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November 2024

Sport-Informations-Dienst (SID)

Berlin (SID) John Degenkolb beweist bei Paris-Roubaix abermals seine Qualitäten auf dem Kopfsteinpflaster. Die Faszination für die „Königin der Klassiker“ hat er nicht verloren.

John Degenkolb kehrte ein bei Freunden. Müde, aber glücklich ließ der deutsche Radprofi im Velo Club Roubaix den Sonntagabend nach seinem Höllenritt über das legendäre Kopfsteinpflaster Nordfrankreichs unter Gleichgesinnten ausklingen. Die „Amis de Paris-Roubaix“ hießen den Deutschen willkommen, auch mit Junioren-Fahrern tauschte sich der Routinier aus.

„Paris-Roubaix fließt durch meine Adern“, sagte Degenkolb, „es ist einfach das brutalste und härteste Rennen, das man sich vorstellen kann. Nichts ist mit diesem Rennen vergleichbar. Es ist einfach großartig, hier und Teil dieses Stücks Radsporttradition zu sein.“

Degenkolbs Liebe für die „Königin der Klassiker“ hatte ihn abermals über die Holperpisten getragen. Die 121. Ausgabe wurde wieder zu einer körperlichen und mentalen Grenzerfahrung. An deren Ende war Degenkolb hin- und hergerissen.

Lange hatte „Dege“ mit den Besten um den siegreichen Weltmeister Mathieu van der Poel („Phänomenal, einfach eine andere Liga“) mitgehalten, er kämpfte sich nach Rückschlägen zurück, fuhr den berüchtigten Wald von Arenberg mit einem Platten und spielte seine große Erfahrung aus. Platz elf und 4:47 Minuten Rückstand im Velodrom von Roubaix stellten den Sieger von 2015 dennoch nur bedingt zufrieden.

„Ich weiß nicht, ob ich glücklich sein oder mich ärgern soll“, sagte Degenkolb, „alles, was ich sagen kann, ist, dass ich dieses Rennen und alles, wofür es steht, liebe.“ Degenkolb hat eine ganz besondere Beziehung zur „Hölle des Nordens“ – nicht nur wegen seines Siegs vor neun Jahren, des einzigen deutschen Erfolgs nach Josef Fischer (1896).

2018 gewann Degenkolb die Tour-Pave-Etappe nach Roubaix. Der Pave-Sektor Hornaing-Wandignies-Hamage trägt zu seinen Ehren seinen Namen. Degenkolb wurde für seine Verdienste um das Rennen gewürdigt. Maßgeblich für die Ehrung war Degenkolbs Einsatz für das Roubaix-Nachwuchsrennen, das er einst mit einer Crowdfundig-Kampagne vor dem Aus bewahrte.

Seine enge Verbundenheit zu den „Amis de Paris-Roubaix“, die sich unter anderem für den Erhalt des Kopfsteinpflasters einsetzen, pflegte er nach dem Rennen. „Es bedeutet mir alles, hier dabei zu sein. Es ist alles wert, was ich für diesen Sport opfere, alles, was meine Familie dafür tun muss“, sagte Degenkolb.

Auch der unglückliche Verlauf der diesjährigen Ausgabe änderte nichts an seiner positiven Einstellung. Am Freitag vor dem Rennen war er bei der Streckenerkundung gestürzt. Im Rennen war sein linkes Knie bandagiert. Nach dem Wald von Arenberg musste Degenkolb sein Vorderrad tauschen. „Ich hatte keine gute Vorbereitung, im Rennen hatte ich dann im schlechtesten Moment einen Defekt“, sagte er.

Eines wusste der 35-Jährige vom Team dsm-firmenich PostNL, der im Vorjahr unglücklich Siebter geworden war, aber sicher: Im kommenden Jahr will er zu seinem Lieblingsrennen zurückkehren und es erneut probieren. „Ich habe mindestens noch einen Versuch im nächsten Jahr. Darauf freue ich mich schon. Ich habe gezeigt, dass ich es noch drauf habe.“

Bei den „Amis de Paris-Roubaix“ ist er immer willkommen.