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April 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Udine (SID) Bei der deutschen U21 flossen nach dem verlorenen EM-Finale noch tief in der Nacht die Tränen. Erst spät machte sich auch ein wenig Stolz breit.

Am Ende der langen Reise kämpfte Stefan Kuntz gegen die Tränen. Bis tief in die Nacht saß der DFB-Trainer nach dem verlorenen Finale der U21-EM mit seiner Mannschaft zusammen, spendete Trost, umarmte seine Jungs, doch weinen wollte er auf keinen Fall. „Ich kann ja nicht niedergeschlagen in der Ecke sitzen, wenn ich sage, dass ich stolz bin“, sagte Kuntz, der vor allem eines wollte: „Reden und ein Glas Rotwein trinken.“

Grund zum Anstoßen hatte Kuntz allemal, auch wenn er den EM-Pokal anders als 2017 den Spaniern überlassen musste. „Ich bin unwahrscheinlich stolz, dass wir die EM so für Deutschland hingekriegt haben. An dieser Erfahrung werden alle wachsen, auch ich“, sagte der 56-Jährige. Fast zwei Jahre lang hatte Kuntz ein starkes Team geformt, das nun ohne die erhoffte Krönung auseinandergeht. Kein Wunder, dass sich viele Spieler ihrer Tränen nicht schämten.

Benjamin Henrichs etwa weinte nach dem 1:2 (0:1) gegen die Spanier schon auf dem Rasen, aber auch noch lange danach. „Wir werden nie wieder für die U-Mannschaften spielen. Es wäre überragend gewesen, sich mit einem Sieg zu verabschieden“, sagte der Confed-Cup-Sieger von 2017, der im Finale eine starke Leistung zeigte. „Ich bin als 14-jähriger Junge zu den U-Teams gekommen, jetzt bin ich 22. Das ist emotional und auch traurig“, sagte Henrichs.

Wie Henrichs erging es auf der nächtlichen Feier mit Familien und Freunden fast allen Spielern. Luca Waldschmidt etwa wurde zwar für seine sieben Tore mit dem Goldenen Schuh geehrt, schaute aber dennoch traurig. „Ich hätte viel lieber den großen Pokal in der Hand gehabt. Wir wollten uns für das tolle Turnier belohnen“, sagte der Freiburger und verabschiedete sich in den Urlaub. Am frühen Montag flog der DFB-Tross nach Frankfurt, wo sich am 1. Juli die Wege trennten.

Ein wenig Stolz war dann aber doch mit im Gepäck. Wohl auch, weil Joachim Löw das Team zum Abschluss ausdrücklich gelobt hatte. „Unsere Mannschaft hat gegen die starken Spanier eine gute Einstellung gezeigt und bis zum Schluss gekämpft. Auch wenn es am Ende nicht für den Titel reichte, hat die Mannschaft ein tolles Turnier gespielt und eine sehr gute Visitenkarte abgegeben“, lobte der Bundestrainer, der extra nach Udine gereist war.

Zu sehen bekam Löw ein viel zu schnelles 0:1, aber auch eine gute Antwort. Gerade als das DFB-Team auf den Ausgleich drängte, patzte Torhüter Alexander Nübel böse und ermöglichte das 0:2. Vorwürfe bekam der Schalke-Schlussmann nach einem starken Turnier nicht zu hören, doch auch er war bitter enttäuscht und weinte nach Schlusspfiff. Gleiches galt für Torschütze Nadiem Amiri.

Kuntz gab derweil zu, Spanien im Finale „anders erwartet“ zu haben. Und wer genau hinhörte, konnte erahnen, dass er es bereute, Florian Neuhaus auf die Bank gesetzt zu haben. Mit etwas Glück hätte es dennoch für das DFB-Team gereicht, doch am Ende musste Kuntz seine Mannschaft einen Abend lang trösten. „Er hat uns gesagt, dass wir stolz auf uns sein können“, sagte Marco Richter, „aber das ist gerade richtig schwer.“