Kailua/Köln (SID) Patrick Lange hat die deutsche Dominanz auf Hawaii fortgesetzt und Mitte Oktober erstmals den Ironman gewonnen. Während Lange einen Streckenrekord aufstellte, quälte sich Top-Favorit Jan Frodeno angeschlagen ins Ziel.
Am Ziel seiner Kindheitsträume kniete Patrick Lange nieder, schlug die Hände vors Gesicht und ließ die Freudentränen laufen. Während den neuen Triathlon-König von Hawaii die Emotionen übermannten und ihn die „Gefühls-Achterbahn hoch Tausend“ in den Himmel schoss, spielte sich auf der Strecke ein Ironman-Drama ab – mit dem entthronten Titelverteidiger in der Hauptrolle.
Trotz heftiger Rückenschmerzen quälte sich Jan Frodeno (36) über den heißen Asphalt in Richtung Ziel, das er in den vergangenen zwei Jahren als strahlender Triumphator erreicht hatte. Die Probleme hatten ihm längst einen Strich durch die Triple-Rechnung gemacht, doch Aufgeben ist für die „Eisenmänner“ von Hawaii die letzte Option. Auch wenn das erlösende Ende aller Strapazen lockt.
Auch Patrick Lange wollte zwischenzeitlich aussteigen, „weil ich richtige Scheiß-Beine hatte“, wie er später erzählte. Der 31-Jährige aus Bad Wildungen kennt die Tiefpunkte, die ihn und alle seine Leidensgenossen im Schwimmen (3,86 km), beim Radfahren (180 km) und auf der Marathon-Strecke (42,195 km) erwarten können, er weiß jedoch auch um die Energie der Pazifik-Insel.
„Du fühlst das, wenn die Leute da draußen bei dir sind. Das ist der Wahnsinn“, sagte Lange, der in 8:01:40 Stunden einen Streckenrekord aufstellte und Lionel Sanders aus Kanada sowie den Briten David McNamee auf die Plätze verwies.
Lange setzte damit die deutsche Dominanz auf Hawaii fort und trat in die Fußstapfen seiner direkten Vorgänger Sebastian Kienle (2014), der diesmal mit 8:19 Minuten Rückstand Vierter wurde, und Frodeno (2015, 2016). Zuvor hatten bereits Thomas Hellriegel (1997), Langes Trainer Faris Al-Sultan (2005) und Normann Stadler (2004, 2006) auf Hawaii triumphiert.
„Ich kann das nicht fassen, ich kämpfe immer noch mit den Tränen. Seit ich ein kleiner Junge bin, träume ich davon“, sagte Lange im ZDF, kurz nachdem er mit der Blumenkrone für seinen WM-Titel ausgezeichnet worden war. Im vergangenen Jahr war Lange hinter Frodeno und Kienle Dritter geworden, damals hatte eine Fünf-Minuten-Strafe wegen eines unerlaubten Überholvorganges womöglich eine noch bessere Platzierung verhindert.
Dennoch galt Lange nicht als erster Anwärter auf den Sieg, weil er weder im Wasser mit Frodeno noch auf dem Rad mit Kienle mithalten kann. Im Marathon jedoch, und das motivierte Lange, während er versuchte, die schmerzenden Beine so gut es ging zu ignorieren, gibt es in der Triathlon-Welt keinen Besseren. „Beim Laufen will ich den Turbo zünden. Wenn ich gut drauf bin, kann ich mich bis ins Unendliche pushen“, hatte er angekündigt und setzte sein Vorhaben in die Tat um.
Einen Kontrahenten nach dem anderen kassierte Lange, wenige Kilometer vor der Ziellinie auf dem Ali’i Drive auch den Kanadier Sanders, der auf der Radstrecke die Führung übernommen hatte. Frodeno kämpfte derweil gegen seinen eigenen Körper und die verlockenden Gedanken an, den Qualen ein Ende zu setzen.
Er hockte sich an den Straßenrand, beriet sich mit seiner Frau Emma, ging weiter und trabte wieder. „Es war ein harter Tag. Mein Rücken hat ganz und gar nicht mitgespielt. Ich weiß auch nicht, was da los war“, gab Frodeno nach 9:15:44 denkwürdigen Stunden entkräftet zu.