Deutschland hat erstmals seit 14 Jahren keinen Weltmeister im Profiboxen mehr. Der zuletzt einzig verbliebene Champion Tyron Zeuge verlor in Offenburg seinen Titel im Supermittelgewicht an den Engländer Rocky Fielding. Der 30 Jahre alte britische Meister gewann den WM-Fight des Weltverbandes WBA durch K.o. in der fünften Runde. Für den 26 Jahre alten Berliner Zeuge war es die erste Niederlage im 24. Kampf.
„Wir wissen alle, an wem es lag – sicher nicht an Tyron“, sagte Zeuges Trainer Jürgen Brähmer nach dem Kampf und holte damit zum Schlag gegen den Sauerland-Boxstall aus: „Wir wurden zu dem Termin gezwungen, nur um Verträge einzuhalten, hatten gerade einmal sechs Wochen Vorbereitung. Mit dem Saftladen hier wird das deutsche Boxen sicher nicht erfolgreich.“
Schon im Vorfeld des Kampfes hatten die internen Querelen zwischen Zeuge und seinem Trainer auf der einen und Sauerland auf der anderen Seite für Schlagzeilen gesorgt. Zeuge kündigte im Mai seinen bis 2019 laufenden Vertrag mit Sauerland, zuvor hatte sich Brähmer von dem Boxstall getrennt. „Es ist bekannt, dass es Spannungen zwischen uns gibt“, sagte Promoter Wilfried Sauerland: „Aber die gibt es erst, seit Brähmer der Coach von Tyron ist.“ Am Termin gebe es zudem nichts zu beanstanden.
Zeuges geplante Trennung von Sauerland ist momentan allerdings noch ein Fall für die Anwälte. Brähmer bezeichnete es in einem Statement Ende Juli als „Fehler“, dass kein Rückkampf vereinbart wurde, will einem solchen aber nicht im Wege stehen: „Wenn Sauerland in der Lage ist, trotzdem einen zustande zu bringen, dann soll er das tun.“
Zeuge hatte sich den WM-Gürtel im November 2016 im Kampf gegen den Italiener Giovanni De Carolis geholt. Er ging zum vierten Mal als Champion in den Ring. Vor dem Fight gegen Fielding hatte Zeuge den Titel gegen den Engländer Paul Smith und zweimal gegen den Nigerianer Isaac Ekpo verteidigt.