Sotschi (SID) Als der letzte Stein gesetzt war, gratulierte Skip John Jahr dem russischen Kapitän Andrei Drosdow zum Sieg und verließ für immer die große Olympia-Bühne. Mit nur einem Erfolg aus neun Spielen hatte die Hamburger Curling-Combo das große Abenteuer als Gruppenletzter beendet. Trotzdem bleibt der Millionär und Verlagserbe (Gruner + Jahr) Olympia womöglich verbunden – indem er künftig deutsche Sportler unterstützt.
Jahr kann sich ein weiteres Engagement im deutschen Sport vorstellen, wenn auch nicht als Funktionär, sondern eher bei der Sporthilfe. „Im Moment bin ich ja noch aktiver Sportler“, betonte der deutsche Top-Curler. Eine finanzielle Unterstützung für die Sporthilfe wollte Jahr in Zukunft allerdings nicht ausschließen: „Darüber kann man ja mal nachdenken.“
Vielleicht würde es künftigen Curlern dann besser ergehen als dem ambitionierten Amateur Jahr. „Das war nicht so ganz unsere Woche. Wir haben schön mitgespielt, aber wir haben auch alle unter unseren Möglichkeiten gespielt“, sagte Jahr nach der 7:8-Niederlage gegen Gastgeber Russland. „Du musst hier über 80 Prozent spielen. Wenn Du nur 75 Prozent spielst, wie wir es getan haben, hast Du keine Chance.“
Das Team um den mit 48 Jahren ältesten deutschen Olympia-Fahrer verbuchte nur gegen Europameister Schweiz einen Sieg. „Wir müssen die Spiele jetzt analysieren“, sagte Jahr mit Blick auf die Weltmeisterschaften Ende März in Peking. Danach ist definitiv Schluss für den „Oldie“. „Ich habe ja schon noch ein paar andere Dinge zu tun, als die Jungs, die da immer übers Eis gleiten“, sagte Jahr. Der Jurist ist Teilhaber des von seinem Großvater gegründeten Verlags und besitzt Anteile an Casinos in Hamburg und Wiesbaden. „Ich komme mit 52 Jahren nicht nochmal zu Olympia, um mich dann als ältester Teilnehmer feiern zu lassen“, so Jahr.
Nach seiner Kritik an der Förderung des deutschen Spitzensports durch den Bund hatte Jahr erfahren, dass Bundesinnenminister Thomas de Maizière nicht erfreut reagiert hatte. „Ich habe das nicht böse gemeint. Ich glaube nur, dass es sich so ein großes Land leisten kann, an der richtigen Stelle zu fördern“, sagte er.
Wie Jahr weiter erklärte, waren die Spiele am Schwarzen Meer für die Athleten „sehr, sehr gelungen“. Städtebaulich bestehe im Tal noch Nachholbedarf, nur der Skiort Krasnaja Poljana sei ein „bisschen Zuckerbäcker-mäßig“. Für Russlands Großinvestition in Sotschi zeigte der Unternehmer Verständnis. Das Riesenreich habe außerhalb der Schwarzmeer-Gegend keine weitere Urlaubsregion. „Sotschi ist eine Region, in der seit 100 Jahren Kururlaub gemacht wird. Das mit einem Skigebiet zusammenzubringen, halte ich für keine schlechte Idee“, sagte Jahr, betonte aber auch: „Dass das wahrscheinlich auf dem falschen Wege gemacht wurde, mit brachialer Gewalt, finde ich nicht in Ordnung.“
Jahr ergänzte, dass man sich in seinem Team mit dem Thema Menschenrechte beschäftigt habe. „Aber das ist hier Russland. Das ist keine freie Demokratie. Da ist Wladimir Putin, und der hat eine Riesenmacht, muss aber auch dieses Land führen“, sagte der Rechtsanwalt. Das sei bestimmt nicht so einfach. Russland sei kein freies Land. „Das muss man akzeptieren. Man kann ja auch alles boykottieren.“