Seattle/Köln (SID) Als Bernhard Langer seine Karriere begann, tourte er noch mit einem geliehenen Auto durch Europa. Noch heute feiert der Anhausener Erfolge am Fließband. Am 27. August wurde er 60 – und natürlich verbrachte er seinen Feiertag auf dem Golfplatz.
Leicht hatte es Bernhard Langer nie. Kein millionenschweres Elternhaus, kein dickes Auto vom Papa. Nein, der Maurersohn aus Anhausen musste als golfender Jungprofi den steinigen Weg gehen. Abhalten ließ er sich Anfang der 70er Jahre von nichts und niemandem. Was Langer wollte, machte er. So ist es nach wie vor.
Dabei fühlt sich Langers Karriere an, als befinde er sich in einer Zeitschleife. Langer siegte damals, Langer siegt auch 40 Jahre später noch. Am 27. August wurde Deutschlands „Mr. Golf“ 60, und wie selbstverständlich stand er an seinem Ehrentag auf dem Platz.
An eine Feier im beschaulichen Snoqualmie bei Seattle verschwendet der Mann, der Deutschland nicht nur wegen seiner beiden US-Masters-Triumphe auf die Weltkarte des Golf gebracht hat, keinen Gedanken. Er hat schließlich seinen Titel zu verteidigen. Zumindest seine Ehefrau Vikki Langer wird vor Ort sein. Seine vier Kinder könnten ihn durchaus überraschen.
Langer hat aber für „Nebensächlichkeiten“ keinen Kopf. „So ein Geburtstag ist doch nichts Besonderes“, sagt er. Langer ist kein Feierbiest, er ist ein ehrlicher Malocher, der keine Mühen scheut. Wie in den Anfängen, als er sich als Caddie sein erstes Geld verdiente.
Man schrieb die 70er Jahre, neue Stars wie Nick Faldo und Severiano Ballesteros mischten die Europa-Tour auf. Da wollte auch Bernhard Langer hin. Doch wie? Da lieh ihm der ehemalige Verbandspräsident Jan Brügelmann einen schwarzen Golf I. Dank der Sponsorenhilfe machte sich Langer auf den Weg quer über den Kontinent. So manche Nacht verbrachte er in seinem Auto.
Geschadet hat es ihm nicht. Langer lernte, mit Widrigkeiten umzugehen. Auch von körperlichen Nachteilen ließ er sich nicht stoppen. Mit 1,74 m ist er kleiner als viele Konkurrenten, die Abschläge sind dadurch oft 30 bis 40 Meter kürzer. Langer setzte Präzision und Akribie dagegen. Kaum ein Spieler kennt die Plätze dieser Welt besser als er. Dazu kommt sein glänzendes Eisenspiel, mit dem er die geringere Schlaglänge wettmachen kann.
Und da wäre noch seine unvergleichliche Fitness. Langer sieht mit seinen 60 Jahren – abgesehen von seiner wettergegerbten Haut – immer noch aus wie vor 40 Jahren. Ergebnis harter täglicher Arbeit, auch um die Probleme mit seinem Rücken in Schach zu halten.
„Bis heute ist er eine Inspiration. Für meine Generation ist Bernhard einer, zu dem wir aufschauen“, sagte der viermalige Major-Gewinner Ernie Els der Rheinischen Post über den Mann, der weltweit mehr als 100 Turniere gewonnen hat und Anfang 1996 auch die erste Nummer eins der Golf-Weltrangliste war.
Bei all seinen Triumphen – auch als Spieler und Kapitän im Ryder Cup – musste Langer auch schwierige Momente überstehen. Wie 1991, als er im Ryder Cup den entscheidenden Putt vergab und Europa damit verlor. Zudem hatte er lange mit den Yips zu kämpfen, Muskelzuckungen, die beim Putten zu Fehlern führten.
Das alles ist Schnee von gestern. Auf der Champions Tour für Ü50-Spieler in den USA ist Langer seit Jahren der Dominator. Ein Ende ist nicht in Sicht. „Ich spiele, so lange es meine Gesundheit zulässt“, sagt Langer. Keine rosige Aussicht also für die Konkurrenz.
Übrigens: Den Golf I hat er damals zurückgegeben und sich einen Ford Escort gekauft. Diese Bescheidenheit zeichnet ihn noch heute aus.