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Dezember 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Tokio (SID) So schlimm wie in Rio soll und kann es nicht werden. Von den Sommerspielen vor fünf Jahren ist an mancher Stelle eine Geisterlandschaft geblieben, Unkraut und Rost bahnen sich ihren Weg. Mit den Athleten hat, so scheint es, jegliche Zivilisation die teuren Bausünden verlassen. Und was geschieht in Tokio?

„Die Spiele passen sich dem Gastgeber und den Menschen im Land an, nicht umgekehrt“, sagt Tania Braga, die beim Internationalen Olympischen Komitee für das „Erbe“ der Spiele verantwortlich ist. Gemäß der Agenda 2020, die IOC-Präsident Thomas Bach seit seiner Wahl vor acht Jahren vorangetrieben hat, sollten Kosten reduziert und nach Möglichkeit bestehende Arenen verwendet werden. Nachhaltigkeit lautet das Zauberwort.

In Tokio werden nach IOC-Rechnung 35 bestehende Venues für die am Sonntag endenden Spiele und für die Paralympics (24. August bis 5. September) genutzt, achtmal allerdings mussten Bagger aus dem Nichts eine Sportstätte erschaffen – für insgesamt rund 2,5 Milliarden Euro.

Allein 1,1 Milliarden Euro wurden fällig für den Abriss des Olympiastadions von 1964 und den Bau einer modernen Arena an identischer Stelle, in der Hölzer aus allen 47 japanischen Präfekturen verbaut wurden. 68.000 Menschen sollten darin Platz finden, nur blieben die Ränge wegen der Corona-Pandemie praktisch leer – wie eigentlich überall.

Als Nationalstadion wird der Bau weiterleben, allerdings bei unregelmäßiger Nutzung: Vorgesehen sind Spiele der japanischen Nationalmannschaften im Rugby und Fußball, dazu herausragende Einzelereignisse wie das Fußball-Pokalfinale.

Das IOC will ja aber nicht nur ein Erbe für den Spitzensport hinterlassen. Nach moderner Definition sei Olympia auch ein „Katalysator, um städtische Entwicklung voranzutreiben“, erklärte Braga. Nicht zuletzt die Einwohner Tokios sollen profitieren. Wie genau das alles aussehen soll, ist aber noch nicht ganz klar.

„Natürlich müssen wir über die Kosten und den finanziellen Nutzen sprechen. Doch es geht auch darum, was die Menschen in Tokio nach den Spielen davon haben werden“, sagte Tanaka Akira als Vertreter der japanischen Hauptstadt. Konkrete Gespräche, wie neu geschaffene Arenen genutzt werden sollen, würden nach den Spielen „weiter geführt“, so Akira.

So wurde das Kasai Canoe Slalom Centre eigens für Olympia angelegt, Japan ist aber keine ausgewiesene Kanuslalom-Nation. Eine kuriose Lösung könnte die Rettung sein: Angeblich möchte ein US-Medienunternehmen, das nur drei Kilometer entfernt seinen Vergnügungspark unterhält, die Anlage kaufen.

Überhaupt keine Sorgen bereitet der Nippon Budokan. Japans Kampfsporttempel wurde für die ersten Tokio-Spiele 1964 errichtet und ist eine Art nationales Heiligtum, auch Pop- und Rock-Stars von ABBA bis hin zu Deep Purple spielten hier.

Ganz allgemein verweist das IOC auf ein immer stärker werdendes Erbe. Von den ersten Spielen 1896 in Athen bis Pyeongchang 2018 seien 38 Prozent der Sportstätten neu gebaut worden, in Tokio lag die Quote bei 18,6 Prozent. In Paris 2024 müssen „nur“ noch fünf Prozent der Sportstätten neu gebaut werden, in Los Angeles vier Jahre später will man ausschließlich bestehende Arenen nutzen.

Auf dass die weißen Elefanten der Vergangenheit angehören – zumindest bei Sommerspielen. Peking, im kommenden Februar Gastgeber der Winterspiele, greift zwar auf viele Arenen von 2008 zurück und funktioniert diese um, gerade in den Schneesportressorts weit außerhalb der chinesischen Hauptstadt wurde aber kräftig gerodet und gebaut. Der Weg zur Nachhaltigkeit ist manchmal etwas länger.