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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Tauberbischofsheim (SID) Leonie Ebert gilt als goldenes Versprechen für die Zukunft des deutschen Fechtens. Bereits mit der Teilnahme in Tokio erfüllt sich für sie ein Kindheitstraum.

Bevor Leonie Ebert in diesem Sommer ihre große Reise nach Tokio antritt, dürfte sie wohl erst einmal den Spielplan der Tennisstars studieren. Schließlich sollen sich bei ihrer Olympia-Premiere gleich mehrere Kindheitsträume erfüllen. „Ich würde unglaublich gerne mal Roger Federer treffen“, sagt die beste deutsche Fechterin voller Bewunderung für ihr Idol. Eine Begegnung mit dem Superstar der Filzball-Branche würde die ohnehin außergewöhnliche Erfahrung sicherlich krönen.

Vor allem mischt die 21-Jährige bei ihren ersten Olympischen Spielen aber selbst in der Weltspitze ihrer Sportart mit, und das als einzige deutsche Fechterin in Tokio. Sie sei sich zwar „bewusst, dass ich nicht als Favoritin ins Rennen gehe“, gibt die Florettfechterin im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) zu. Doch die Favoritinnen hätten sich in der Corona-Pandemie „vielleicht auch verändert. Ich glaube, dass am Ende alles möglich ist.“

Im deutschen Fechten gilt Ebert seit Jahren als goldenes Versprechen für die Zukunft, als Hoffnungsträgerin, die womöglich in die großen Fußstapfen einer Anja Fichtel treten könnte. Dass ihr nicht wenige Beobachter eine ähnlich erfolgreiche Karriere zutrauen, ist Ebert durchaus bewusst. Man spüre natürlich, „dass von außerhalb Erwartungen geschürt werden“, sagt Ebert, doch den Druck, den mache sie sich ihr ganzes Leben lang sowieso schon selbst.

Parallelen zu Fichtel, die 1988 bereits mit 20 Jahren Doppel-Gold in Seoul gewann, gibt es zuhauf. Beide reiften sportlich in der Fecht-Hochburg Tauberbischofsheim, beide feierten bereits früh Erfolge – und beide kennen sich genau deshalb schon lange. Fichtel unterstützte Ebert über Jahre als Mentorin, inspirierte sie und beeinflusste so auch ihren steilen Aufstieg – mit vorläufigem Höhepunkt in Tokio.

„Ich gehe mit viel Spaß an die Sache ran“, sagt Ebert, für die Olympia nun nicht mehr das „unreale, ferne Ziel“ ist, das es zu Beginn ihrer Fechtkarriere war. Damals habe sie gedacht, es wäre ein „Riesenschritt, wenn ich mich einmal für die deutschen Meisterschaften qualifiziere“. Dass in diesem Sommer nun der ganz große Wurf möglich ist, deutete Ebert bei großen Turnieren bereits an – meist rauschte sie bislang aber knapp an den Medaillen vorbei.

Es wäre ein großer Triumph, sollte diese „Negativserie“ ausgerechnet bei ihren ersten Sommerspielen enden. Vor allem nach dem vergangenen Jahr, das auch für Ebert kaum Wettkämpfe zu bieten hatte. Ihr einziges internationales Duell bestritt sie beim Grand Prix im März in Doha, wo sie ihr Olympia-Ticket endgültig löste. Trotz aller Probleme habe sie „großes Vertrauen, dass die Olympischen Spiele sicher und gut über die Bühne gehen“, sagt Ebert.

Denn so würde schließlich auch mindestens einer der beiden Kindheitsträume in Erfüllung gehen. Was dabei herausspringt? „Es ist ein bisschen wie eine Überraschungsbox“, sagt Ebert. Eine Medaille wäre „nicht nur eine Entschädigung, sondern vielleicht auch eine Belohnung“. Ein Treffen mit Federer aber sicherlich auch.