Berlin (SID) An ihren Horrorsturz hat Miriam Gössner keine Erinnerung mehr, die schweren Folgen spürt die Biathletin aber auch mehr als vier Wochen nach ihrem Fahrradunfall jeden Tag. „Ich hätte auch im Rollstuhl landen können“, sagte Gössner dem Münchner Merkur: „So gesehen hatte ich wirklich viele Schutzengel.“
Wie erst später bekannt wurde, brach sich die 22-Jährige bei einem Fahrradcrash im Mai in Norwegen vier Lendenwirbel und muss deutlich länger als geplant mit den Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele in Sotschi (7. bis 23. Februar 2014) aussetzen. Eigentlich hatten die Ärzte der zweimaligen Staffel-Weltmeisterin zunächst „nur“ drei angebrochene Wirbel diagnostiziert.
„Die ersten zwei Wochen habe ich fast nur gelegen. Seit knapp zwei Wochen kann ich wieder gehen“, sagte Gössner. Bis Ende Juni musste sie ein Korsett tragen („Man fühlt sich total eingeschnürt“), außerdem befindet sich die passionierte Langläuferin derzeit in einer Reha-Klinik in Bad Wiessee und darf nur an den Wochenenden zu ihrer Familie nach Garmisch-Partenkirchen. „Im August will ich wieder mit Laufen und Rollern anfangen. Mein großes Ziel ist, dass ich den November-Lehrgang in Norwegen ganz normal mit der Mannschaft mitmachen kann“, sagte Gössner: „Wenn es dann im Dezember noch nicht für Wettkämpfe reichen sollte, dann eben ab Januar.“
Ein Start bei ihren zweiten Winterspielen sei allerdings nicht in Gefahr. „Sotschi ist das einzige, das in diesem Winter zählt. Bis dahin ist noch so viel Zeit. Da habe ich alle Chancen, wieder in Form zu kommen“, sagte die Gesamtweltcup-Neunte des vergangenen Winters, die bei der WM im Februar in Nove Mesto ohne Medaille geblieben war.
Bei einer Fahrradtour mit ihrer Schwester Christina war Gössner gestürzt. „Ich weiß nur noch, dass es leicht bergab und um eine Kurve ging. Die Ärzte meinen, ich hätte mich über den Lenker überschlagen. Ansonsten wäre ich nicht so wuchtig auf dem Rücken und Steißbein gelandet“, sagte Gössner, die anschließend starke Schmerzen hatte: „Anfangs war es sehr, sehr schlimm. Ich bin eigentlich schmerzunempfindlich. Aber die ersten zwei Stunden habe ich nur geschrien.“
Sie ist weiterhin auf Schmerzmittel angewiesen, Folgeschäden hat die bayerische Frohnatur allerdings nicht zu befürchten. „Die Ärzte sagen, dass alles wieder gut wird. Die Heilungschancen sind sehr hoch“, sagte Gössner, die den Sturz am liebsten vergessen würde: „Ich mag gar nicht mehr an die Momente zurückdenken, als ich nach dem Radunfall da lag und Angst haben musste, dass ich vielleicht gar nicht mehr gehen kann.“
Psychisch sei es zwar nicht einfach, diesen Rückschlag wegzustecken („Aber ich habe das akzeptiert“), doch die Trainer mahnen die Medaillenhoffnung zur Geduld. „Sie wissen, dass ich auf den Punkt wieder fit sein kann. Und insofern schenken sie mir ihr ganzes Vertrauen“, sagte Gössner. 15 Minuten kann sie momentan nur auf dem Ergometer sitzen, viel Training ist noch nicht drin, während sich der Rest der deutschen Skijäger intensiv auf den Winter vorbereitet – doch es geht bergauf. „Mein Therapeut hat gemeint, dass wir das jetzt weiter steigern können“, sagte Gössner.