Köln (SID) In Spanien ist Padel schon die beliebteste Sportart nach Fußball, und auch in Deutschland kommt der Trendsport immer mehr an. Noch hemmen jedoch Verbandsstreitigkeiten die Entwicklung.
Manuel Neuer hat den Spaß an Padel längst für sich entdeckt, selbst Cristiano Ronaldo und Lionel Messi griffen schon zum Racket. Und wenn Padel-Nationaltrainer Ignacio Gutierrez Soria über seine große Leidenschaft spricht, gerät er regelrecht ins Schwärmen.
Spektakulär und actionreich sei der Trendsport, schnell zu erlernen sowieso – „und Padel hat rein gar nichts mit Wasser zu tun“, klärt der Trainer der deutschen Nationalmannschaft einen häufigen Irrtum auf. Nein, Padel ist eine Mischung aus Tennis und Squash – und erobert von Spanien ausgehend gerade ganz Europa.
Es ist ein Tennisplatz im Miniaturformat mit blauem Kunstrasen, auf dem Gutierrez an der Kölner Universität steht. Ungewohnt sind auch die Gitter- und Glaswände, die den Court umgeben. „Vom Tennis haben wir das Netz, die grundlegenden Regeln und die Zählweise sowie ähnliche Bälle“, erklärt der Spanier im Gespräch mit dem SID: „Vom Squash kommen die Wände, die ins Spiel einbezogen werden.“ Anders als Squash oder Tennis wird Padel nur im Doppel gespielt, die Kunststoffrackets sind kürzer als Tennisschläger und nicht besaitet.
Erfunden wurde der Sport 1965 in Mexiko und verbreitete sich schnell nach Südamerika und Spanien. Gerade der Blick nach Südeuropa zeigt das große Potenzial der Trendsportart. Padel ist in Spanien Volkssport Nummer zwei nach Fußball, über vier Millionen Menschen spielen auf mehr als 12.000 Plätzen. Hierzulande gibt es für wenige tausend Aktive erst knapp 50 Courts.
Allerdings steckt der Sport in Deutschland auch noch in den Kinderschuhen. Einer der Padel-Pioniere war Justus Herbert. Der Frankfurter spielte zunächst hochklassig Tennis, ehe er 2011 mit Padel anfing. Die langjährige nationale Nummer eins weiß, dass nicht nur Spanien Deutschland einiges voraus hat.
„Fast jedes europäische Land liegt vor Deutschland. Italien ist viel weiter, Portugal sowieso, auch Österreich, die Niederlande, Frankreich, England, Schweden – nicht unbedingt vom Spielniveau, sondern von der Anzahl der Plätze und der Struktur der Verbände“, sagte Herbert dem SID.
Vor allem die Organisationsstruktur hemmt die Entwicklung in Deutschland enorm. Trotz weniger Spieler gibt es gleich zwei Verbände – 2010 gründete sich der Deutsche Padel Verband (DPV), nach Streitigkeiten spaltete sich ein Jahr später der Deutsche Padel Bund (DPB) ab. Keiner der beiden erfüllt derzeit die Kriterien zur Aufnahme in den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).
„Wir blockieren uns gegenseitig und stehen unserer eigenen Entwicklung im Weg. Diese Spaltung ist nicht mehr tragbar“, sagte DPV-Präsident Dirk Jungels dem SID und forderte: „Lasst Vernunft einkehren und uns zusammenschließen. Dann kann Deutschland zu einem Padel-Riesen werden.“
Nach langen Jahren des Konflikts ist eine Lösung nun aber in Sicht: Ende April gaben Vertreter beider Verbände das Ziel aus, spätestens ab dem 15. August das deutsche Padel nur noch durch einen Verband zu repräsentieren. Eine Arbeitsgruppe bastelt an einer Lösung, damit schon bei der WM in Asuncion/Paraguay (28. Oktober bis 4. November) die deutsche Nationalmannschaft erstmals unter der Regie eines Gesamtverbandes antritt.
„Mit der Einverbandslösung könnten wir das riesige Potenzial in Deutschland endlich ausschöpfen“, sagt Jungels. Dass dies bald geschieht, steht für Nationaltrainer Gutierrez ohnehin außer Frage. „Padel macht mehr Spaß als Tennis, ist viel einfacher zu spielen, und es gibt weniger Verletzungen“, sagte er und prophezeite: „In zehn Jahren wird es Padel in allen großen deutschen Städten geben.“