Frankfurt am Main (SID) Giulia Gwinn beerbt Alexandra Popp dauerhaft als Spielführerin der deutschen Fußballerinnen. Zum Start ins EM-Jahr entschied sich der Bundestrainer für die Topkandidatin.
Giulia Gwinn hopste beschwingt die Treppen zum Trainingsplatz herunter, die Kameras klickten im Takt. Bei Sonnenschein und Eiseskälte strahlte die deutsche Nationalspielerin am Frankfurter DFB-Campus – schließlich wusste sie am Vormittag längst, dass sie wenig später auch offiziell zur neuen Kapitänin ausgerufen werden würde.
Zum Start ins EM-Jahr ließ Christian Wück die deutschen Fußballerinnen rund 75 Minuten lang schwitzen, dann gab der Bundestrainer der Öffentlichkeit seine neue Spielführerin preis. „Kapitänin wird ‚Giuli‘. Sie ist meinungsstark und eine Persönlichkeit, die auf und neben dem Platz vorangeht. Sie wird eine hervorragende Kapitänin sein„, sagte Wück, der Janina Minge vom VfL Wolfsburg zur Stellvertreterin ernannte.
Gwinn ist damit zur festen Nachfolgerin von Alexandra Popp befördert. Eine Entscheidung, die schon am Vorabend bei der internen Verkündung knapp viereinhalb Monate vor der EURO in der Schweiz (2. bis 27. Juli) niemanden mehr überrascht haben dürfte. „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, und es erfüllt mich mit unglaublichem Stolz,“ sagte die 25-Jährige.
Die Rechtsverteidigerin vom FC Bayern galt als Topkandidatin für das vakante Amt. Nach Popps Abschied im Oktober hatte Gwinn die DFB-Frauen bereits als Interimskapitänin übernommen, Popp wünschte ihr da schon „Viel Spaß mit dem Haufen!“ – nun legte sich Wück vor dem Auftakt der Nations League fest. Minge hingegen ist als Überraschung zu werten.
Gwinn, nach zwei Kreuzbandrissen ohnehin als unermüdliche und gereifte Kämpfernatur bekannt, ist schon ein prägendes Gesicht: Als extrem zuverlässig, ehrgeizig und eloquent gilt sie längst, zudem ist die 57-malige Nationalspielerin im DFB-Team wie in der Öffentlichkeit äußerst beliebt. Mit mehr als 630.000 Followern ist sie seit langem die Social-Media-Queen im deutschen Fußball.
„Sie ist für junge Spielerinnen eine Gesprächsperson, die neben dem Platz auf die Leute zugeht, die Probleme angeht und auch lösen will„, lobte Lena Oberdorf Gwinns Leaderqualitäten. Die unterstreicht sie auch als Elfmeterkönigin: Bei Olympia 2024 schoss Gwinn die DFB-Frauen mit ihrem verwandelten Strafstoß gegen Spanien (1:0) zu Bronze, noch nie hat sie in einem Pflichtspiel eine Chance vom Punkt vergeben.
Ihren Durchbruch hatte die „Nationalspielerin des Jahres 2024“ bei der WM 2019 gefeiert, sie wurde in Frankreich als beste junge Spielerin des Turniers gekrönt. Seither gilt sie beinahe als unersetzlich: Beim WM-Debakel 2023 in Australien wurde die Vize-Europameisterin nach ihrem zweiten Kreuzbandriss schmerzlich vermisst.
Bei der anstehenden EM im Juli soll der zweimalige Welt- und achtmalige Europameister Deutschland wieder um den Titel mitspielen. Dafür dient die Nations League als Vorbereitung: Nach dem 2:2 gegen das Team aus den Niederlanden Ende Februar, siegten die DFB-Frauen vier Tage später beim Heimspiel in Nürnberg 4:1 gegen Österreich.