Tokio/Lausanne (SID) Japans Regierung äußert sich erstmals zu vertraglichen Details über eine mögliche Verlegung der Olympischen Sommerspiele von Tokio, das IOC setzt weiterhin auf Zeit.
Durch die weltweit rasche Ausweitung des Coronavirus wird auch die Debatte um eine Verlegung der Olympischen Spiele immer konkreter. Erstmals äußerte sich ein japanisches Regierungsmitglied über Details zu einer möglichen Verschiebung. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) kündigte an, den Vorschlägen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) folgen zu wollen.
Japans Sportministerin Seiko Hashimoto erklärte, dass für Tokio eine Verlegung der Sommerspiele nur innerhalb des laufenden Jahres möglich sei. Dabei berief sich die Olympia-Ministerin auf vertragliche Vereinbarungen mit dem IOC. „Wenn man den Vertrag erneut liest, besagt Artikel 66, dass das IOC das Recht hat, die Spiele mit Auflösung des Vertrages abzusagen, wenn (…) die Spiele nicht im Jahr 2020 ausgetragen werden“, erklärte die Sportministerin.
Hashimoto, selbst siebenmalige Olympiateilnehmerin im Eisschnelllauf und Bahnrad, erklärte aber auch, dass Japan derzeit alles daran setze, den ursprünglichen Plan einzuhalten. „Tokio 2020, das IOC und die Stadtregierung von Tokio unternehmen alles, damit die Spiele am 24. Juli starten können“, meinte Hashimoto. Auch die japanische Regierung unterstütze dies.
Zuletzt waren mehrere Sportereignisse wegen des Coronavirus verlegt oder abgesagt worden. Mittlerweile sind 3100 Menschen an dem Virus verstorben und über 90.000 Personen in über 60 Ländern infiziert. Der Großteil der Infizierten kommt aus China, wo der Virus ausbrach, doch auch Südkorea, Italien und der Iran zählen überdurchschnittlich viele infizierte Personen.
Hashimoto erklärte weiter, dass der Monat Mai ein guter Zeitpunkt wäre, um über eine mögliche Verlegung zu entscheiden. „Ein IOC-Mitglied (Richard Pound, d.Red.) hat gesagt, dass Ende Mai die Frist ausläuft, um eine Entscheidung zu treffen“, erklärte die Ministerin aus dem Kabinett von Premierminister Shinzo Abe.
Das IOC glaubt weiter an „erfolgreiche“ Olympische Sommerspiele in diesem Jahr in Tokio. Eine Verlegung bzw. Absage ist beim Ringeorden zumindest offiziell weiterhin nicht vorgesehen, auch wenn das sich ausbreitende Coronavirus die Veranstalter der Tokio-Spiele (24. Juli bis 9. August) vor immer größere Probleme stellt.
„Wir bereiten uns auf erfolgreiche Olympische Spiele 2020 in Tokio vor“, sagte IOC-Präsident Thomas Bach vor einer Sitzung des Exekutive-Komitees in Lausanne. Im Anschluss erörterte die Exekutive Gefahren, die vom Coronavirus ausgehen. Dabei berief man sich auch auf Ergebnisse einer Taskforce aus Vertretern des Organisationskomitees, der Stadt Tokio, der Regierung Japans, dem IOC und der Weltgesundheitsorganisation WHO.
„Das IOC folgt weiter den Vorschlägen der WHO, der führenden UN-Organisation auf diesem Gebiet“, hieß es in einer IOC-Mitteilung. Das Schicksal liegt demnach nicht mehr in der Hand des Ringeordens, daher setzte die IOC-Exekutive zunächst weiterhin auf den Faktor Zeit und will im Juni auf der nächsten Sitzung finale Entscheidungen treffen. Gleichzeitig werden derzeit in Lausanne Vorschläge für die Vollversammlung des IOC vorbereitet, die traditionell vor den Olympischen Spielen stattfindet. In diesem Jahr ist die Session für den 18. und 19. Juli in Tokio vorgesehen.