalige Gesamtweltcupsiegerin – wie Langenhan fehlt aber auch Taubitz noch die olympische Medaille. In Peking wurde sie im Schatten von Natalie Geisenberger Siebte, nun scheint sie bereit.

Quelle: APA/AFP Georg Hochmuth

ANDREAS WELLINGER (SKISPRINGEN): Zwölf Jahre ist es bald her, dass der Sonnyboy aus Ruhpolding sein erstes Olympia-Gold gewann – mit dem deutschen Team in Sotschi. 18 war er damals, mit 22 folgte Einzel-Gold in Pyeongchang, mit 26 der olympische Tiefpunkt, als er die Spiele in Peking formschwach und erkrankt verpasste. Und nun, mit 30? An einem guten Tag ist Wellinger alles zuzutrauen, auch ein dritter Olympiasieg.