Köln (SID) Schwimm-Superstar Michael Phelps, der erfolgreichste Olympionike der Geschichte, feierte im April sein Comeback. Der SID hat Geschichten prominenter Rückkehrer zusammengestellt:
MUHAMMAD ALI (Boxen): Ali war der Größte – und beendete seine Box-Karriere als gebrochener Mann. 1967 musste der gebürtige Cassius Clay zwangsweise erstmals seine Karriere ruhen lassen und als Wehrdienstverweigerer seinen WM-Titel abgeben. 1970 durfte Ali sein Comeback feiern, wurde Weltmeister, der „Rumble in the Jungle“ gegen George Foreman und die Kämpfe gegen Joe Frazier gingen in die Geschichte ein. Mit der Niederlage gegen Leon Spinks 1978 sank sein Stern, Ende des Jahres erklärte er seinen Rücktritt, erste Zeichen seiner Parkinson-Erkrankung machten sich bemerkbar. 1980 kam Ali dennoch ein drittes Mal zurück, in verheerendem Zustand: Aus dem schnellsten Schwergewicht war ein tapsiger Bär geworden. Die Niederlagen gegen Larry Holmes und Trevor Berbick kratzten am Mythos Ali – zerstören konnten sie ihn nicht.
MICHAEL JORDAN (Basketball): Auf dem Höhepunkt seines Schaffens verabschiedete sich „His Airness“ 1993 nach drei NBA-Titeln in Serie von den Chicago Bulls. Jordan, damals 30, wechselte die Sportart – in Gedenken an seinen kurz zuvor ermordeten Vater James Jordan – und unterschrieb beim Baseball-Klub Chicago White Sox. Zwei Jahre bemühte er sich vergeblich um einen Platz im MLB-Team der Sox, es blieb aber bei eher kläglichen Auftritten in den Farm-Teams Birmingham Barons und Scottsdale Scorpions. Am 18. März verkündete Jordan mit einer zwei Worte langen Presseerklärung („I’m back“) seine Rückkehr zu den Bulls und wurde noch dreimal Meister. Als der Start der Saison 1998/99 wegen des Lockouts ausfiel, trat Jordan erneut zurück. „Zu 99,9 Prozent bin ich mir sicher, dass ich nie mehr ein NBA-Spiel bestreiten werde“, sagte Jordan. Es wurden noch 142 – für die Washington Wizards von 2001 bis 2003.
KATARINA WITT (Eiskunstlauf): Zweimal wurde das „schönste Gesicht des Sozialismus“ Olympiasiegerin, viermal Weltmeisterin. 1988 trat Witt zurück, sechs Jahre später feierte sie ihr Comeback. Die Eis-Diva lief bei den Spielen in Lillehammer zu den Klängen des Hildegard-Knef-Evergreens „Sag‘ mir wo die Blumen sind“. Doch der Sport hatte sich ohne die Witt weiter entwickelt: Es reichte nur noch zu Platz sieben.
LANCE ARMSTRONG (Radsport): Mit seiner Rückkehr in der Radsportzirkus 1998 nach anderthalbjähriger Pause wegen einer Krebserkrankung und den folgenden sieben Tour-Siegen erschuf der Texaner einen Mythos, auf den er sich seit seiner Karriere berief, der aber spätestens mit der Enttarnung als einer der skrupellosesten Doping-Betrüger im Herbst 2012 zu Staub zerfiel. 2005 hatte Armstrong seinen Rücktritt erklärt, vier Jahre später meldete er sich zurück und fuhr noch zweimal die Tour de France. Zum achten und neunten Mal wollte er gewinnen – heute besitzt er keinen einzigen Tour-Titel mehr.
BJÖRN BORG (Tennis): Mit 25 Jahren hatte der Schwede fünfmal Wimbledon und viermal die French Open gewonnen – und die Motivation verloren. 1982 und 1983 spielte Borg jeweils nur das Turnier in Monte Carlo, erklärte danach sein Karriereende, nur um 1984 in Stuttgart anzutreten. Das Kurz-Comeback endete mit einem 3:6, 1:6 gegen Henri Leconte. 1991 nahm Borg einen neuen Anlauf. Der fast 35-Jährige gab ein mitleiderregendes Bild ab, war ein chancenloses Fossil aus einer anderen Tennis-Epoche. Nach zweieinhalb Jahren und zwölf Erstrunden-Pleiten bei ebenso vielen Turnierstarts war der Spuk vorbei.
MARIO LEMIEUX (EISHOCKEY): Ganz Pittsburgh bangte mit seinem Superstar, als bei Lemieux im Januar 1993 Morbus Hodgkin, ein heimtückischer Lymphdrüsen-Krebs, diagnostiziert wurde. Nach nur zwei Monaten Pause trug der Kanadier wieder das Penguins-Trikot, war zum Saisonende mit 160 Punkten in nur 60 Spielen bester NHL-Scorer. Wegen seiner Krankheit und weiterer Verletzungen verpasste Lemieux weite Teile der Saison 1993/94 sowie die komplette folgende Spielzeit. 1997 trat „Le magnifique“ zurück und wurde sofort in die Hall of Fame aufgenommen. Von den Penguins konnte Lemieux aber nicht lassen: 1999 kaufte er das Team, ein Jahr später erklärte er den Rücktritt vom Rücktritt. Erst 2006 ging Lemieux als 40-Jähriger endgültig vom Eis – als einer der ganz Großen.
EVANDER HOLYFIELD (BOXEN): Der Schwergewichtler aus Atmore ist so etwas wie der Comeback-Weltrekordler. Fünfmal hängte Holyfield seine Handschuhe an den Nagel, erstmals 1992. Fünfmal zog er sie wieder an, letztmals im Mai 2011. Zurückgetreten ist „The Real Deal“, dessen Kämpfe gegen Mike Tyson und Lennox Lewis Box-Geschichte schrieben, danach nicht mehr. Dem Vernehmen nach hofft der 51-Jährige immer noch auf einen Kampf gegen einen der Klitschkos.
BRETT FAVRE (Football): In der Spätphase seiner großen Karriere wurde der Star-Quarterback zu „Käpt’n Wankelmut“. Nach 15 Jahren bei den Green Bay Packers erklärte Favre im März 2008 sein Karriereende, fünf Monate später unterschrieb er für ein Jahr bei den New York Jets. Im Februar 2009 folgte Rücktritt Nummer zwei, doch auch der war nach sieben Monaten Makulatur: Favre zog es für zwei Spielzeiten zu den Minnesota Vikings, dem Erzrivalen der Packers. Seit Januar 2011 ist Favre erneut in Rente – und wird immer dann gehandelt, wenn sich irgendwo in der NFL ein Quarterback verletzt.
NIKI LAUDA (Formel 1): Eine Karriere, die einfach verfilmt werden musste: Der Österreicher kam 1976 ein Jahr nach seinem ersten WM-Titel im Feuer-Inferno auf dem Nürburgring nur knapp mit dem Leben davon, blieb von schweren Verbrennungen gezeichnet. Nur 42 Tage später feierte der Ferrari-Pilot in Monza sein Comeback, wurde 1977 erneut Weltmeister. Zwei Jahre später trat Lauda zurück, um sich seiner Fluglinie zu widmen. 1982 holte ihn McLaren aus dem sportlichen Ruhestand, 1984 gewann Lauda ein drittes Mal die WM-Krone.