Köln (SID) Viele Fans ächzen und klagen über die Eintrittspreise – aber im internationalen Vergleich erscheint die Fußball-Bundesliga fast schon wie eine Insel der Glückseligen. Die Tickets für ein Bundesligaspiel sind wesentlich günstiger als in England, Spanien, Italien oder Frankreich.
Die auf „Pricing“, also die Feststellung des Wertes einer Veranstaltung, spezialisierte Agentur Simon Kucher mit Sitz in Bonn hat im Auftrag der Deutschen Fußball Liga (DFL) zuletzt 2008/09 die Durchschnittspreise für den Besuch eines Fußballspiels erhoben. Der Zeitraum mag erstaunen, doch mit der europaweiten Erhebung aller Sonderaktionen, Abos und Kombi-Tickets bedarf alles seiner Zeit. Im Bereich der Preispolitik gilt das Unternehmen als Weltmarktführer.
Fakt ist, dass der Besuch eines Bundesligaspiels im Schnitt 21,79 Euro kostete. Die Engländer wollten 43, die Spanier 40, die Italiener 27 und die Franzosen 26 Euro. Alle Werte sind seitdem mit der Inflation um rund zehn Prozent gestiegen, dennoch spiegeln sie die Verhältnisse wider.
Auch deshalb hat DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, dessen Vertrag kürzlich bis 2017 verlängert wurde, vor einem Jahr deutliche Worte gefunden, als eine Initiative für Preise unterhalb von 20 Euro kämpfte: „Sollte es Leute geben, die lieber günstiger und dafür in zugigen Stadien mit Aschenbahn sitzen und mittelmäßige Spiele gucken – bitte sehr. Aber diese Minderheit sollte den anderen Zuschauern ihre Meinung nicht überstülpen. Wir sind weit entfernt von den Verhältnissen der anderen Ligen.“
Seifert verweist auf die „Sozialverträglichkeit“ der Eintrittspreise, immer die gesellschaftspolitische Bedeutung und die damit verbundene Verantwortung des Fußballs im Auge. Bei Bedarf fehlt der Hinweis nicht, dass Menschen bereit sind, 100 Euro für ein Rock- oder Klassikkonzert auszugeben – wo abgesehen von der Frage, welche Zugabe kommt, die Spannung fehle.
Die Italiener verschleudern derzeit, auch wegen der veralteten Stadien, ihre wahre Ware. Champions-League-Teilnehmer SSC Neapel ist in der Liga für 15 bis 60 Euro zu haben, Inter und der AC Mailand nehmen 17 bis 100. Aber die billigen Plätze sind rar.
In Frankreich sind sie dem „Paket-Trick“ verfallen. Wer Bayer Leverkusen bei Paris St. Germain sehen will, muss sich auch Aufsteiger Evian TG und den Mittelfeldverein Stade Rennes anschauen, für 185 Euro, ganz unten. Wer bei einem PSG-Spiel gegen den FC Nantes in der Luxus-Loge sitzen will, zahlt mehr als 1100 Euro.
Wie sollen Durchschnittspreise kalkuliert werden? Gästefans verzichten inzwischen auf Reisen in die Hauptstadt, weil ihnen mit mehr als 40 Euro für den günstigsten Platz das Doppelte im Vergleich zu Heimspielen abgeknöpft werden soll.
Wie schmal die Gratwanderung der Preisgestaltung in der Bundesliga ist, verdeutlicht ein Beispiel von Borussia Mönchengladbach. Der eingetragene Fanclub „Lippefohlen“ hatte rund 50 Karten gegen Dortmund und für das Spiel im März gegen den Hamburger SV bestellt. Der Bus kostet rund 500 Euro. Für das Spiel gegen Dortmund (Sitzplatz Nordkurve, 47,50 Euro) mussten noch „Feinde“ mitgenommen werden, um den Bus zu füllen, für das Spiel gegen Hamburg im März (27,50 Euro) war der Bus im Dezember ausverkauft.
Der Lippefohlen-Vorsitzende Burkhard Neuhaus: „Für ein Topspiel 20 Euro pauschal auf jedes Ticket finde ich ungerecht. Dann zahlen nur die wahren Fans drauf. 20 Prozent für ein Topspiel – das wäre in Ordnung. Dann zahlen auch die da oben, die über 20 Euro nur lachen.“