60 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen sind keine sicheren Schwimmer. Das ist das Ergebnis einer nun veröffentlichten, repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Beim Landessportbund Hessen (lsb h) hat man besorgt auf diese Zahlen reagiert – ist aber wenig überrascht. „Jedes Jahr, wenn die DLRG neue Zahlen vorlegt, gibt es einen kurzen Aufschrei. Anschließend geschieht dann aber meist: nichts“, sagt lsb h-Präsident Dr. Rolf Müller.
Der frühere deutsche Hochschulmeister im Schwimmen warnt seit Jahren davor, dass Hessen – und ganz Deutschland – zum Land der Nichtschwimmer werden könnte, wenn nicht bald etwas passiere. Zwar hat das Statistische Landesamt schon sehr lange nicht mehr erfasst, wie sich die Zahl der Hallen- und Freibäder in unserem Bundesland verändert hat.
„Immer wieder müssen wir aber in der Zeitung lesen und von unseren Vereinen erfahren, dass Bäder dauerhaft geschlossen wurden oder zumindest für eine längere Zeit nicht zur Verfügung stehen“, sagt Müller und verweist etwa auf die Hallenbäder im südhessischen Lampertheim bzw. in Weiterstadt (Kreis Darmstadt-Dieburg), die aufgrund von Sanierungsarbeiten für längere Zeit geschlossen sind.
Weniger Schwimmbäder bedeuteten dabei auch zwangläufig weniger Schwimmkurse und -unterricht. „Die Nichtschwimmerquote wächst also – und damit die Gefahr tödlicher Badeunfälle“, sagt Müller, der sich in den von der DLRG vorgelegten Zahlen bestätigt sieht. Als Dachorganisation des organisierten Sports in Hessen sieht der Landessportbund durch das Schwimmbadsterben aber auch die Zukunft seiner Mitgliedsvereine gefährdet: „Schwimmvereine sind darauf angewiesen, dass öffentliche Bäder zur Verfügung stehen. Das ist für den Breitensport wichtig, aber auch unabdingbar, wenn wir weiterhin hessische Teilnehmer bei den Olympischen Schwimmwettbewerben stellen wollen“, sagt der Landessportbund-Präsident mit Blick auf Marco Koch, Jan-Philip Glania & Co.
Positiv stimmen den Landessportbund daher Nachrichten wie die aus Eschborn: Dort soll eine zweite Schwimmhalle entstehen, die vor allem Vereinen und Schulen zur Verfügung stehen soll. „Und in diesen Institutionen“, sagt Müller, „wird dank ausgebildeter Lehrer und Trainer die Grundlage für sicheres Schwimmen gelegt.“ Weil nicht jede hessische Kommune finanziell so gut dasteht wie Eschborn, plädiert Müller aber für eine landesweite Diskussion zum Thema Schwimmbäderentwicklung. „Ziel muss es sein, dass jeder Hesse und jede Hessin in seiner Nähe ein öffentliches Bad mit bezahlbaren Preisen findet“, so der lsb h- Präsident. Er hofft, dass die von der DLRG vorgelegten alarmierenden Zahlen dazu beitragen, eine Diskussion über mögliche Finanzierungsmöglichkeiten auch auf Landesebene anzustoßen.
Quelle: www.landessportbund-hessen.de