Dallas/Köln (SID) Auf den Spuren des großen Blonden: So etwas wie der eSports-Nowitzki will Jannis Neumann gerne werden. Der 22-Jährige ist der einzige deutsche Spieler in der neu gegründeten Zocker-Liga der NBA.
Als er zum ersten Mal den großen Blonden in Aktion sah, war es um Jannis Neumann geschehen. Der Basketball-Virus hatte ihn infiziert und er lässt ihn bis heute nicht los. Doch anstatt wie viele andere kleine Jungs Superstar Dirk Nowitzki selbst auf dem Parkett nachzueifern, wählte Neumann einen anderen Weg: den digitalen. Der 22-Jährige ist der einzige deutsche Profi in der neu gegründeten eSports-Liga der NBA. Und das ausgerechnet bei Nowitzkis Team Dallas Mavericks.
„Es ist auf jeden Fall etwas surreal, damit plötzlich sein Geld zu verdienen“, sagte Neumann. Nach 40 Partien, Fragen zum Basketballwissen und etlichen Auswahlgesprächen hatte er sich gegen 72.000 Bewerber durchgesetzt. Noch vor wenigen Wochen arbeitete er als Hotelfachmann. Jetzt zockt er die Basketball-Simulation NBA2K auf Profi-Niveau und streicht damit 32.000 Dollar über die kommenden sechs Monate ein.
Und seinen Wert stellte Neumann bereits mehrfach unter Beweis. In den Bewerbungsgesprächen hatten ihn einige Klubverantwortliche schon als den „virtuellen Nowitzki“ gelobt. Anfang April schaffte der Dinslakener beim Draft, der so abläuft wie im realen Basketball, den Sprung zu den Mavs.
Vor dem Schritt in die USA arbeitete Neumann neun Stunden pro Tag in einem Hotel: „Danach habe ich geschaut, ob ich noch Lust habe zu spielen. Da kam das Zocken an zweiter oder dritter Stelle.“ Jetzt liegt der Fokus bei professionellsten Bedingungen voll auf dem eSports.
In Dallas wohnt er mit seinen Mitspielern in einem luxuriösen Apartmentkomplex der Mavs inklusive Pool, eigenem Fitnessstudio und Basketballplatz. Das Training findet in den alten Büros der Mavericks statt. Täglich stehen zudem zwei Stunden Sport für die körperliche Fitness an. Neben dem Chefcoach kümmert sich ein Mentaltrainer um das Team.
Während für die echten Mavs um Dirk Nowitzki und Co. die Saison schon lange vorbei ist, hat die erste Saison der neu gegründeten NBA2K-Liga am 11. Mai erst begonnen. Neumann und sein Team haben drei der ersten vier Hauptrundenspiele (live zu sehen auf dem Streamingportal twitch) gewonnen.
„Man ist gewöhnt, alleine auf der Couch zu spielen, und jetzt hat man die Gegner gegenüber von sich sitzen. Da ist Trash Talking natürlich riesig“, sagte Neumann, denn die Ligaspiele werden in einem zentralen Studio in New York ausgetragen. 17 der 30 NBA-Teams sind in der Premieren-Saison bereits dabei.
Im Wettkampf steuert jeder Spieler einen Akteur auf dem Feld, Neumann alias „JBL“ ist Center. Wie im realen Basketball werden im Training Spielzüge einstudiert und die Partien im Nachgang analysiert.
Neumann schaut mehr als 200 NBA-Spiele im Jahr, kam zwar durch Nowitzki zum Basketball, ist aber Fan der Boston Celtics. Seit 2010 zockt er NBA2K, andere Spiele haben ihn nie richtig interessiert.
Im gamingaffinen Dallas ist die Aufmerksamkeit für die Liga besonders groß. „JBL“ und seine Teamkollegen wurden dort bereits des Öfteren im Restaurant erkannt. In Dallas ist Neumann schon populär, in Deutschland würde ihn wohl niemand beim Essen stören. Bis zum Nowitzki-Status dauert es noch ein bisschen.