Weißwasser (SID) Mit einem mühsamen Sieg haben die Vize-Weltmeister ihre sehr durchwachsene WM-Vorbereitung abgeschlossen. Für Kapitän Moritz Müller war es ein besonderes Spiel.
Nach dem Trip zurück in die eigene Jugend machte sich Moritz Müller auf den Weg zu seiner zwölften Eishockey-WM – mit gemischten Gefühlen. Als der Kapitän der deutschen Vize-Weltmeister am 07. Mai n den Mannschaftsbus nach Ostrava stieg, hatte er noch die Bilder vom Vorabend im Kopf: Die 3000 Zuschauer in Weißwasser hatten den doppelten Silbermedaillengewinner nach der mühsam bestandenen Generalprobe überschwänglich als Heimkehrer gefeiert.
„Ein tolles Gefühl“, sagte der 37-Jährige nach dem 4:3 nach Verlängerung gegen Frankreich, „ich bin ein bisschen sentimental geworden. Hier hatte ich mit 15 meine erste eigene Wohnung, mit einem Russen und einem Kanadier. Für mich hat die Reise hier begonnen.“ 22 Jahre und 204 Länderspiele später führt sie ihn zu einer WM mit besonderen Vorzeichen: Nach dem Coup im vergangenen Jahr sind die Erwartungen gestiegen, die Fallhöhe ist groß.
Die Vorbereitung hatte „Höhen und Tiefen“, wie Müller zugab. Auch der Sieg zum Abschluss gegen den WM-Zwölften ließ noch viel Luft nach oben. „Wir bauen ein Gefühl auf, da sind wir immer noch dabei“, sagte der Verteidiger, der vor 21 Jahren aus Weißwasser zu den Kölner Haien gewechselt war, „der Rest entsteht während des Turniers.“ Vor allem der unglaubliche Teamgeist hatte die deutsche Mannschaft sensationell ins Finale von Tampere getragen.
Trotz nur drei Siegen, aber fünf Niederlagen war Müller „zufrieden“ mit der Testphase vor dem WM-Auftakt am Freitag (16.20 Uhr/Pro7 und MagentaSport) gegen die Slowakei. „Wir hatten noch einige Spieler zu integrieren, das haben alle gut gemacht“, meinte der Kapitän, „jetzt geht es noch um die letzten Feinheiten.“
Vor allem die Berliner „Meisterbären“, die bei der Generalprobe zum ersten Mal aufliefen, zeigten, dass sie sofort weiterhelfen. DEL-Finalheld Leo Pföderl machte mit dem Toreschießen gleich weiter und trug zwei Treffer bei, Frederik Tiffels, vor einem Jahr der gefeierte Siegtorschütze im WM-Halbfinale gegen die USA, traf ebenfalls. Und die Verteidiger Kai Wissmann und Jonas Müller stabilisierten die Abwehr, die nach der Absage des NHL-Stars Moritz Seider und des Mannheimers Leon Gawanke zur Schwachstelle zu werden drohte.
„Sie bringen zu allererst Qualität“, meinte Müller, „und sie kommen mit einer breiten Brust aus ihrer Saison. Sie haben alle hier schon oft gespielt, deswegen wird es nicht schwer sein, schnell aufeinander abgestimmt zu sein.“ Pföderl war trotz seines Doppelpacks nicht zufrieden: „Die zwei Tore waren gut, der Rest nicht so.“
Denn individuelle Fehler verhinderten einen Sieg schon in der regulären Spielzeit, sodass Dominik Kahun erst in der Overtime für das Erfolgserlebnis sorgte. „Defensiv müssen wir noch was verbessern“, meinte der Schweiz-Legionär, der wie im Vorjahr mit Tiffels und NHL-Stürmer John-Jason Peterka die Paradereihe bildete.
Dass Kahun spät traf, war „wichtig für die Moral“, wie Bundestrainer Harold Kreis feststellte: „Dieser Sieg bedeutet zwar nichts, trotzdem ist es ein gutes Gefühl.“ Dazu dürfte auch beitragen, dass nach Peterka, Angreifer Nico Sturm, Torhüter Philipp Grubauer und Verteidiger Maksymilian Szuber kurzfristig noch weitere Verstärkung aus der NHL kommen könnte: Nach dem Play-off-Aus in der unterklassigen AHL ist Stürmer Lukas Reichel ein Thema. DEB-Sportdirektor Christian Künast sei in Gesprächen mit den Chicago Blackhawks, berichtete Kreis, „wir hoffen, bald endgültig zu wissen, ob es klappt oder nicht.“