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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Schonach/Köln (SID) Nach dem Weltcup ist vor Olympia: Kombinierer Eric Frenzel darf nach dem historischen fünften Gewinn der Kristallkugel nur kurz durchatmen. Triumphator Frenzel packte die prächtige Kristallkugel in den Kofferraum seines Dienst-Audi und brauste samt Familie in die Ferien. Der so bitter besiegte Johannes Rydzek verließ Schonach fast wortlos und mit viel Frust im Gepäck. Das große Fernziel haben die beiden dominierenden Kombinierer und kombinierenden Dominierer aber gemein: Nach der rauschenden WM-Saison geht der Blick geradewegs in Richtung Olympia in Pyeongchang.

„Ich kann das alles noch nicht richtig einordnen. Ich hoffe, die nächsten Wochen geben mir die Zeit dazu“, sagte Frenzel, nachdem er im so gar nicht mehr winterlichen Schwarzwald wieder einmal Geschichte geschrieben hatte. Bei der WM in Lahti hatte ihm Rydzek mit vier Titeln die Show gestohlen, nun rückte der 28 Jahre alte Sachse die Verhältnisse im Weltcup gerade. Fünfmal hat Frenzel nun den Gesamtweltcup gewonnen, als erster Kombinierer, in Serie obendrein. Ein Rekord für die Ewigkeit?

„Ich weiß nicht, wie ich diese historische Sache werten soll. In jedem Fall war es der am schwersten erkämpfte Sieg“, sagte Frenzel. Zehn Saisonsiege benötigte er, mehr als jemals zuvor, weil der achtmalige Saisonsieger Rydzek auf dem Höhepunkt seines Schaffens zum stärksten Gegner in Frenzels Karriere wurde.

Das Duell zwischen den beiden Platzhirschen war in Schonach ein Stück weit eskaliert, als Rydzek am Samstag nach einer Kollision mit Frenzel im Schnee landete. Angefressen war der Allgäuer noch am Sonntagabend, teilte allerdings fair mit: „Der Beste hat sich am Ende durchgesetzt.“

Dass sich Frenzel, Rydzek sowie Fabian Rießle und Björn Kircheisen – der Erste, Zweite, Vierte und Fünfte im Gesamtweltcup – teamintern auf höchstem Niveau beharken müssen, ist zwar Erfolgsgrundlage der deutschen Mannschaft. Gerade im Hinblick auf die Olympia-Saison birgt dies aber Risiken.

„Wir haben nun mal Kampfhähne, die alles wollen“, sagt Bundestrainer Hermann Weinbuch. Die Gefahr, dass sich Frenzel und Rydzek auch im Kampf um Olympia-Gold über den Haufen fahren, schwelt – im schlimmsten Szenario räumt dann ein Kontrahent anderer Nationalität den Sieg ab.

So war es 2014 in Sotschi, als sich Rydzek, Rießle und Kircheisen gegenseitig aus dem Rennen nahmen, die Norweger Jörgen Graabak und Magnus Moan zu Olympia-Gold und -Silber liefen. „Sie haben uns damals als Clowns verspottet“, sagt Weinbuch. Ein Trauma, aus dem die „Dominierer“ seitdem ihre Motivation zogen.

Dass sich die deutsche Dominanz nicht im Olympiajahr fortsetzt, ist dann auch erklärtes Ziel der angeschlagenen Norweger, die mit keinem Athleten unter den Top 10 des Weltcup-Endklassement landeten. Während der WM in Lahti zerknüllte Graabak schon einmal für das nationale Fernsehen ein Rießle-Foto, Jungstar Jarl-Magnus Riiber brennt nach großem Verletzungspech auf sein Comeback.

Riibers Sprungfähigkeiten waren es, die die Deutschen in der Trainingsplanung umdenken ließen, früher im Jahr, gezielter, intensiver zu arbeiten. So wollen sie es auch nun halten, um auch in Pyeongchang „Dominierer“ zu sein. Getreu Frenzels Motto, mit dem er sich aus Schonach verabschiedete: „Wenn ich denke, ich bin wer, habe ich aufgehört, was zu werden.“