Köln (SID) In der Kür der Kandidaten überzeugt Martin Richenhagen mit einem klaren Konzept. Ob der einstige Topmanager aber wirklich der Wunschpräsident der Landesverbände ist, wird sich erst am 9. Oktober erweisen.
Martin Richenhagen ist ein Mann der klaren Worte. Donald Trump nannte er kürzlich im Interview mit der Süddeutschen Zeitung einen „angeberischen Schwätzer“, Elon Musk einen „Spinner“. In der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN, die seit Juli ohne präsidiale Führung vor sich hindümpelt, fürchtet man diese klaren Worte des einstigen Topmanagers. Und genau deshalb ist es alles andere als sicher, dass der inhaltlich perfekt geeignete Kandidat von den Landes- und Zuchtverbänden als Präsident abgenickt wird.
Bei der Kür der Kandidaten am Dienstag hinter verschlossenen Türen am Verbandssitz in Warendorf überzeugte Richenhagen (72) mit einem verständlichen Konzept. Es gilt immerhin, den nicht nur wirtschaftlich taumelnden Verband wieder in die Spur zu bringen, eine Herkules-Aufgabe, für die Richenhagen einen durchdachten Plan vorlegte. Neue Geschäftsfelder für den Reiterverband beispielsweise, zudem einen externen Beraterstab mit Kundensicht der Reiter auf die FN. Es gelte darüber hinaus, die Vereine bei der Entwicklung eines Service- und Dienstleistungsgedankens zu fördern und zu unterstützen.
Mag der Inhalt auch überzeugt haben, Richenhagen kann sich einer klaren Mehrheit keinesfalls sicher sein. Vor allem FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach dürfte alle Hebel in Bewegung setzen, um einen Präsidenten Richenhagen zu verhindern. „Herr Lauterbach ist mit seiner Aufgabe seit Jahren vollkommen überfordert, Herr Lauterbach muss weg“, hatte dieser dem Züchterforum nach dem Rücktritt von Präsident Hans-Joachim Erbel im Juli gesagt. Lauterbach und Erbel bezeichnete Richenhagen seinerzeit als „Studentenreiterkumpel“.
Da gingen es die beiden anderen Kandidaten Hans-Jürgen Meyer und Heinrich Bottermann am Dienstag etwas beschaulicher an. Meyer (71), Unternehmer und Reiterhof-Besitzer, verwies mehrfach auf seine wirtschaftliche Kompetenz, einen echten Maßnahmenplan blieb er schuldig. Bottermann (68), Tierarzt und ehemaliger Staatssekretär im NRW-Landeskabinett, hatte auf konkrete Fragen zur Steigerung der Einnahmen und Senkung der Kosten keine überzeugenden Antworten, auch zu den dringend erforderlichen Strukturveränderungen sagte er nicht viel. Eine Frau hatte übrigens bei der Suche nach geeigneten Kandidaten nicht aufgezeigt.
Bis zum 9. Oktober muss der Beirat Sport nun einen Namen auswählen, und nur der steht dann im Rahmen der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 12. November in Warendorf zur Wahl. In der Vorauswahl muss sich dafür einer der drei Anwärter mit mehr als 50 Prozent der Stimmen durchsetzen. Inhaltlich spricht alles für Richenhagen, allerdings könnten sich die Landes- und Zuchtverbände durch ihn in ihrer Autonomie bedroht sehen. Ein starker Präsident, der nicht nur Hände schüttelt, ist bei vielen Verbänden nicht sonderlich beliebt.
Öffentliche Statements gab es nach der Kandidaten-Kür am Dienstag nicht, Transparenz spielte bei der FN zuletzt ja ohnehin keine so große Rolle. Das dürfte mit einem Präsidenten Richenhagen anders werden. Dessen Credo lautet: „Ich sage, was ich denke, und tue, was ich sage.“ Damit kann nicht jeder umgehen.