Sportstätten: ein heißes Eisen der Vereinsentwicklung. Dabei gelingt es immer wieder, mit Kreativität und Einfallsreichtum wunderbare Sporträume zu schaffen. Ein aktuelles Mittel der Wahl: Multifunktionalität, neu verstanden.
Es ist ein wahres Schmuckkästchen geworden: das Multifunktionshaus des TSV Meerbusch. Großzügige Fensterflächen und anthrazitfarbene Außenwände, umrahmt von silbrig schimmernden Metallblenden, ziehen den Blick an. Im Innern setzt sich der exquisite Eindruck fort. Der Weg führt durch eine Art Bar mit gemütlichen Plüschsitzen in den Sportraum, dem eigentlichen Kern des Gebäudes. „Gleich vier Abteilungen nutzen diese 160 Quadratmeter Fläche: Gymnastik, Tischtennis, Jiu Jitsu und Karate“, erläutert Vorsitzender Johannes Peters das Konzept, „und der Gästeraum dient auch dazu, witterungsunabhängig Training und Spiele auf den angrenzenden Fußballfeldern verfolgen zu können.“
Mitte Oktober 2017 wurde das Multifunktionshaus eröffnet und hatte da bereits eine abenteuerliche Geschichte hinter sich. „Es besteht aus Schulcontainern aus Magdeburg. Für die Schwerlasttransporter mussten wir sogar eine städtische Laterne abflexen,…“ lacht Peters. Die Kosten von rund 150.000 Euro brachte der TSV durch je ein Drittel Umlage, Spenden und Eigenmittel auf – plus viel Eigenleistung. „Gute Sporträume sind ein Schlüssel für das Wachstum in jedem Sportverein“, ist Peters überzeugt.
Für Achim Haase ist das Meerbuscher Zentrum ein klassisches Beispiel für Mehrfachnutzungen. Der LSB-Sportstättenreferent sieht jedoch neue Tendenzen: „Multifunktionalität dient heutzutage oft weiterführenden Zwecken, beispielsweise, wenn es um die Öffnung ins Quartier hinein geht, oder um die Erschließung von Finanzquellen.“ Wie beim SC DJK Everswinkel. Der hat Mitte 2017 ein multifunktionales Sportcenter eröffnet, das durch den Umbau einer ehemaligen Gaststätte entstanden ist, Teil einer Halle, die der Verein bereits 2008 in eine moderne Sportstätte umgewandelt hatte.
Zuschussgeschäft
Aus Brandschutzgründen und Geldmangel lag die Gaststätte dann aber lange brach. 2015 nahm man einen neuen Anlauf. „Die Gemeinde sagte uns 180.000 Euro zu, verteilt über drei Jahre, den Rest sollten wir selber aufbringen“, erinnert sich Clubchef Josef Riesenbeck. Bei anvisierten Gesamtkosten von 490.000 Euro eine ordentliche Hausnummer. Die üblichen Finanzierungsmöglichkeiten wie zum Beispiel das KfW-Darlehen kamen nicht zum tragen. Dann kam der Tipp von Herrn Haase, dass das Land NRW ein Sonderprogramm aufgelegt habe: „Hilfen im Städtebau für Kommunen zur Integration von Flüchtlingen“. Davon hätten auch andere Sportvereine profitiert, die sich ebenso wie der SC bereits länger in der Flüchtlingsintegration engagiert hätten. „Daraus erhielten wir dann 195.000 Euro“, fasst Riesenbeck das Hin und Her zusammen. Zwar reduzierte die Gemeinde ihren Anteil danach deutlich, aber durch Spenden und massive Eigenleistungen musste der Verein letztlich „nur“ noch 100.000 Euro beisteuern. Ergebnis: ein topmodernes Sportzentrum für Breitensport und Kurse inklusive Umkleiden und Toiletten, zwei Büros für die Geschäftsstelle und Schulungsräumen. „Dort erhalten Geflüchtete und Asylsuchende jetzt jeden Morgen Deutschunterricht“, freut sich der Vereinsvorsitzende.
Verlustbringer
Gleich das drohende Ende des aktiven Dorflebens war in Möllbergen die Ursache für die Geburt des „Mehrgenerationenhauses“. „Ausgangspunkt war die Schließung der Grundschule mit Turnhalle, deren Hauptnutzer wir waren“, sagt Karl-Wilhelm Stolze, Vorsitzender des TuS Möllbergen, „der Ort wäre zu einer reinen Schlafstätte geworden.“ Das wollte man nicht hinnehmen. „Wir haben ein Konzept erstellt und andere Sport- und Kulturvereine mit ins Boot genommen, um die Kräfte zu bündeln“, erläutert Stolze, „die Idee war, dass das neue Zentrum Raum für Jung bis Alt bietet, so wie „früher“ alle Generationen unter einem Dach lebten.“
Das Konzept ging auf. Das Gelände wurde erworben, die Turnhalle ersetzt, die Schule umgebaut. Heute haben dort unter anderem Schützenvereine mit einem hochmodernen Schießstand, Chorgemeinschaften, die Kita und eine Physiopraxis ihre Heimat. In der Großsporthalle können bis zu 400 Zuschauer die TuS-Handballer anfeuern. „Alle haben ihr eigenes Vereinsleben, aber eine gemeinsame Plattform. Es gibt ein Riesen-Foyer mit Bewirtung, das führt natürlich automatisch zu Begegnungen. Ein separater Dorfplatz für die Freiluftsaison wurde ebenfalls angelegt“, so Stolze. Für diese quartierssichernde multifunktionale Nutzung wurde das Projekt zu Recht mit dem „Silbernen Stern des Sports“ ausgezeichnet.
Hinweis
Unter der Leitung von Detlef Berthold, Abteilung Sport und Ehrenamt der Staatskanzlei des Landes NRW, und LSB-Referent Achim Haase findet in diesem Jahr eine Reihe von Veranstaltungen über die aktuellen Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten von Sportstätten statt. Die Themenpalette reicht von der Sportpauschale über das Sportstättenfinanzierungsprogramm bis zu Bundes- und Landesförderprogrammen. Eingeladen sind Vertreter der Mitgliedsorganisationen, der SSV/GSV, interessierter Vereine sowie der Verwaltungen und der Politik.
Die diesjährigen Termine und Anmeldung finden Sie hier.
Quelle: www.lsb-nrw.de