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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Aachen (SID) Mit einem Blumenstrauß in der Hand, den Zylinder schon ein bisschen schief auf dem Kopf und Ursula von der Leyen im Schlepptau bahnte sich Isabell Werth einen Weg durch die fast unübersehbare Schar der Gratulanten. „Wo ist Bella, ich muss aufs Pferd“, sagte die erfolgreichste Reiterin der Geschichte, „ich muss zur Siegerehrung.“

Zum 13. Mal hatte Werth in einem atemberaubenden Wettbewerb den Großen Dressurpreis von Aachen gewonnen – und das an ihrem 50. Geburtstag, zu dem sie auch noch eine riesengroße Geburtstagstorte und ein Ständchen der 6000 Zuschauer im Dressurstadion bekam. Es war eine knappe Entscheidung, die Dramaturgie mit Werth als letzter Reiterin im Feld hätte sich kein Regisseur besser ausdenken können. „Als ich Doros Ergebnis gehört habe, dachte ich schon wow, da müssen wir aber einen raushauen“, sagte Werth.

Dorothee Schneider mit ihrem wunderschönen Wallach Showtime hatte in der Tat vorgelegt. 89,660 Punkte gaben die Preisrichter der Mannschafts-Olympiasiegerin, ein Ergebnis, das auch Isabell Werth nicht jeden Tag erreicht. Aber sie lieferte, natürlich, das tut sie ja immer. Unfassbare 96 Prozent für die künstlerische Darbietung, mit 90,450 als einzige über der 90-Prozent-Marke – 50 Jahre nach der Mondlandung gelang Werth an ihrem 50. Geburtstag eine Punktlandung.

Die Leistung von Bella Rose, mit der sie Ende August zur EM nach Rotterdam fährt und die auch für Olympia 2020 in Tokio fest eingeplant ist, hob Werth immer wieder hervor. Zum ersten Mal überhaupt sei die Stute die mit Höchstschwierigkeiten gespickte Kür in dieser Form gegangen, „und sie hat nichts falsch gemacht“. Dass die Kurve nach den Einerwechseln noch ein bisschen flüssiger sein darf, „werde ich mit ihr noch diskutieren. Aber die Fehler mache sowieso immer nur ich.“

Bereits am Samstag hatte die deutsche Equipe mit Werth, Schneider, der im Einzel drittplatzierten Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera und Helen Langehanenberg mit Damsey zum 38. Mal seit 1977 den Nationenpreis in der Soers gewonnen und damit einmal mehr verdeutlicht, dass an der europäischen Hierarchie auch bei der EM in Rotterdam kaum zu rütteln sein dürfte.

Am finalen Sonntag gaben Bundestrainerin Monica Theodorescu und der Dressurausschuss des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) mit seinem Vorsitzenden Klaus Roeser die sogenannte Longlist für die EM bekannt. Langehanenberg steht nicht drauf, sie musste in Aachen eingestehen, dass die beste Zeit ihres 17-jährigen Hengstes Damsey möglicherweise vorbei ist: „Und ich habe im Moment kein anderes Pferd.“

Kein Zweifel dürfte an der EM-Nominierung von Werth, Schneider und von Bredow-Werndl bestehen, und auch an Sönke Rothenberger und seinem Wallach Cosmo führt nach den Siegen im Grand Prix und Special der kleinen Tour kein Weg vorbei. Rothenberger selbst positionierte sich in Aachen sehr deutlich: „Ich habe wahrscheinlich das beste Pferd der Welt. Wenn ich fehlerfrei reite, kann uns keiner schlagen.“