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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Wiesbaden/Sandhausen (SID) 293-mal stand Dennis Diekmeier als Profi-Fußballer auf dem Platz, in Spiel Nummer 294 feierte der Mann mit dem Faible für Tattoos endlich seine Tor-Premiere. Beobachter sprechen gar von einem „Fußballwunder“.

Sein erstes Tor im 294. Profi-Spiel? Die unzähligen Glückwünsche aus der ganzen Republik? Die vielen Schlagzeilen vom „Fußballwunder“? Das alles geriet für Dennis Diekmeier am Mittwoch erst einmal zur Nebensache – es gab Wichtigeres.

„10 Jahre, viele unvergessliche Momente, 4 wunderbare Kinder“, schrieb Diekmeier am Morgen nach seinem fast schon historischen Kopfballtor bei Instagram und widmete seiner Frau Dana eine öffentliche Liebeserklärung zum zehnten Hochzeitstag: „Du bist meine beste Freundin und die beste Ehefrau. Ich liebe dich.“

Wenige Stunden zuvor hatten sich im Hause Diekmeier wilde Jubelszenen abgespielt. Als Papa Dennis nach elf Jahren und 26.415 torlosen Minuten als Fußballprofi erstmals einnetzte, hüpften seine Kinder kreischend durchs Wohnzimmer. Ehefrau Dana, die – wie es bei den Diekmeiers Brauch ist – alles für das Internet festhielt, schüttelte ungläubig den Kopf.

Diekmeier selbst verspürte neben der Freude über den 1:0 (1:0)-Sieg seines SV Sandhausen beim SV Wehen Wiesbaden auch Genugtuung. „Ich habe natürlich viele Sprüche in meiner Karriere bekommen und bin glücklich, dass es geklappt hat“, sagte der frühere Hamburger bei Sky und kündigte ein Mannschaftsessen auf seine Kosten ein, sobald es die Coronakrise zulässt.

Diekmeier war zuvor in 203 Bundesligaspielen für den 1. FC Nürnberg und den Hamburger SV ohne Torerfolg geblieben – ein Erstligarekord. Zudem traf er in 59 Zweitliga-Einsätzen für Sandhausen und 15 Drittligapartien für Werder Bremen II nicht und konnte das Leder auch in sechs Relegations- und zehn DFB-Pokalspielen nicht über die Linie bringen.

Er habe wenig geschlafen, sagte Diekmeier am Mittwoch dem Portal Heidelberg 24. „Mein Handy ist fast explodiert, ich habe immer noch nicht alle Nachrichten gelesen.“

Auch im Netz überschlugen sich die Reaktionen. „Glückwunsch zum ersten Profitor, Dieki!! Das hatte sich schon lange abgezeichnet“, twitterte der HSV und reihte sich damit in die Reihe der Gratulanten ein. Diekmeier nahm die flapsigen Sprüche nach seinem in doppelter Hinsicht goldenen Tor in der 45. Minute mit Humor auf. „Endlich hat ein Trainer gemerkt, dass ich bei der Ecke nach vorne gehöre“, sagte der Flügelspieler Diekmeier mit einem Augenzwinkern. Nun sei „der Fluch endlich vorbei“.

Diekmeier, der in der Jugend als Stürmer von Werder Bremen laut eigenen Angaben „eiskalt“ vor dem Tor war, steht seit jeher eher für harte Fußball-Arbeit und weniger für filigrane Offensivkunst. „Es ist ein geiles Gefühl, wenn man auf der Außenbahn in einer brenzligen Situation einen Gegenspieler samt Ball wegflext und die Fans aufstehen und applaudieren“, sagte er einst im 11Freunde-Interview. Doch mindestens einmal in seiner Karriere wolle er die Fankurve auch mit einem Tor in Ekstase versetzen.

Das mit der Fankurve hat wegen der Corona-Pandemie (noch) nicht geklappt. Der Tor-Fluch ist aber gebannt.