Lissabon (SID) Die Bayern sind die Könige Europas. Als entscheidend für den Triumph des Triple-Champions wird die Arbeit von Trainer Hansi Flick angesehen. Die Zukunft der Mannschaft erscheint rosig.
In München war das Siegestor in rotes Licht getaucht, 2200 Kilometer südwestlich des klassizistischen Triumphbogens machten derweil die „Campeoes da Europa“ die Nacht zum Tage. „FC Bayern, forever number one“, schallte es durch das luxuriöse Penha Longa Resort vor den Toren von Lissabon, voller Inbrunst sangen die Spieler mit scheppernden Trommeln in der Hand vor allem die zweite Zeile der eingängigen Vereinshymne: „You can call us the champions of the world“.
Die Besten der Welt? In der Tat! Mit dem 1:0 (0:0) im Finale der Champions League gegen Paris St. Germain mit den Weltstars Neymar und Kylian Mbappé sowie dem deutschen Trainer Thomas Tuchel hat der FC Bayern eine ohnehin überragende Saison mit dem größtmöglichen Triumph gekrönt. Und: Elf Spiele, elf Siege, darunter das schon jetzt legendäre 8:2 gegen den FC Barcelona – noch nie gewann eine Mannschaft auf dem Weg zum Henkelpott alle Spiele.
„Wir hatten schon ein bisschen das Gefühl der Unschlagbarkeit“, sagte „Trommler“ Joshua Kimmich mit dem Lächeln eines überwältigten Siegers. Der schwitzende Klubchef Karl-Heinz Rummenigge rief mit Schweißperlen auf der Stirn der Mannschaft des nachts über das Saalmikrofon zu: „Danke, für das, was wir in den letzten zehn Tagen erleben durften – das war das größte Spektakel, was ich jemals erleben durfte.“
„Es war ein langer, weiter Weg“, heißt es in der ersten Zeile der Vereinshymne – auch sie könnte treffender nicht sein. „Wir kamen von relativ weit unten im Herbst“, sagte Thomas Müller, „dann haben wir einen Lauf hingelegt, der sensationell ist.“ Unter Trainer Hansi Flick, der nach dem Debakel bei Eintracht Frankfurt (1:5) am 3. November von seinem Chefcoach Niko Kovac übernommen hatte, wurden die Münchner zu einem Sieg-Monster.
All die Lobeshymnen an diesem Abend, in dieser Nacht und am Morgen danach endeten deshalb immer wieder bei: Flick. „Der Trainer“, sagte Müller, „ist für die Gesamtperformance verantwortlich. Mit seinen Entscheidungen muss er das ganze Schiff auf Kurs halten, und wenn er das schafft, ist er der Größte, und wenn er das nicht schafft, ist er das schwächste Glied.“ Der Trainer, ergänzte Müller, „ist der Mann, der das Schiff auf Kurs hält. Das hat Hansi perfekt gemacht“.
Flick bewies bis zum Schluss ein goldenes Händchen. Zum Finale holte er Kingsley Coman zurück in die Startformation. „Paris ist sein Heimatverein. Ich verspreche mir da noch ein bisschen mehr Motivation“, begründete Flick sein Handeln. Mit einem Kopfball (59.) auf Flanke von Kimmich krönte der „King“ die Münchner zu Königen – unter Mithilfe von Torhüter Manuel Neuer, dessen herausragende Leistung Tuchel mit einem Lächeln als „Wettbewerbsverzerrung“ einstufte.
Die größte Leistung von Flick in den vergangenen knapp zehn Monaten war allerdings, dass er eine Mannschaft formte, die mit einem klaren Plan, einem klaren Ziel und nicht zuletzt mit einem unerschütterlichen „Mia san mia“ durch diese Saison pflügte. „Das Wort Mannschaft“, sagte Vorstandsmitglied Oliver Kahn, „ist ganz entscheidend. Die Jungs waren immer hungrig. Sie waren nach Meisterschaft und Pokalsieg absolut auf dieses Ziel Champions League fokussiert.“
Flick betonte, er sei „stolz“ auf diese Mannschaft. „Als ich im November die Schlagzeilen gelesen habe, hieß es, dass keiner mehr Angst vor Bayern hat. Die Entwicklung seitdem war Wahnsinn“, sagte er. Er hat eine Mannschaft geformt, die derzeit weltweit ihresgleichen sucht. Er hat dabei Müller und den im Finale verletzungsbedingt durch Niklas Süle ersetzten Jerome Boateng zu neuem Leben erweckt: Beide sind nun zweimalige Champions-League-Sieger, ebenso wie Neuer, der von Flick zum Abwehrchef beförderte David Alaba und Javi Martinez.
Zu den Triple-Siegern von 2013 gesellt sich bereits eine neue Generation von Champions, die Ehrenpräsident Uli Hoeneß längst als „goldene“ sieht: Kimmich, Serge Gnabry, Leon Goretzka und Süle sind Jahrgang 1995, andere wie Benjamin Pavard, der oft verletzte und daher nur spärlich eingesetzte Lucas Hernandez und Coman sind Jahrgang 1996 oder jünger wie Senkrechtstarter Alphonso Davies. Nicht zu vergessen Neuzugang Leroy Sané. Auch er ist erst 24 Jahre alt. Es scheint, als bleibe „FC Bayern, forever number one“ noch lange ein Welt-Hit.