Sakhir (SID) Mick Schumacher ist am Ziel seiner Träume – und doch gerade erst am Anfang einer Reise, die nicht einfach wird. Die Motorsportwelt schaut beim Sohn des Rekordweltmeisters ganz genau hin.
Mick Schumacher konnte nicht aufhören zu grinsen, die Augen glänzten, als er von seiner „emotionalen Explosion“ erzählte. „Unglaublich“ sei das Gefühl, „diesem Traum habe ich hinterhergejagt, seit ich drei Jahre alt war.“ Und nun geht er also in Erfüllung: Der Sohn des Rekordweltmeisters steigt in der kommenden Saison in die Formel 1 auf, als Stammpilot des Haas-Teams – ziemlich genau 30 Jahre nach dem Debüt seines berühmten Vaters.
Er habe das „definitiv noch nicht realisiert“, sagte der 21-Jährige am 2. Dezember, als er sich per Videocall mehr als eine Stunde lang den Fragen der internationalen Fachpresse stellte. Für die Formel 1, das wurde spätestens in diesen Momenten deutlich, ist die Ankunft des nächsten Schumachers die größte Geschichte seit Jahren.
Und das, obwohl vom Rookie im kommenden Jahr keine großen Ergebnisse zu erwarten sind – das wird schlicht sein Material nicht erlauben. Der Haas-Rennstall ist momentan verlässlich ziemlich weit hinten im Feld zu finden, mit nur drei WM-Punkten Vorletzter des Klassements.
Für Schumacher kann er trotzdem zum Sprungbrett werden. Schon seit gut zwei Jahren gehört der Deutsche Ferraris Junior-Akademie an, die Italiener arbeiten eng mit Haas zusammen und haben ihrem „Azubi“ nun eine Ausbildungsstelle besorgt. Schumacher sei in einer „langfristigen Arbeitsbeziehung mit Ferrari, und wir werden uns seine Fortschritte ganz genau anschauen“, sagte Mattia Binotto, Teamchef der Scuderia.
Schumachers Ziel bleibt der Aufstieg zu Ferrari, zu dem Rennstall also, mit dem sein Vater zum Rekordweltmeister wurde. Den Weg aus der Akademie zum roten Stammcockpit ging zuletzt Charles Leclerc, der Monegasse nahm dem Umweg über Alfa Romeo. Schumacher wird dabei allerdings mehr als jeder andere Nachwuchspilot im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Die Geschichte ist einfach zu gut, um sie nicht ausdauernd zu erzählen.
Und so herrschte helle Aufregung am Mittwoch, auch und gerade im Ferrari-Land. Mick Schumacher bringe den „legendären Familiennamen zurück in die Formel 1“, schrieb die Gazzetta dello Sport, und La Stampa sieht darin „eine Freude für Millionen von Fans, vor allem für die Ferrari-Tifosi, die Michael Schumachers Erfolge erlebt haben.“
Der ohnehin schwierige Sprung in die Formel 1 könnte dadurch noch anspruchsvoller werden – Mick Schumacher traut sich diese Karriere im Brennglas der Öffentlichkeit allerdings zu. „Ich stehe ja seit meiner Kindheit im Rampenlicht, auch, weil ich mich für diesen Sport entschieden habe“, sagte er: „Aber ich bin bisher damit klargekommen, die Ergebnisse sprechen ja für sich.“
In der Formel-3-EM gewann Schumacher 2018 den Titel, in der Formel 2 fährt er am kommenden Wochenende in Bahrain ebenfalls um den Gesamtsieg. Die Karriereplanung verlief dabei recht behutsam, jeweils zwei Jahre verbrachte er in den verschiedenen Nachwuchsklassen.
Der Traum von der Formel 1 begleitet Schumacher spätestens seit 2011. Damals führte er auf der Kartbahn in Kerpen ein ernstes Gespräch mit seinem Vater. Kernfrage dabei: „Willst du das wirklich?“ Und Mick wollte unbedingt.
Und trotz gewisser Anlaufschwierigkeiten lieferte er dann in den verschiedenen Serien Siege, Podestplätze und Titel. Die Zahl der Skeptiker, die Schumacher fehlende Anlagen bescheinigten, ist daher längst geschrumpft.
Bei Haas wird er im kommenden Jahr mit der Nummer 47 fahren, wie sein neuer Teamkollege Nikita Masepin hat er einen Vertrag für mehr als ein Jahr unterschrieben, das stellte Teamchef Günther Steiner klar.
Und wohin dieser Weg ihn dann führt, darüber will Mick Schumacher noch gar nicht zu viel nachdenken. „Meine Reise hat doch gerade erst begonnen“, sagte er am 2. Dezember, „und darauf bin ich sehr stolz.“