Manchester/Berlin (SID) Marcus Rashford von Manchester United ist nicht nur ein begnadeter Fußballer, sondern auch ein soziales Vorbild. Auch Jürgen Klopp ist stolz auf den Jungstar.
Marcus Rashford verdient mittlerweile rund 35.000 Britische Pfund am Tag, doch der Fußballprofi weiß noch ganz genau, wie sich das Armsein anfühlt. Seine Mutter habe früher oft in einem Laden eingekauft, in dem alle Artikel weniger als einen Pfund kosteten, verriet Rashford kürzlich: „Da haben wir für eine Woche sieben Joghurts bekommen und konnten jeden Tag einen essen.“
Dass ärmere Kinder satt werden, ist dem Offensivstar von Leipzigs Champions-League-Gegner Manchester United wohl noch wichtiger als Tore oder Titel. Der 22-Jährige sorgte unter anderem mit einem offenen Brief an die Regierung dafür, dass auch in Englands Sommerferien kostenlose Mittagessen an bedürftige Kinder verteilt wurden.
Das Parlament will die 120-Millionen-Pfund teure Aktion aber nicht fortsetzen. Ausgerechnet jetzt, wo die zweite Corona-Welle vor allem die Ärmsten im Land mit voller Wucht trifft. Das Medienecho auf die Entscheidung ist verheerend, vor allem Premier Boris Johnson steht in der Kritik.
Als „gefühllos“ empfindet Rashford viele Politiker-Aussagen zu dem Thema. Dass er kürzlich von Queen Elizabeth II. zum „Member of the Order of the British Empire“ (MBE) und von der Universität von Manchester zum Ehrendoktor ernannt wurde – alles nur zum Schein?
Rashford ging selbst in die Offensive. Er startete die Petition #ENDCHILDFOODPOVERTY, die mittlerweile von über 935.000 Menschen unterstützt wird. Außerdem ließ der englische Nationalspieler auf seinen sozialen Netzwerkseiten einen Hilferuf ab – und der wurde erhört.
Zahlreiche Supermärkte, Restaurants, Bäckereien, Fast-Food-Ketten oder Tante-Emma-Läden boten Essen für Bedürftige an. „Selbstlosigkeit, Freundlichkeit und Zusammengehörigkeit: Das ist das England, das ich kenne“, schrieb Rashford auf Twitter. Im Minutentakt retweetete er Angebote, wann und wo kostenlose Mahlzeiten angeboten werden.
So viel soziales Engagement – wohlgemerkt von einem 22-Jährigen – ringt auch Jürgen Klopp riesengroßen Respekt ab. „Was Marcus da losgetreten hat, ist unglaublich“, sagte der Teammanager des FC Liverpool. Es sei „beschämend“, so Klopp, dass „ein Junge aus einfachen Verhältnissen“ für die politisch Verantwortlichen handeln müsse. Er kenne Rashford nicht persönlich, aber er sei dennoch stolz auf den Jungen.
Rashford, der im Manchesters Stadtteil Wythenshawe in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, hat einen für sein Alter erstaunlichen gesellschaftlichen Weitblick. Im Vereinigten Königreich sollte „kein Kind hungrig ins Bett gehen“, findet er, denn es sei „nie die Schuld der Kinder“, keinen Zugang zum Essen zu haben.
Rashfords große Persönlichkeit spiegelt sich auch auf dem Platz wider. Der technisch hochbegabte und abschlussstarke Offensivspieler übernimmt bei ManUnited immer mehr Verantwortung, zum Gruppenauftakt der Königsklasse gelang ihm bei Paris St. Germain der wichtige 2:1-Siegtreffer. Seine Tore schießt er mit schwarzen Schuhen, die mit 40 Botschaften von englischen Schulkindern verziert sind. Sie beziehen sich alle auf den Spruch „I am the future of…“ (Ich bin die Zukunft von…).