sid

Dezember 2024

Top-Thema

Köln/Fiorano (SID) Trotz seines großen Namens hat Mick Schumacher bei seiner Karriereplanung nichts überstürzt, der 21-Jährige bereitet sich mit Bedacht auf seinen ganz großen Traum von der Königsklasse vor.

Als Mick Schumacher bedächtig ins Ferrari-Cockpit abtauchte, den ersten Gang einlegte und den SF71H auf die Strecke in Fiorano lenkte, schloss sich für den jungen Mann mit dem berühmten Nachnamen ein Kreis.

„Als Kind“, erzählte Schumacher einmal, habe er an der Haus- und Hofrennbahn der Scuderia „oft auf der Tribüne gesessen und meinem Papa beim Fahren zugeschaut“. Am 30. September trainierte der Sohn des Formel-1-Rekordweltmeisters Michael Schumacher selbst in Fiorano für seinen ersten Trainingseinsatz in der Königsklasse. Jedem muss nun klar sein: Der 21-Jährige hat den Aufstieg in die Formel 1 vor Augen, aller „Erblast“ zum Trotz.

„Ich kann es kaum erwarten“, sagte Schumacher nach der Bekanntgabe seines ersten Einsatzes an einem Formel-1-Wochenende. Ausgerechnet beim Heimspiel auf dem Nürburgring wird er sich am 9. Oktober im Alfa Romeo mit Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Max Verstappen messen. Schumacher erfüllt sich damit einen Lebenstraum, er wird aber auch mehr denn je im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Dass er mit dieser Hypothek umgehen kann, hat Schumacher allerdings längst bewiesen.

„Ich war elf Jahre alt und saß mit meinem Vater in einem Renntruck an der Kartbahn in Kerpen. Er hat mir in die Augen geguckt und mich gefragt: ‚Willst du das ernsthaft?‘ Ich habe nur genickt. Seither ordne ich dem Wunsch, in die Formel 1 zu kommen, alles unter“, erklärte Mick Schumacher vor einiger Zeit.

Seit diesem Vater-Sohn-Gespräch geht er seinen Weg. 2015 wagte Schumacher den Sprung vom Kart in den Formelsport, die Fotografen und Kameramänner wurden seine ständigen Begleiter im Fahrerlager. Es stellte sich ein Muster ein: In jeder neuen Rennserie hatte Schumacher Anlaufprobleme, in seiner zweiten Saison allerdings platzte verlässlich der Knoten.

2016 verpasste Schumacher in der ADAC Formel 4 und dem italienischen Pendant den Titel nur knapp, 2018 stürmte er zur Formel-3-Meisterschaft, in der Formel 2 führt er derzeit komfortabel das Klassement an. Die Jahre dazwischen waren Lehrjahre, und bei aller Erwartungshaltung nahm sich Schumacher stets die nötigte Zeit, um zu reifen.

„In der zweiten Saisonhälfte seines zweiten Formel-2-Jahres haben wir erlebt, wie er sich als Rennfahrer extrem positiv entwickelt hat“, schrieb Formel-1-Sportdirektor Ross Brawn Ende September in seiner Kolumne. „Es ist nicht einfach, wenn du den Namen Schumacher trägst. Er bringt dir Vorteile, aber du stehst die ganze Zeit unter Beobachtung. Mick hat das erstaunlich gut hinbekommen“, lobte der Star-Ingenieur von einst, der Michael Schumacher zu sämtlichen seiner sieben WM-Titel verholfen hatte.

Erfahrung in Formel-1-Boliden verschiedener Generationen hat Mick Schumacher schon gesammelt, in Rennwagen seines Vaters drehte er mehrere Showruns. Vor allem aber: Im April 2019 in Bahrain spulte er beim Young Driver Test 56 Runden im Ferrari und 70 Umläufe im Alfa Romeo ab.

Alfa und auch der US-Rennstall Haas, beides Ferrari-Motorenkunden, dürften auch die Adressen für Schumachers möglichen Formel-1-Einstieg sein. Alfa Romeo muss gemäß Vereinbarung ein Cockpit an einen Ferrari-Nachwuchsmann vergeben, der Italiener Antonio Giovinazzi (26) überzeugt auch in seinem zweiten Jahr nur bedingt, sein Vertrag läuft aus.

Schumacher steht allerdings im Wettstreit mit dem Russen Robert Schwarzman und dem Briten Callum Ilott. Die beiden bereiteten sich wie Schumacher Ende September in Fiorano im Ferrari-Modell von 2018 auf ihre anstehenden Formel-1-Trainingseinsätze vor. Beide gelten ebenfalls als hochtalentiert. Aber: Schumacher hat trotz der Last seines großen Namens in der Formel 2 derzeit die Nase vorn – und der Name M. Schumacher wäre für die Formel 1 im Jahr 2021, 30 Jahre nach dem Debüt seines Vaters, die größtmögliche Geschichte.