Berlin (SID) Länderspiele finden derzeit nur außerhalb Europas statt, doch Bundestrainer Hansi Flick und die Nationalspieler können nur bedingt entspannen.
Normalerweise würde sich jetzt alles um Hansi Flick und die Nationalmannschaft drehen. Doch die Länderspielpause ohne Länderspiele in Europa sorgt dafür, dass der Bundestrainer im WM-Jahr weiter auf Tauchstation bleibt. Was aber nicht bedeutet, dass er sich über mangelnde Arbeit beklagen könnte: Flick nutzt die Ruhe vor dem Sturm und treibt im Verborgenen seine Titel-Mission voran.
„Es ist nicht so, dass ich jetzt nichts zu tun habe“, hatte der Bundestrainer bereits zum Jahresausklang gesagt: „Wir haben vieles vor.“ Das Endziel ist höchst ambitioniert und nun auch öffentlich kommuniziert: der WM-Titel am 18. Dezember im Finalstadion Lusail Iconic Stadium vor den Toren Dohas. „Wir wollen ins Finale kommen. Und wir wollen Weltmeister werden“, betonte Flick.
Um aber bei der ersten Winter-WM (21. November bis 18. Dezember) im Wüstenstaat Katar zu triumphieren, braucht es – trotz des Sieben-Siege-Starts unter seiner Regie – noch einige Feinjustierungen. An denen arbeiten Flick und sein Team schon jetzt, auch wenn die DFB-Auswahl erst im März zu den zwei Testspielen in Sinsheim gegen Israel und in Amsterdam gegen die Niederlande wieder zusammenkommt.
Flicks Motto: „Nationalspieler ist man 365 Tage im Jahr.“
„Wir sind noch lange nicht zufrieden mit dem, was wir auf dem Platz sehen“, sagte Flick, der als einstiger Titelsammler bei Bayern München die Richtung vorgibt: „Ich weiß, was gefordert ist.“ Der wichtigste Punkt ist für ihn: Einsatz. Sein wichtigstes Motto lautet: „Nationalspieler ist man 365 Tage im Jahr.“
Also verlangt der Bundestrainer von den Profis, auch zwischen den Lehrgängen mehr zu tun als andere. Im WM-Jahr soll das Projekt „Spezialtraining“ anlaufen. Dabei werden Thomas Müller und die anderen über Gruppen- oder Einzelcoaching gefordert und gefördert. Bayern-Profi Müller sieht das Zusatztraining nicht als nervige Hausaufgabe: „Es geht um das Bewusstsein, immer wieder an Stärken und Schwächen zu arbeiten.“
Solche Aussagen hört Flick gerne. „Bei uns liegt der Fokus wirklich sehr auf den Potenzialen, die wir noch erkennen“, sagte der 56-Jährige der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Er schiebt die Prozesse nicht mit Zwang an, sondern über Vertrauen: „Die Spieler sollen wissen, dass sie Dinge sehr gut machen, sie sollen unser Vertrauen spüren, um in Drucksituationen gute Entscheidungen zu treffen.“
Flick will im WM-Jahr, das zahlreiche Härtetests wie die Nations-League-Duelle gegen die EM-Finalisten England und Italien bereithält, noch mehr Eigenverantwortung der Spieler sehen. Sie müssten die „Mitspieler coachen, darauf aufmerksam machen, was zu tun ist, und das immer in einer positiven Art“, erklärte Flick: „Das ist nicht immer einfach, aber davon brauchen wir noch mehr.“
Innerhalb des Trainerteams funktioniere dies schon sehr gut, berichtete Flick, „denn das ist keine One-Man-Show“. Er sei mit der Zusammenarbeit mit seinen Assistenten und DFB-Direktor Oliver Bierhoff „glücklich“, sie gäben ihm „die Sicherheit und das Vertrauen, dass wir diese Aufgabe gemeinsam erfüllen können“. Auch wenn die Arbeit oft im Verborgenen bleibt.