München (SID) Drei Vize-Meisterschaften in Serie – das ist so gar nicht Bayern-like. Doch die Münchner planen auch mit ihren Frauen den Großangriff auf die Spitze. Nicht nur national.
Krise – welche Krise? Die Fußball-Frauen von Bayern München räumten auf dem Transfermarkt zuletzt die Regale leer. Auf Lea Schüller im Februar folgten mit Hanna Glas, Marina Hegering und Klara Bühl im April drei weitere Nationalspielerinnen – andere Klubs bangten da wegen Corona um die Existenz. Doch die Münchnerinnen lassen sich von ihrem Großangriff auf Serienmeister VfL Wolfsburg auch von einer Pandemie nicht abbringen.
„Wir sind der FC Bayern. Daraus leitet sich auch ab, in jedem Bereich die Nummer eins zu sein“, sagte Präsident Herbert Hainer im März. In der Frauen-Bundesliga aber stünde Wolfsburg „seit Jahren vor uns“. Dreimal nacheinander mussten sich die „Ladies in Red“ mit der Vize-Meisterschaft begnügen, das ist so gar nicht Bayern-like. Hainer betonte deshalb: „Das sollten wir abstellen.“
In der gesamten AG herrsche Konsens, „dass wir da unsere Anstrengungen verstärken werden“, sagte Hainer dem Klubmagazin 51: „Wir wollen Meister werden und in der Champions League eine Rolle spielen.“ Der Vorstand hatte deshalb laut Chef Karl-Heinz Rummenigge schon Wochen vor dem Restart mit dem Verfolgerduell gegen Hoffenheim beschlossen, den Frauenfußball in eine eigene Abteilung innerhalb der AG auszulagern. Das Ziel laut Rummenigge: „Noch stärker und konkurrenzfähiger“ werden.
Am 7. Juni feiern die Bayern-Frauen das 50. Jubiläum ihrer Gründung, drei Meisterschaften (1976, 2015, 2016) wurden bislang geholt. Rummenigge ist überzeugt, „dass die besten Zeiten gerade erst beginnen“. Um die neue Offensive zu unterstreichen, hob der FCB im April vier Spielerinnen um Giulia Gwinn auf die sonst für Helden wie Oliver Kahn oder Thomas Müller reservierte 51-Titelseite.
Abteilungsleiterin Karin Danner warnte zwar vor „irgendwelchen Schnellschüssen“. Doch auch sie meinte: „Es nervt mich, dass Wolfsburg ständig Meister wird.“ Um das zu ändern, verfolge der Klub einen Vier-Jahres-Plan. „Möglichst bald wollen wir in Deutschland die Nummer eins sein, schon nächste Saison einen Titel holen, egal welchen“, sagte Danner. „Und in drei, vier Jahren wollen wir in die internationale Spitze.“
Auf diesem Weg gibt es aber auch Rückschläge. So wird Kapitänin Melanie Leupolz die Bayern im Sommer in Richtung FC Chelsea verlassen. Wolfsburg, gibt Danner zu bedenken, sei den Münchnerinnen in Sachen Kader-Kontinuität ein Stück voraus. Die Bayern, die seit zwei Jahren am modernen Campus spielen, brauchten auch noch mehr Typen, „die unbedingt Titel holen wollen“. Deshalb die Transferoffensive.
„Der nächste Schritt wäre nun“, sagte Danner, „dass der FC Bayern auch mal ein paar hunderttausend Euro für eine neue Spielerin in die Hand nimmt.“ In der Bundesliga werden aktuell Ablösen von bis zu 100.000 Euro gezahlt, international noch mehr. Für Danner steht fest: „Wenn der große Stein ins Rollen kommt, ist mit dem FC Bayern auf allerhöchstem Level zu rechnen.“ Und zwar „im ganz großen Stil“.
Beim Restart der Frauen-Bundesliga gelang dem Team schon einmal der erste große Schritt Richtung erneute Champions-League-Qualifikation. Im Topspiel des 17. Spieltags gegen den direkten Verfolger TSG Hoffenheim siegte der Vizemeister 3:0 und festigte so den zweiten Tabellenplatz.