Berlin (SID) Tennis-Ass Andrea Petkovic hat die Coronazeit auch für ihre literarischen Projekte genutzt. Am 8. Oktober erscheint ihre Autobiographie, außerdem hat sie einen digitalen Buchklub gegründet.
Das frühe Aus beim Einladungsturnier in Berlin im Juli hatte Andrea Petkovic relativ schnell verschmerzt. Mit ihrer Leistung beim 4:6 und 1:6 gegen die zweimalige Wimbledonsiegerin Petra Kvitova (Tschechien) im ersten Spiel nach über zehn Monaten war sie zufrieden. Bis zum zweiten Turnier in Berlin im Flughafen-Hangar von Tempelhof konnte sie sich wieder mehr ihren anderen Leidenschaften widmen – dem Lesen und Schreiben.
Denn Petkovic ist nicht nur Hobbyleserin und Gelegenheitsautorin. Sie ist großer Literatur-Fan und investiert viel Zeit in ihre Passion. Nach langer Vorarbeit kommt am 8. Oktober ihre Autobiographie „Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“ auf den Markt. Nebenbei hat die 32-Jährige in der Coronapause auf Instagram den digitalen Buchklub Racquet Book Club gegründet. Mehrere tausend Follower gehören schon zur Gemeinde.
Bei ihrer Biographie handelt es sich nicht um eine klassischen Lebensbericht, sondern um eine „Autofiktion“, wie sie selbst gerne erklärt. Auf 286 Seiten wird ihr Leben in 22 Kapiteln nicht immer so dargestellt, wie es wirklich war. „Einiges ist literarisch verarbeitet“, verriet die deutsche Top-Spielerin in Berlin im Gespräch mit dem SID.
Die frühere Weltranglistenneunte hat schon als Kind geschrieben, veröffentlichte Texte und Kolumnen in den USA und in Deutschland. „Das Schreiben hilft mir, Struktur in meine Gedankengänge zu bringen. Ich habe immer viele Gedanken auf einmal, beim Schreiben muss ich sie ordnen“, sagt Petkovic und erklärt: „Das hilft mir auch, um mit mir selbst klarzukommen.“
Anspruchsvolle Texte stehen auch bei ihrem Buchklub auf Instagram im Vordergrund. Petkovic, die auch als Moderatorin für das ZDF arbeitet, schlägt alle sechs bis acht Wochen vier Buchtitel vor, und die Community entscheidet dann, welcher Titel gemeinsam gelesen wird. Im Anschluss folgen Kommentierungen und Diskussionen.
Bei ihr selbst brach das Literatur-Fieber aus, als sie von ihrem Vater ein Buch des russischen Schriftstellers Fjodor Dostojewski bekam. „Wenn man einmal diese Literatur gelesen hat, ist es schwer, davon wegzukommen“, verriet sie. Ihre große Liebe ist jedoch Ernest Hemingway, obwohl dieser eher als männlicher Schriftsteller gilt. „Egal ob Krieg, Jagd oder Stierkampf, ich sehe bei seiner Art zu schreiben viele Parallelen zum Sport, zum Tennis“, erklärt Petko.
Dass sie sich im Netz aber nicht immer nur der geschätzten Literatur widmen kann, erlebte Petkovic in Berlin wieder. Ein anonymer User beschimpfte sie nach ihrer Niederlage gegen Kvitova wüst: „Du bist so schrecklich. Ich finde, du solltest mit dem Tennis aufhören und etwas anderes tun. Du wirst immer Durchschnitt sein.“
Petkovic reagierte via Twitter souverän und wies den User zurück: „Das habe ich vermisst! Bro, hast du unter einem Stein gelebt?“, schrieb sie zurück und erwähnte, dass sie mittlerweile drei Berufe gleichzeitig hat. Am Ende gab sie sich versöhnlich. Wenn er wüsste, wie man Kvitovas Linkshänder-Aufschläge auf Rasen retournieren könne, solle er sich melden. Eine souveräne Antwort der Darmstädterin, die nicht nur mit dem Schläger, sondern auch mit Worten umgehen kann.