Mailand/Köln (SID) Zum Abschluss einer historisch erfolgreichen Saison greift Tadej Pogacar bei der Lombardei-Rundfahrt eine uralte Bestmarke von Fausto Coppi an.
Eddy Merckx sieht Tadej Pogacar bereits „über mir“, Bernard Hinault akzeptiert den Slowenen als würdigen Nachfolger. Und zum legendären Fausto Coppi kann Pogacar zum Abschluss einer phänomenalen Saison am 12. Oktober bei der Lombardei-Rundfahrt aufschließen. Wenn die aktuellen Gegner ausgehen, müssen Vergleiche mit den Größten der Geschichte herhalten. Doch dem Größten der Radsport-Gegenwart schmecken die Exkurse in die Vergangenheit gar nicht.
„Irgendwie ist es schmeichelhaft, aber eigentlich auch nervig“, sagt der Weltmeister: „Ich will einfach mein eigenes Ding machen, meine eigene Geschichte schreiben. Ob ich jetzt Radsport-Geschichte schreibe oder nicht – ich will einfach alles genießen.“
Beim „Klassiker der fallenden Blätter“, dem traditionell letzten Radsport-Highlight des Jahres über 252 immens harte Kilometer zwischen Bergamo und Como, kann der 26 Jahre alte Ausnahmefahrer noch einmal beides – genießen und Geschichte schreiben: Die knackigen Hügel der Lombardei sind klassisches „Pogi“-Spaßland. Und wie vor ihm nur der „Campionissimo“ Coppi – dem „Champion aller Champions“ gelang dies ab 1946 – will Pogacar „Il Lombardia“ ein viertes Mal in Serie gewinnen.
„Es war bislang eine perfekte Saison. Aber sie ist noch nicht vorbei“, sagt Pogacar: „In meinem letzten Rennen will ich noch einmal ein Topergebnis erreichen.“ Und eigentlich gibt es kaum vernünftige Zweifel daran, dass dieses letzte Rennen mit dem 24. Saisonsieg endet.
Pogacar wirkte bei seinen jüngsten Starts, als würde er eine andere Sportart als die Konkurrenz betreiben. Grand Prix von Montreal: Sieg mit 24 Sekunden Vorsprung nach 23,3-km-Solo. WM in Zürich: Sieg mit 34 Sekunden Vorsprung nach 51,7-km-Solo. Giro dell’Emilia: Sieg mit 1:54 Minuten Vorsprung nach 37,8-km-Solo.
„Wir geben ja das Maximum, aber Tadej ist in diesem Jahr einfach nicht normal“, sagt sein belgischer Rivale Remco Evenepoel, der in diesem Sommer mit olympischen Doppel-Gold sowie dem WM-Titel im Zeitfahren Erfolge ohne Präzedenzfall feierte, im Herbst der Saison aber machtlos wirkt – auch bei der Lombardei-Rundfahrt ist Evenepoel wohl nur ein Favorit im Kampf um Platz zwei.
Rang eins scheint für Pogacar reserviert, für „The Not Normal One“. Tour und Giro hat er 2024 gewonnen – als erster Profi binnen einer Saison seit 26 Jahren (Marco Pantani/1998). Als erster Profi seit 35 Jahren (Greg Lemond/1989) wurde er Tour-Sieger und Weltmeister im selben Jahr. Und als erster Fahrer nach Merckx (zuletzt 1975) könnte er am Samstag sein drittes Monument in einem Kalenderjahr gewinnen.
„Ich werde auf dieses Jahr definitiv als ein besonderes zurückblicken“, sagt Pogacar. Und für das nächste, das übernächste Jahr und die weitere Zukunft bleiben noch Ziele: Mailand-Sanremo, Paris-Roubaix, die Vuelta und Olympia fehlen noch in seinen Palmares. Dann hätte Pogacar den Radsport durchgespielt.
„Aber ich rede nicht gerne über die Zukunft und Rekorde, die gebrochen werden können“, sagt er. Spaß, schon klar, ist wichtiger.