Anna-Lena Forster riss glückselig die Arme in die Höhe und schrie ihre ganze Freude heraus: Mit zwei Traumläufen im Slalom bescherte die 22 Jahre alte Skirennläuferin den erfolgreichen deutschen Behindertensportlern einen goldenen Abschluss der 12. Winter-Paralympics. Dass auch noch Andrea Rothfuss Bronze holte und Andrea Eskau mit zwei Langlauf-Medaillen ihre unglaubliche Erfolgsgeschichte von Pyeongchang krönte, versetzte Friedhelm Julius Beucher noch einmal in einen wahren Freudentaumel.
Er trete den Heimflug von Seoul nach Frankfurt/Main „sehr fröhlich und glücklich“ an, betonte der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) nach 19 deutschen Medaillen. Er finde „keine Steigerungsform mehr, wenn ich die Leistungen der Athleten bewerten soll. Unsere Athleten sind beste Repräsentanten. Die Arbeit lohnt sich.“
Davon konnte sich Beucher im Jeongseon Alpine Centre am Finalsonntag persönlich überzeugen. Mit der Deutschland-Fahne in der Hand fiel er Forster um den Hals. Die konnte ihr Gold-Glück kaum fassen. „Es fühlt sich wie im Traum an, das ist verrückt, der Knaller“, sagte die Monoskifahrerin aus Radolfzell, die schon in der Super-Kombination triumphiert hatte. Auch Rothfuss (Mitteltal) war nach ihrer fünften Medaille in der stehenden Klasse nach zuvor viermal Silber „super happy. Das ist der Wahnsinn“.
Stand vor vier Jahren Anna Schaffelhuber („Ich kann insgesamt zufrieden sein“) mit fünf Siegen als „Golden Girl“ im Mittelpunkt, so war diesmal Eskau beste deutsche Athletin mit sechs Medaillen. Die „alte Frau“, wie sie sich selbst gerne bezeichnet, gewann am vorletzten Tag der Paralympics im Langlauf zunächst noch einmal Silber über 5km und war dann Erfolgsgarantin der Mixed-Staffel mit Alexander Ehler (Kirchzarten) und Steffen Lehmker (Clausthal-Zellerfeld).
„Das ist super. Meine Sammlung hier ist nun komplett. Bronze gefällt mir optisch besonders gut“, sagte Eskau mit einem Schmunzeln. Sie hatte zuvor bereits Gold im Biathlon über 10 und 12,5 km sowie Silber im Langlauf über 12,5 km und im Sprint geholt. Insgesamt stehen nun 15 Medaillen bei Paralympics in ihrer unglaublichen Erfolgsbilanz.
Das deutsche Team beendete die Spiele in Südkorea mit sieben Mal Gold, acht Mal Silber und vier Mal Bronze, das bedeutet Platz fünf der Medaillenwertung. In Sotschi 2014 waren es 15 Medaillen gewesen, davon allerdings neun Goldmedaillen.
Das Ergebnis sei „richtig gut“, unterstrich Verbands-Vize Karl Quade. Die vielen Platzierungen „zwischen vier und acht“ seien zudem „ein Geschenk auf die Zukunft“, fügte Beucher an.
Athletinnen wie Schaffelhuber (Bayerbach/25), die trotz Rang vier im Slalom mit zweimal Gold und einmal Silber beste alpine Rennläuferin war, Forster, Rothfuss (28) oder die junge Biathletin Clara Klug (23/zweimal Bronze) machen Beucher Hoffnung. Dazu kommt Martin Fleig (28), der nach über acht Jahren die erste Männer-Medaille für Deutschland geholt hatte.
Am Abend des 18. März endeten die Spiele. „Die Athleten haben gezeigt, dass mit einem starken Geist und einem starken Herzen Außergewöhnliches möglich ist“, sagte IPC-Präsident Andrew Parsons, der in seiner Rede den kürzlich verstorbenen Physiker Stephen Hawking als „Inspiration für uns alle“ bezeichnete.
Fahnenträgerin des DBS bei der Schlussfeier war Clara Klug (München). Die 23-Jährige hatte im Biathlon zusammen mit ihrem Begleitläufer Martin Härtl Bronze über 10 und 12,5 km gewonnen.
Die Abschlusszeremonie fand ohne nordkoreanische Beteiligung statt. Die 20-köpfige Delegation sei bereits abgereist, hatte das IPC mitgeteilt. Gründe wurden nicht genannt. Ein Volunteer trug die nordkoreanische Flagge beim Einmarsch der Nationen.
Die nächsten Winter-Paralympics finden 2022 in Peking statt.