Berlin (SID) Rund um den Equal Pay Day am 7. März und den Weltfrauentag am 8. März ist der „Gender Pay Gap“ auch im Sport wieder ein viel diskutiertes Thema.
Von den millionenschweren Verträgen ihrer männlichen Kollegen können die Fußballerinnen um Giulia Gwinn nur träumen, Skispringerin Selina Freitag wurde gar mit Shampoo statt Geld vertröstet. Rund um den Equal Pay Day sind die teils krassen geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Gehältern im Sport wieder ein viel diskutiertes Thema. Es besteht Handlungsbedarf.
„Bei der Bezahlung und Preisgeldern von Athletinnen und Athleten bestehen nach wie vor signifikante Unterschiede„, sagte Karla Borger, Präsidentin von Athleten Deutschland, dem SID: „Eine zunehmende Professionalisierung bestimmter Sportarten bedeutet aktuell nicht, dass sich die Gehälter auf absehbare Zeit annähern. Von echter ‚Equality‘ kann also noch lange nicht die Rede sein.“
Die Debatte um Gleichberechtigung rückt rund um den Equal Pay Day am 7. März und den Weltfrauentag am 8. März wieder stärker in den Fokus, klaffen doch trotz aller Fortschritte teilweise noch große Lücken zwischen Männern und Frauen. So sind die Fußballerinnen in der Bundesliga von den Beträgen, die Joshua Kimmich und Co. erhalten, Lichtjahre entfernt. In der vergangenen Saison bekam eine Spielerin im Schnitt ein monatliches Grundgehalt von 4000 Euro.
In der Nationalmannschaft ist für Kapitänin Gwinn und ihr Team ebenfalls erst einmal kein „Equal Pay“ in Sicht. Immerhin hatte DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig mit Blick auf die EM im Sommer, bei der ein Rekordpreisgeld von 41 Millionen Euro ausgeschüttet wird, von einer „signifikanten“ Steigerung bei den Prämien gesprochen. Wie hoch diese ist, bleibt abzuwarten. Bei dem Turnier vor drei Jahren hätte es beim Titelgewinn 60.000 Euro pro Kopf gegeben, bei der jüngsten Männer-EM 400.000 Euro.
Auch im Radsport müsste Tour-de-France-Gewinnerin Katarzyna Niewiadoma mit ihren Mitstreiterinnen die berühmte Frankreich-Rundfahrt gleich zweimal fahren – nur um mit dem Gesamtpreisgeld der Frauen (250.000) allein auf den Lohn des Radsport-Superstars Tadej Pogacar (500.000) für dessen Gesamtsieg zu kommen.
Für einen Aufschrei in der Debatte um gleiche Bezahlung hatte zuletzt das „Shampoo-Gate“ in Garmisch-Partenkirchen gesorgt. Skispringerin Freitag hatte Ende des vergangenen Jahres auf die Ungleichbehandlung im Weltcup aufmerksam gemacht. Während die Männer für einen Qualifikationssieg 3000 Franken bekämen, habe sie selbst „einen Beutel mit Duschgel, Shampoo und vier Handtüchern bekommen„. Der Weltverband versprach nach dem peinlichen Vorfall Besserung.
Sichtbarkeit der Schlüssel für mehr Anerkennung
Doch es gibt auch positive Beispiele. So dürfen sich Tennisspielerinnen bei den vier Major-Turnieren über die gleichen Preisgelder wie Novak Djokovic und Co. freuen. Auch der Deutsche Handballbund (DHB) ging vor kurzem einen laut Präsident Andreas Michelmann „überfälligen Schritt„. Seit diesem Jahr erhalten Frauen und Männer im DHB-Trikot die gleichen Tagegelder. Nationalspielerin Xenia Smits sprach von einer „Wertschätzung für den gleichen Einsatz“ und der symbolischen Kraft, Sport sei wertvoll – „egal, ob Frauen oder Männer aktiv sind„.
Auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung fordert Borger eine Kraftanstrengung auf allen Ebenen im Sportsystem. Athletinnen müssten besser sozial abgesichert, Mutterschutzregelungen eingeführt werden, betonte die Beachvolleyballerin. Für mehr Anerkennung sei zudem die Sichtbarkeit der Schlüssel: „Das heißt, internationale Wettbewerbe nach Deutschland holen, sie angemessen inszenieren – vor Ort und im Fernsehen – und die Geschichten der Athletinnen so erzählen, dass sie im Gedächtnis bleiben.“
Es ist und bleibt noch ein weiter Weg.