Berlin (SID) Nachdem Bayern München in Julian Nagelsmann den Nachfolger präsentiert hat, ist der Weg für Hansi Flick auf den Bundestrainer-Posten frei. Nur noch finanzielle Fragen sind zu klären.
Hansi Flick lebt gerne im Hier und Jetzt, auch deswegen war die Dauer-Diskussion der vergangenen Wochen so belastend für ihn. „Ich halte mich nicht gerne in der Vergangenheit auf oder denke in die Zukunft“, sagte der 56-Jährige, „das lenkt nur ab.“ Einmal aber muss sich Flick noch mit seiner persönlichen Zukunft beschäftigen und offiziell „ja“ zum Bundestrainer-Job sagen. Der Weg ist jedenfalls frei.
Bayern München hat in Julian Nagelsmann den Wunsch-Nachfolger gefunden und will Flicks Bitte um Vertragsauflösung zum Saisonende nachkommen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bestätigte auf SID-Anfrage, dass demnächst Gespräche mit dem früheren Assistenten von Noch-Bundestrainer Joachim Löw und den Bayern-Bossen aufgenommen werden. Auch wenn noch ein paar finanzielle Fragen zu klären sind: Scheitern wird der Deal nicht mehr.
Es sei „bekannt, dass Hansi Flick beim DFB eine große Wertschätzung genießt“, heißt es aus dem Verband, zum weiteren Verfahren werden man sich jedoch „aktuell nicht weiter äußern„. Dabei gibt es durchaus noch Klärungsbedarf, denn die Rechnung „0-25 Millionen Euro“ geht nicht nur für den gelernten Bankkaufmann Flick nicht auf. Auch die Bayern dürften hinter den Kulissen hart verhandeln, um zumindest einen Bruchteil der Ablöse (bis zu 25 Millionen Euro), die sie für Nagelsmann an RB Leipzig überweisen, wieder reinzuholen.
Da aber der DFB bereits mehrfach betont hat, keine Ablöse zahlen zu wollen, müssen kreative Lösungen her. Die Münchner AZ hatte berichtet, dass die Bayern als kleinen Ausgleich die kompletten Einnahmen aus einem Testspiel gegen die Nationalmannschaft erhalten sollen. Die Partie sei noch für dieses Jahr vorgesehen.
Für Flick hätte dieses „Abschiedsspiel“ gegen seines künftigen Ex-Klub sicher Charme, viele andere hätten mit dieser Art der Abmachung aber große Probleme. Ein öffentlichkeitswirksamen Testspiel gegen die DFB-Auswahl, um indirekt den teuren Trainer Nagelsmann mitzufinanzieren, dürfte nicht nur bei den Bayern-Rivalen Borussia Dortmund und RB Leipzig auf heftige Kritik stoßen.
Sollten sich die Bayern wider Erwarten doch noch querstellen und Flicks Vertrag nicht wie angekündigt im Sommer auflösen, gäbe es immer noch ein Hintertürchen für Flick zum DFB.
Laut Sport Bild könnte sich der Trainer auch vorstellen, nach einem Jahr Pause als Bundestrainer einzusteigen. Angeblich macht es ihm eine Klausel möglich, seinen bis 2023 laufenden Vertrag zum 30. Juni 2022 selbst zu kündigen. In diesem Fall bliebe ihm noch ein halbes Jahr bis zur Winter-WM in Katar, die Qualifikation für das Turnier müsste jedoch eine Übergangslösung vollziehen.
Das ist aber kein wünschenswertes Szenario für den DFB, die wahrscheinlichste Variante ist: Flick beerbt direkt nach der EURO (11. Juni bis 11. Juli) Löw, dem er beim WM-Triumph 2014 in Brasilien assistiert hatte. Noch ist unklar, ob und wie er den unter Löw eingeschlagenen Umbruch fortsetzt und welche Veränderungen er einbringen möchte. Doch eines klar: Den Titelhunger aus seiner Bayern-Zeit wird Flick in die Nationalmannschaft mitnehmen.
„Ich möchte Jogi Löw jetzt keinen Druck machen, aber jetzt haben wir zumindest mal eine gute Basis geschaffen für die Europameisterschaft im kommenden Jahr“, hatte Flick nach dem Champions-League-Triumph mit den Bayern im vergangenen August gesagt – und ausnahmsweise doch mal in die Zukunft geblickt.