Sarasota/Köln (SID) Auf Olympia-Kurs: Der Deutschland-Achter ist für die Zukunft bestens aufgestellt. Auf den Rest der Flotte wartet dagegen viel Arbeit.
Hannes Ocik hatte nach der großen Gold-Party noch immer nicht genug von der Hitze in Sarasota/USA. Während der Großteil des Deutschland-Achters mit dem WM-Titel im Gepäck die Heimreise antrat, gönnte sich der Schlagmann eine Auszeit vor Ort. „Ich bleibe noch ein paar Tage in Florida und genieße das schöne Wetter“, sagt Ocik und verabschiedete sich von seinen Mitstreitern.
Der Rest des Teams durfte ebenfalls genießen – allerdings im Flugzeug, etwa 10.000 Meter über dem Atlantik und mit geschlossenen Augen. Der erste WM-Titel seit 2011, vor allem aber der Gedanke an die Zukunft sorgten für blendende Stimmung in der Mannschaft. „Der Grundstein ist gelegt. So kann es die nächsten drei Jahre weitergehen“, sagte Johannes Weißenfeld.
Der Bugmann des deutschen Paradebootes sprach damit das Fernziel an, das längst alle im Hinterkopf haben: Auch bei Olympia 2020 in Tokio will der Achter wieder ganz oben stehen, nachdem es vor einem Jahr in Rio „nur“ zu Silber gereicht hatte. Die Chancen stehen gut. „Das hier ist ein Beginn. Wir sind für die nächsten Jahre gewappnet“, sagte Schlagmann Hannes Ocik nach einer beeindruckenden Saison ohne Niederlage.
Kein Wunder, dass bereits Erinnerungen an jenen Achter wach wurden, der von 2009 bis 2012 ungeschlagen blieb, dreimal in Folge Weltmeister und zum guten Schluss in London Olympiasieger wurde. Ganz so euphorisch wollte das Team dann aber doch nicht werden. „Wir müssen uns weiter steigern. Mit Großbritannien haben wir einen schlafenden Löwen geweckt, weil sie nur im B-Finale waren. Da wird noch einiges auf uns zukommen“, sagte Ocik.
Viel zukommen wird auch auf den Deutschen Ruderverband (DRV), der in Sarasota – abgesehen vom Achter in sämtlichen olympischen Klassen – leer ausging. Nur eine Medaille mit den Olympia-Booten hatte es zuletzt bei der WM 1982 gegeben. „Langfristig ist unser Anspruch natürlich ein anderer“, sagte Cheftrainer Marcus Schwarzrock, der eine stark verjüngte Mannschaft nach Florida geschickt hatte und nun auf den Faktor Zeit setzt.
„Nach den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr haben viele Athleten ihre Karriere beendet oder ein Pausenjahr eingelegt. Da war klar, dass es schwer wird“, sagte Schwarzrock weiter: „Ich bin mir sicher, dass wir mit den jungen Athleten gut aufgestellt sind. Und wenn der ein oder andere Sportler wiederkommt, bin ich Richtung Tokio 2020 zuversichtlich.“
Der Achter wird derweil ab kommender Saison, so ist es geplant, nach einem Jahr im Nachwuchsbereich wieder von Erfolgstrainer Ralf Holtmeyer übernommen. Einen Auftritt hat „Interimscoach“ Uwe Bender aber noch. Am 15. Oktober rudert der Gold-Achter in Rendsburg auf dem Nord-Ostsee-Kanal den „Marathon“ über 13 Kilometer. „Da wollen wir auch gut sein“, sagte Bender, lächelte und trat zufrieden die Heimreise an.