Prag (SID) Die Frauen schon in Olympiaform, die Männer noch mit Luft nach oben: Mit einer insgesamt starken Bilanz haben die deutschen Judoka eine Europameisterschaft unter schwierigen Corona-Umständen beendet. Zum Abschluss in Prag verpasste Luise Malzahn hauchdünn den ersten EM-Titel seit fünf Jahren für den Deutschen Judo-Bund (DJB), der mit vier Medaillen (einmal Silber, dreimal Bronze) das Vorjahresergebnis aus Minsk (einmal Bronze) deutlich übertraf.
„Insgesamt sind wir sehr zufrieden. Hier und da hätte ich mir vielleicht bei den Männern gewünscht, dass der Trainingszustand nach der Coronazeit schon ein wenig weiter wäre“, sagte DJB-Präsident Daniel Keller dem SID: „Ich sehe uns aber auf einem sehr guten Weg Richtung Olympia.“
Dass die nicht unumstrittenen dreitägigen Titelkämpfe in der Kontaktsportart auch in Zeiten der Pandemie reibungslos abliefen, quittierte Keller erleichtert: „Der Schwerpunkt lag darauf, dass die Athleten gesund nach Hause kommen. Es ist alles sehr, sehr gut gelaufen. Die Vorkehrungen vor Ort waren auch sehr gut.“
Den krönenden Abschluss verpasste indes Malzahn. Die 30-Jährige aus Halle/Saale, wie die meisten Judoka in Prag fast ohne Wettkampfpraxis abgetreten, hatte am letzten Wettkampftag ihren ersten EM-Titel dicht vor Augen, unterlag aber in der Klasse bis 78 kg der französischen Weltmeisterin Madeleine Malonga nach der dritten Strafe. Somit wurde es am Ende wie 2015 EM-Silber.
Zuletzt hatte Martyna Trajdos 2015 in Baku einen EM-Titel für den Deutschen Judo-Bund (DJB) geholt. Trajdos (Zweibrücken) hatte in Prag die dritte deutsche Bronzemedaille gewonnen, zuvor waren Theresa Stoll aus Großhadern und Katharina Menz (Backnang) ebenfalls auf Platz drei gelandet.
Ohne Medaille blieb am Samstag der frühere Vizeweltmeister Karl-Richard Frey (Leverkusen), der in Runde zwei scheiterte. Zum dritten Mal in Folge blieben die DJB-Männer damit ohne EM-Medaille.
Die EM hätte ursprünglich im Frühjahr stattfinden sollen, war aber wegen der Corona-Pandemie verlegt worden.