Braunschweig (SID) Stefan Kuntz hat mit einem vermeintlich schwächeren U21-Jahrgang erneut die EM-Teilnahme geschafft. Jetzt wartet ein Mammut-Jahr mit vielen Herausforderungen.
Viel Zeit zum Feiern blieb Stefan Kuntz und seinem „tollen Haufen“ nicht. Mit dem EM-Ticket in der Tasche traten die ersten U21-Nationalspieler Mitte November schon kurz nach dem 2:1-Sieg gegen Wales die Heimreise an, beim in Braunschweig verbliebenen Kader ließen die Corona-Regeln keine große Party zu. Zum Glück, fand Kuntz mit einem Augenzwinkern, denn „sonst müsste ich die wahrscheinlich auf dem Zimmer festbinden“. Schließlich gab es genügend Gründe für einen kleinen Umtrunk.
Der Stolz in Kuntz‘ Augen war dann auch nicht zu übersehen. „Ich bin froh, dass wir das mit einer Mannschaft, die nicht zu den Top 3 in Europa gehört, hinbekommen haben“, sagte der DFB-Trainer. Nach den beiden Niederlagen gegen Belgien schien die fünfte EM-Teilnahme in Folge zeitweise zumindest fraglich. Nun aber fährt die U21 zur Endrunde in Slowenien und Ungarn – die hoch gehandelten Belgier dagegen müssen zuschauen.
Kuntz kann nun seinen Blick voll und ganz auf die EM richten. Am 10. Dezember werden die Gruppen ausgelost, schon im März beginnt mit der Vorrunde Teil 1 der Endrunde. Drei Partien werden in das Fenster zwischen dem 26. und 27. Bundesliga-Spieltag gepackt. Auf Testspiele oder gar ein Trainingslager muss Kuntz notgedrungen verzichten. Er hoffe zumindest auf einen günstigen Liga-Spielplan, damit seine Akteure nicht „am Sonntag oder Montag“ vor dem EM-Start noch im Einsatz sind.
Welche Spieler das sein werden, ließ Kuntz zumindest teilweise durchblicken. Arne Maier, Lukas Nmecha, Mergim Berisha, Nico Schlotterbeck, Niklas Dorsch, Dennis Geiger und Salih Özcan sind nach jetzigem Stand gesetzt, bei Ridle Baku wolle er „mit Jogi Löw verhandeln“. Auch Lars Lukas Mai und Amos Pieper nannte der DFB-Trainer – alles freilich „ohne den Anspruch auf Vollständigkeit“.
Gute Chancen dürfte auch Abwehrspieler Felix Passlack von Borussia Dortmund haben. „Ich habe richtig Bock auf die EM. Mit der U17 habe ich damals das EM-Finale leider verloren. Es gibt also noch Steigerungspotenzial“, sagte der 22-Jährige im Überschwang. So weit wollte Kuntz derweil nicht gehen, schließlich sei die Konkurrenz groß. Die Niederlande hätten „God verdomme“ (Kuntz) noch keinen Punkt abgegeben, und auch „England, Frankreich und Spanien sehe ich aktuell vor uns“.
Doch schon 2019 war Kuntz mit seiner U21 nicht gerade als Favorit zur EM gefahren und marschierte dank des Teamgeists bis ins Finale. Ähnliches könnte auch 2021 gelingen, falls Kuntz die Gruppenphase übersteht und die am 31. Mai startende K.o.-Runde erreicht. In diesem Fall könnte Kuntz einen zweiten, angepassten EM-Kader benennen. Für die wenig später startenden Olympischen Spiele bräuchte er dann ein drittes Aufgebot, und ab Herbst gar ein viertes für den neuen U21-Zyklus.
Langweilig wird Stefan Kuntz also auch in den kommenden Winter-Monaten nicht. „Ich muss bis Ende Januar den erweiterten Kader für Olympia aufstellen. Dann gibt es die Auslosung der EM-Gruppenphase und die Reise, um sich die Hotels anzuschauen. Und dann irgendwann die Auslosung für Tokio“, sagte Kuntz: „So richtig Ruhe sehe ich da nicht.“