Alle lieben Taliso: Sehbehinderter Engel begeistert bei Let’s Dance

Köln (SID) Paralympicssieger Taliso Engel tanzt sich bei der TV-Show Let’s Dance in die Herzen der Zuschauer. Mit seiner Teilnahme will der sehbehinderte Schwimmer auch den Behindertensport in den Mittelpunkt rücken.

Bei all den Lobeshymnen freute sich Taliso Engel über einen neu gewonnenen Fan ganz besonders. „Krass“, sagte der 22-Jährige, „also gerade, dass Jürgen Klopp es gesehen hat, finde ich sehr, sehr cool.“ Der sehbehinderte Schwimmer eroberte beim TV-Format Let’s Dance auf Anhieb die Herzen der Zuschauer, auch der deutsche Fußballstar ist begeistert.

„Das war sensationell“, schwärmte Klopp, nachdem Engel in der ersten Sendung der beliebten RTL-Tanzshow mit seinem Langsamen Walzer vollends überzeugt hatte. 15 von 30 möglichen Jurypunkten holte der zweimalige Paralympicssieger. Zwar reichte es damit nicht zum „Tagessieg“, das Publikum belohnte Engel aber trotzdem.

Er erhielt die meisten Anrufe der Zuschauer und dadurch eine sogenannte Wildcard, dank der er in der zweiten Folge Ende Februar nicht ausscheiden konnte. Eine gewisse Erwartung verspürte Engel dadurch aber nicht. „Es ist, glaube ich, eher eine Motivation für uns beide, jetzt noch mehr Gas zu geben im Training“, kündigte Engel an.

Der Franke ist von Geburt an sehbehindert, auf seinem besseren Auge hat Engel nur sechs bis acht Prozent Sehkraft. „Man kann sich das so vorstellen, dass ich nur noch am äußersten Rand vom Auge was sehe“, erklärte Engel. RTL simulierte diese Perspektive für die Zuschauer mit einem weitgehend schwarzen Bild. Seine Tanzpartnerin Patricija Ionel solle das wissen, aber, wünscht sich Engel, am liebsten sofort wieder vergessen.

Seit einer Mittelohrentzündung mit Trommelfellriss im Jahr 2023 verlor Engel auf dem rechten Ohr auch sein Hörvermögen. Deshalb trägt Engel auch ein Cochlea-Implantat, durch das Geräusche aufgenommen werden können.

Der Tanzsport hat seine eigenen Tücken – „Ich bin richtig fertig“

Seiner steilen Karriere tat der Gehörverlust aber keinen Abbruch. Schon 2021 in Tokio schwamm Engel auf seiner Paradestrecke 100 m Brust in Weltrekordzeit zu Paralympics-Gold, in Paris wiederholte er dieses Kunststück. Dazu kommen drei WM- und zwei EM-Titel sowie weitere Ehrungen wie das Silberne Lorbeerblatt, der höchsten staatlichen Auszeichnung für sportliche Spitzenleistungen in Deutschland.

Trotz alledem hadert Engel mit dem ausbaufähigen Interesse der breiten Öffentlichkeit am Parasport. Umso wichtiger ist es ihm, die Bühne bei Let’s Dance zu nutzen. „Ich freue mich immer, wenn der Parasport mehr Aufmerksamkeit bekommt. Das ist ein richtiges Zeichen, weil wir in Deutschland immer noch hinterherhängen“, sagte Engel.

Eine Menge Aufmerksamkeit würde auch ein Start bei Olympia bescheren, mit dem Engel schon länger liebäugelt. „Mein Ziel ist es auf jeden Fall, im olympischen Bereich mitzuschwimmen“, sagte er in Paris. Noch fehlen ihm ein paar Sekunden, im paralympischen Bereich ist er dafür nahezu konkurrenzlos, bei nationalen Wettkämpfen wie der deutschen Meisterschaft sucht Engel deshalb den Vergleich mit Nicht-Behinderten – und schwimmt vielen von ihnen mühelos davon.

Dass der Tanzsport aber seine ganz eigenen Tücken hat, weiß nun auch der muskelbepackte Modellathlet. „Ich bin richtig durch“, beichtete Engel, „ich bin wirklich fertig, ich bin im Kopf fertig.“