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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

München (SID) Als sich „RoBest“ Lewandowski stolz mit dem silbernen Weltfußballer-Pokal auf der heimischen Couch lümmelte, war die Diskussion über die FIFA-Wahl voll entbrannt. Doch nicht die völlig verdiente Krönung von König Robert I. erhitzte die Gemüter, sondern der Trainer-Thronraub von „King“ Jürgen Klopp. Einzig der „bestohlene“ Hansi Flick selbst gab sich cool.

Anfangs sei er „natürlich enttäuscht“ gewesen, sagte der Triple-Coach von Bayern München, „aber wir nehmen es sportlich“. Statt sich noch länger über Platz zwei bei der Welttrainer-Wahl hinter Klopp zu ärgern, richtete er den Blick auf die nächsten Bundesliga-Spiele.

Doch die Fachwelt diskutierte munter weiter über die Wahl, selbst Klopp gab sich baff und meinte: „Ich bin nicht der Beste, aber ich habe den Preis bekommen.“ Bundestrainer Joachim Löw gratulierte ihm artig, bekannte aber freimütig: Diesmal hätte er die Auszeichnung seinem früheren Weltmeister-Assistenten Flick „gegönnt und gewünscht“. DFB-Direktor Oliver Bierhoff lobte demonstrativ dessen „außergewöhnliche Fähigkeiten“.

Auch die Bayern-Bosse schickten fair Gratulationen nach Liverpool, machten aus ihrem Unverständnis für Flicks „Niederlage“ aber kein Hehl. Flick lasse „Fußball zum Verlieben spielen“, schwärmte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, er hätte „ohne Zweifel den Titel auch verdient gehabt“.

Das sah selbst Klopp so. „Ich denke, dass viele Leute überrascht waren, als ich meinen Namen gehört habe. Ich dachte, dass Hansi das gewinnen würde“, sagte er peinlich berührt. Angeführt von Welttorhüter Manuel Neuer kürten deshalb zahlreiche Bayern-Stars ihren Chef im Netz zu „unserem Coach des Jahres“. Lewandowski betonte: „Wichtig ist, dass wir wissen: Er ist der Beste.“

Zwischen Flick und Klopp hatte es nach der Wahl der Nationaltrainer, ihrer Kapitäne, Medienvertreter und Fans ein Patt (24:24 Punkte) gegeben. Deshalb wurden die Stimmen der Trainer stärker gewichtet – und dort lag Klopp mit 686:572 Punkten vorne. Zwar stimmten fast doppelt so viele europäische Kollegen für Flick (33:18), doch Klopp profitierte bei seinen Siegen in Asien, Afrika, der Karibik oder Ozeanien von der Strahlkraft der Premier League.

Flick tat es vor allem für seinen Stab leid, dass er „für die herausragende Arbeit nicht belohnt“ wurde. Einen Seitenhieb auf Klopp, der mit Liverpool „nur“ englischer Meister wurde, konnte er sich nicht verkneifen. Das Triple, berichtete er, zähle wegen der damit verbundenen Emotionen ohnehin „so viel mehr“ als eine Einzel-Auszeichnung.

Dennoch: Der Gala-Abend von Zürich solle für die Super-Bayern „Ansporn sein, da wieder hinzukommen“, sagte Flick, der prompt Joshua Kimmich als kommenden Weltfußballer ins Gespräch brachte. Der regierende Kicker-König Lewandowski jedenfalls nahm schon mal die nächsten Großtaten ins Visier. „Das Wichtigste ist immer, was wir noch gewinnen können – nicht, was wir gewonnen haben“, sagte der Pole.

Und bald lockt auch schon das nächste Highlight. „Im Februar haben wir die nächste Chance auf die nächste Trophäe“, sagte Lewandowski mit Blick auf die Klub-WM und versprach: „Wir sind bereit.“