Köln/Bratislava (SID) Viel Lob für Toni Söderholm: Die deutsche Eishockey-Prominenz beurteilt die Entwicklung unter dem neuen Bundestrainer positiv und sieht gute Perspektiven.
Als weitgehend Unbekannter trat Toni Söderholm das schwierige Erbe des Olympia-Silberschmieds Marco Sturm an, nach seiner ersten Weltmeisterschaft prasselt von allen Seiten Lob auf den neuen Eishockey-Bundestrainer ein. „Er hat einen super Job gemacht“, sagte sein Vorgänger in einer Umfrage des Sport-Informations-Dienstes (SID), „er hat gezeigt, dass er die richtige Wahl war.“
Olympiaheld Christian Ehrhoff beeindruckte vor allem die Weiterentwicklung im spielerischen Bereich – trotz des K.o. im Viertelfinale. „Da steckt Sinn und Verstand hinter“, meinte der Fahnenträger von Pyeongchang, „er hat an das angeknüpft, was Marco angefangen hat. Es war ein sehr gelungener Einstand unter großem Druck.“
Jahrhundertspieler Erich Kühnhackl, Bronzemedaillengewinner bei Olympia 1976, nannte den Finnen einen „Gewinn für das deutsche Eishockey“. Ex-Bundestrainer Uwe Krupp, der die deutsche Nationalmannschaft bei der WM 2010 zum letzten Mal unter die besten Vier geführt hatte, attestierte Söderholm einen „Riesenjob“.
Mit dem besten WM-Start seit 1930, insgesamt fünf Siegen wie zuvor nur bei der Heim-Weltmeisterschaft 1983, der direkten Qualifikation für Olympia 2022 und Platz sechs zum Abschluss hatte die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) die eigenen Ziele sogar übertroffen. Söderholm, als Spieler Vizeweltmeister 2007 mit Finnland und als Trainer zuvor nur beim Oberligisten SC Riessersee tätig, bestand seine internationale Feuertaufe mit Bravour, musste aber auch Lehrgeld zahlen.
Seine öffentliche Kritik an NHL-Star Leon Draisaitl kam bei Ehrhoff nicht gut an. „Ich bin kein Fan davon, Spieler öffentlich zu kritisieren“, sagte der langjährige NHL-Verteidiger, „der erste Weg sollte immer sein, dass man es in einem internen Gespräch regelt und sich nach außen schützend vor den Spieler stellt.“ Söderholm hatte dem besten deutschen Spieler mangelnde Defensivarbeit vorgeworfen, Draisaitl antwortete beim 4:2 gegen den späteren Finalisten Finnland mit seiner besten Leistung im DEB-Trikot.
15 Monate nach der Silber-Sensation von Olympia bestätigte sich der Aufwärtstrend im deutschen Eishockey, der Abstand zu den Topnationen ist geringer geworden. „Siege gegen die Großen sind jederzeit möglich und keine Zufallsprodukte mehr“, stellte Sturm fest, der im vergangenen November überraschend zurückgetreten und als Co-Trainer in die NHL zu den Los Angeles Kings gewechselt war.
„Der große Olympia-Erfolg hat eine breitere Brust gegeben“, meinte Ehrhoff, „man ist nicht mehr zufrieden mit dem Viertelfinale.“ Auch Kühnhackl resümierte: „Wir sind viel, viel näher dran. Wir sind mittlerweile international auf einem anderen Level.“
Konsequenzen in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) forderte Ehrhoff. Angesichts der zahlreichen hoffnungsvollen Talente um den 18-jährigen Moritz Seider müsse endlich die Zahl der Ausländerstellen reduziert werden. „Das Argument, dass die Qualität darunter leidet, zählt nicht mehr“, meinte der 36-Jährige, „die Fans würden eher einem jungen deutschen Spieler Fehler verzeihen als Spielern, zu denen sie keinen Bezug haben.“