Hamburg (SID) Nach dem Tod eines Motorradfahrers beim Ironman Hamburg entbrennt eine Sicherheitsdebatte im Triathlon. Viele Athleten üben harsche Kritik an der Eventisierung der Rennen.
Jan Frodeno nahm im traurigsten Moment seiner Karriere kein Blatt vor den Mund. Ein einfaches „Weiter so“ dürfe es nach der „völligen Farce“ beim Ironman Hamburg keinesfalls geben, die Gesundheit der Teilnehmer müsse „immer“ vorgehen, forderte der langjährige Dominator energisch: „Was für ein harter Tag für die Ironman-Familie. Wir werden alle eine Weile brauchen, um das zu verarbeiten und zu erkennen, dass das Leben kostbar, aber sehr zerbrechlich ist.“
Nach dem tragischen Tod eines Motorradfahrers entbrennt in der Ironman-Szene eine hitzige Sicherheitsdebatte – Sportler sind in Sorge. „Wir brauchen Änderungen – und zwar sofort!“, schrieb die deutsche Topathletin Laura Philipp bei Instagram. „Dieses Drama darf nicht sinnlos bleiben“, plädierte Europameister Denis Chevrot für einen Kurswechsel. Er habe Verständnis für mediale Interessen, betonte der viertplatzierte Frodeno. Aber: „Es war so unfassbar eng. An dieser Stelle dürfen keine Motorräder sein!“
Die tödliche Kollision des 70 Jahre alten Kamera-Motorradfahrers mit dem Amateurathleten auf dem Fahrrad hatte sich auf der Wendepunktstrecke am Spadenländer Hauptdeich im Hamburger Stadtteil Ochsenwerder ereignet. „Die Spitzengruppe der Männer schien für jeden Athleten ein Motorrad auf einer sehr engen Strecke zu haben. Wie kann eine Rennorganisation so etwas zulassen? Es ist unsicher, es ist unfair wegen des massiven Windschatteneffekts und es ist unnötig für die Übertragung“, schrieb Philipp.
Martin Engelhardt warnte allerdings vor verfrühter und überzogener Kritik an den Organisatoren. „Die schnellen Reaktionen sind einerseits verständlich, weil die Leute emotional ergriffen sind“, sagte der Chef der Deutschen Triathlon Union dem SID. Aber es sei „ein zweischneidiges Schwert. Die Athleten wollen in den Medien sein und gut dargestellt werden. Sie wollen ihren Marktwert verbessern und profitieren. Andererseits heißt es dann, dass es zu viel ist.“
In Hamburg sei „ein extrem erfahrenes Organisationsteam“ am Werk, führte Engelhardt aus: „Das sind keine Hallodris sondern verantwortungsbewusste Menschen.“ Es brauche eine umfassende Untersuchung statt „voreiliger Urteile“. Er sehe auch kein „generelles Problem“ in Sachen Sicherheit. „Es war sicher eine Sondersituation, weil Jan Frodeno sein letztes Rennen in Deutschland hatte und viele Medienvertreter vorne dabei sein wollten“, sagte der DTU-Präsident.
Bei der traditionsreichen Challenge Roth wird es am 25. Juni nach Beschwerden von Sportlern und Sportlerinnen aus dem Vorjahr bereits Anpassungen geben. 40 Begleitmotorräder weniger dürfen auf die Strecke. „Die Fotografen werden jetzt von Außen an die Strecke gefahren. Damit die Windschatten-Problematik nicht mehr so im Fokus ist, aber natürlich auch wegen der Sicherheit“, betonte Challenge-Roth-Geschäftsführer Felix Walchshöfer im BR.
Alle Organisatoren sollten sich den Vorfall von Hamburg „für die Zukunft“ nochmal anschauen und ihre Lehren daraus ziehen, appellierte Frodeno. „Hoffentlich“, ergänzte Laura Philipp, „werden wir so etwas nie wieder erleben.“