Köln (SID) Diego Maradona hat Fußballfans auf der ganzen Welt mit seinen Künsten verzaubert. Auch auf deutschem Boden hatte er einige, teils legendäre Auftritte.
3. August 1982, Ausnahmezustand in Meppen: Ein Phänomen wie Diego Maradona hatte das Emsland noch nicht gesehen. Dem damaligen Fußball-Abteilungsleiter Gerd van Zoest war ziemlich zufällig der Coup gelungen, den FC Barcelona um Trainer Udo Lattek für das 70. Vereinsjubiläum nach Meppen zu locken – und Lattek brachte alle Stars mit, inklusive Maradona, der sein erstes Spiel auf europäischem Boden bestreiten sollte. Gerade von den Boca Juniors zu den Katalanen gewechselt, wärmte sich Maradona in Meppen inmitten jugendlicher Fans völlig unbekümmert auf. Wenig später bezeugten 22.000 Zuschauer im völlig überfüllten Emslandstadion dessen erstes Tor für Barca. Maradona in Meppen – das war eine „Mischung aus Woodstock und Schützenfest“, sagte einst der damalige SVM-Trainer Hans-Dieter Schmidt.
2. April 1988, Länderspiel Deutschland – Argentinien in Berlin: Uli Borowka musste kämpfen. Nicht allein in seinem ersten Länderspiel, das mit 1:0 für die DFB-Auswahl im Berliner Olympiastadion endete. Er hatte Maradona auf dem Rasen ausgeschaltet und wollte nun auch unbedingt das Trikot des Superstars ergattern. Aber seine Mitspieler Jürgen Kohler und Lothar Matthäus waren genauso heiß auf das Erinnerungsstück. „Ich habe ihm geholfen, das Trikot auszuziehen, habe ihm meins in die Hand gedrückt und bin dann abgehauen“, sagte Borowka schmunzelnd bei Sky Sport News HD: „Ich habe tatsächlich mit dem Trikot unter dem Arm geduscht, weil ich genau wusste, dass es weg ist, wenn ich es auf meinem Platz liegen lasse.“
26. Oktober 1988, Maradona-Auftritt in der DDR: Zweite Runde des UEFA-Cups, Lok Leipzig hat das große Los gezogen. Der SSC Neapel, der den Europapokal-Wettbewerb am Ende der Saison gewinnen sollte, kam in die DDR, und das rief auch das Ministerium für Staatssicherheit auf den Plan. Nach Ankunft der Maschine lautete die erste Frage der Operativen Leitungszentrale an die Mitarbeiter vor Ort: „Ist Maradona eingereist?“ Ja, der Weltstar war gekommen, Leipzig trotzte dem Favoriten im pickepackevollen Zentralstadion ein 1:1 ab, im Rückspiel setzten sich die Italiener um Maradona mit 2:0 durch. Doch auch die Leipziger Spieler machten sich nicht mit leeren Händen auf den Heimweg, sie lauerten nach dem Abpfiff vor der Kabine der Gastgeber und sollten belohnt werden. „Nach einer Stunde kam Diego heraus und hat jedem eine Diego-Maradona-Uhr geschenkt“, erinnerte sich Verteidiger Torsten Kracht laut Sportbuzzer.
19. April und 17. Mai 1989, Maradona tanzt in München und Stuttgart: „Live is Life“ dröhnte aus den Boxen des Münchner Olympiastadions, und Maradonas schwarze Mähne, sein ganzer Körper wippten im Takt mit. Mit 2:0 hatte Neapel das Hinspiel des UEFA-Cup-Halbfinals gewonnen, und vor dem Rückspiel schien sich der Offensiv-Star so gar keine Sorgen zu machen. Er zeigte Kunststückchen mit offenen Schuhen, tänzelte, kreiste die Hüften. Neapel holte ein 2:2 und trat einen Monat später zum entscheidenden Match beim VfB an. „Wir waren so fasziniert, dass wir unser eigenes Aufwärmtraining vergaßen“, sagte Jürgen Klinsmann später. Neapel holte nach einem 2:1 im Hinspiel ein 3:3 im Schwabenland, der Pokal ging an den tanzenden Maradona.
6. Dezember 1989, Maradonas unliebsames Wiedersehen mit Borowka: Bei der Titelverteidigung des UEFA-Cups führte Neapels Weg in der dritten Runde nach Bremen. Es wurde ein Tag, den Maradona am liebsten vergessen wollte. Nachdem Werder das Hinspiel schon in Kampanien mit 3:2 gewonnen hatte, waren die große Nummer zehn und seine Kollegen heiß auf Wiedergutmachung. Doch dann stand Maradona wieder dieser knorrige, beinharte Borowka auf den Füßen, und die Bremer erwischten einen Glanztag, siegten 5:1. „In Neapel hat er sich mit Alemao gar nicht aufgewärmt. Die haben in Badelatschen Fußballtennis über die Autos gespielt“, sagte Borowka: „Wir haben eine Klassemannschaft gehabt.“ Und im Rückspiel herrschte auch noch norddeutsches Schmuddelwetter – das behagte Maradona und Co. so gar nicht.
10. Juni 2006, Maradona als Tribünengast der Fußball-WM: Die vornehmen Herren auf der Ehrentribüne wussten nicht recht, wie sie mit der Situation umgehen sollten. So etwas hatten sie noch nie erlebt. Der Mann mit den vielen Goldkettchen hüpfte immer wieder wie ein Flummi über die Sitzschalen des Hamburger Volksparkstadions. Maradona, natürlich mit dem blau-weißen Trikot mit der Nummer zehn auf dem Rücken gekleidet, sang vergnügt, er fluchte verzweifelt, und er jubelte. Das 2:1 zum WM-Auftakt gegen die Elfenbeinküste sollte für die Argentinier mit Edelfan Maradona der Auftakt einer großen WM werden – am Ende scheiterte die Albiceleste im Viertelfinale an Deutschland.