Hagen/Köln (SID) Der Deutsche Basketball Bund (DBB) spielt nicht mehr mit. Das Geld bleibt stecken, Präsident Ingo Weiss hat das Werben um eine Wildcard für die Weltmeisterschaft in Spanien (30. August bis 14. September) am 28. Januar, vier Tage vor der Entscheidung, beendet. „Wir werden keinerlei Gebot abgeben und uns aus dem Verfahren zurückziehen“, sagte der 50-Jährige: „Das jetzt bekannt gewordene Prozedere ist für den DBB nicht tragbar.“
Einen Tag zuvor hatte Manfred Ströher (76), Schatzmeister des Weltverbandes FIBA, dem SID von der Politik zur Vergabe der vier begehrten Tickets berichtet. „Es gibt freie Plätze, sportlich hast du dich nicht qualifiziert, jetzt kannst du dich einkaufen“, sagte der Funktionär aus Bad Kreuznach unverholen: „Das ist eine ganz normale kaufmännische Angelegenheit.“ Als „fragwürdig“ könne man das Vorgehen nicht bezeichnen.
Das sahen die Verantwortlichen in Italien anders und zogen sich am vergangenen Wochenende zurück, da die Kosten „ethisch nicht vertretbar“ seien. Jetzt zog der DBB nach. Etwa eine Million Schweizer Franken, umgerechnet 820.000 Euro, sind als „Spende“ fällig. Die Höhe der Summe ist laut FIBA frei wählbar. „Einigen ist das vielleicht viel mehr wert, anderen weniger. Das ist sehr unterschiedlich“, sagte Ströher. Und natürlich sei die Höhe des Angebots bei der Entscheidungsfindung „ein wesentlicher Faktor“.
Weiss ist das alles zu viel, der DBB steigt aus. „Da machen wir nicht mit, wir ziehen uns zurück. Das ist uns nicht durchsichtig genug“, sagte er. Ende 2011 war es bereits bei der Bewerbung um die Ausrichtung der EM 2015 zu ähnlichen Merkwürdigkeiten gekommen. Ein Sponsoren-Paket mit einem Umfang von rund vier Millionen Euro sollte präsentiert werden. Auch damals entschied sich Weiss für den Rückzug. „Weil wir uns nicht über den Tisch ziehen lassen wollten“, erklärt der DBB-Chef: „Da sieht man, dass wir bei solchen Entscheidungen sehr konsequent und gradlinig sind.“
Das Turnier wurde in die Ukraine vergeben, für die Endrunde muss sich die Mannschaft von Bundestrainer Frank Menz erst noch den Startplatz sichern. Bei einer Teilnahme an der WM wäre dies nicht notwendig gewesen. Am 10. August beginnt die Qualifikation, schon am 3. Februar werden in Barcelona die Gruppen ausgelost.
Im kommenden Jahr wird nach zumindest derzeitigem Stand im krisengeschüttelten Land gespielt, für das Nationalteam geht es dort um Größeres: die Eintrittskarte für Olympia 2016. „Jetzt gilt für uns, dass wir unser großes sportliches Ziel, die Sommerspiele in Rio de Janeiro, weiterhin fest im Blick haben“, sagte Weiss.
Durch die verständliche Entscheidung fehlt die deutsche Mannschaft erstmals seit 16 Jahren bei einer WM. Zur sechsten Teilnahme kommt es damit frühestens 2019, Dirk Nowitzki wird diese Bühne wohl nicht mehr betreten. Weiss schreibt den Würzburger aber noch nicht ab. „Der Nowitzki ist noch so jung. Der Dirk hat alle Möglichkeiten, da bin ich ganz relaxt. Die Entscheidung muss er selber treffen.“
Die Spekulationen darüber, ob der 35-Jährige in diesem Sommer wieder für das Nationalteam spielt, sind jedenfalls beendet. Der Star der Dallas Mavericks kann nach der Auszeit im vergangenen Jahr wieder Pause machen. Und bei erfolgreicher Qualifikation in der Ukraine um seinen Olympia-Traum spielen.