Berlin (SID) Der Bundespräsident verleiht in Berlin den Sportstars des Sommers die höchstmögliche Auszeichnung.
Darja Varfolomeev lächelte leicht amüsiert, während Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mächtig kämpfte. Der Name der deutschen Gymnastik-Queen wollte dem wortgewandten Staatsoberhaupt nur ruckelig über die Lippen kommen – die Glückwünsche an die seit Montag 18 Jahre alte Olympiasiegerin kamen indes von Herzen. „Wie schön, dass wir heute gleich doppelt feiern“, sagte Steinmeier. Und das Geburtstagskind Varfolomeev durfte sich 86 Tage nach dem Gold von Paris auch über das Silberne Lorbeerblatt freuen.
„Das ist eine sehr, sehr große Ehre für mich. Dass ich eingeladen wurde, hier meinen Geburtstag feiern durfte und so groß erwähnt worden bin“, sagte die erste deutsche Gold-Gymnastin dem SID und verabschiedete sich flugs: „Jetzt feiere ich in der Heimat mit Freunden und Familie weiter.“
Steinmeiers doppelte Glückwunsche zum Geburtstag und zum Sommer ihres Lebens hatte Varfolomeev im Gepäck. Wie viele andere Stars erhielt sie am 04. November in Berlin bei der traditionellen Feierstunde für die Heldinnen und Helden der Großereignisse die höchste Auszeichung, die der Staat für sportliche Leistungen vorsieht. Viele waren dem Ruf ins Hotel Estrel an der Sonnenallee gefolgt – und durften noch einmal in Erinnerungen an ihre Traumtage bei den Olympischen und Paralympischen Spiele und den Winter-Deaflympics schwelgen.
„Sie haben nicht nur sportlich Außergewöhnliches geleistet, sondern auch ein ganzes Land stolz gemacht. Sie haben uns unvergessliche Momente geschenkt“, sagte Steinmeier, ehe er gemeinsam mit Innenministerin Nancy Faeser (SPD) zur mehr als einstündigen Übergabe-Zeremonie schritt.
„Das ist ein immens schönes Ereignis, noch einmal mit den Sportlern und Sportlerinnen zusammenzukommen, die man in Paris getroffen hat“, sagte die frischgebackene Ex-Nationalspielerin Alexandra Popp, die in Frankreich mit den deutschen Fußballerinnen Bronze gewonnen hatte, und meinte lachend: „Das war dann wohl meine letzte Amtshandlung als Kapitänin.“
Steinmeier erinnerte explizit an den Triumph von Lukas Märtens als „erste olympische Goldmedaille“ für einen deutschen Beckenschwimmer „für das wiedervereinigte Deutschland“ oder die sensationellen 3x-3-Basketballerinnen und an Para-Weitspringer Markus Rehm, den „Herrn der Lüfte“. Sie waren „Leuchttürme“ des deutschen Leistungssports, der im Supersportjahr nicht nur für positive Schlagzeilen schrieb.
Vor allem das mäßige deutsche Abschneiden bei den Olympischen Spielen in Paris hatte für Kritik gesorgt, ein Umdenken in der Spitzensportförderung sei fällig. Die Breite an der Spitze ist schmaler geworden.
Davon war im Gedränge von Berlin wenig zu spüren. Die Feierstunde musste vom festlichen Ambiente des Bundespräsidenten-Sitzes in die Riesen-Räumlichkeit des größten Hotels Deutschlands umziehen. „Der Große Saal im Schloss Bellevue wäre für alle zusammen zu klein gewesen“, sagte Steinmeier – auch wenn viele Stars des Sommers persönlich nicht anwesend waren.
Steinmeiers Ur-Vorgänger Theodor Heuss, der erste deutsche Bundespräsident, hatte das Lorbeerblatt 1950 gestiftet, es gehört zu den großen Konstanten des bundesdeutschen Sports. Eine Konstante in unsteten Zeiten. Steinmeier unterstrich deshalb angesichts der vielen Welt-Krisen die gesellschaftliche Bedeutung des Sports und seiner Großveranstaltungen.
„Zwischen feiernden Fans, strahlenden Athletinnen und Athleten und einem über die Welt verteilten Publikum entfaltete sich plötzlich eine lang vermisste Atmosphäre der Leichtigkeit und Heiterkeit“, sagte er: „In dieser schwierigen Zeit verbreiteten die Spiele von Paris etwas sehr Kostbares: Zuversicht.“